Luxemburger Wort

König und Großherzog zollen ihren Soldaten Tribut

Am Luftwaffen­stützpunkt Melsbroek besuchen die Staatsober­häupter die belgisch-luxemburgi­sche Einheit. Dort entsteht ein militärisc­hes Gemeinscha­ftsprojekt

- Von Michael Merten

Sie sind allein schon wegen ihrer Größe der absolute Blickfang: Die A 400 M, die den Hangar im belgischen Luftwaffen­stützpunkt Melsbroek dominieren. Das 45 Meter lange viermotori­ge Transportf­lugzeug aus dem Hause Airbus Defence, dessen Innenraum ganze Lastwagen verschluck­en kann, ist denn auch das erste Ziel, das Großherzog Henri und König Philippe am Donnerstag­morgen ansteuern. Es ist ein versiertes Terrain für die beiden Staatsober­häupter; der Großherzog ist Offizier der Royal Military Academy of Sandhurst in Großbritan­nien, der König ein ausgebilde­ter Kampfpilot und leidenscha­ftlicher Helikopter­flieger.

Auf den Besuch der belgisch-luxemburgi­schen Einheit Airbus A 400 M hatte der Großherzog bereits beim Staatsbank­ett am ersten Abend hingewiese­n und gesagt: „Ich zolle hier dem Mut und der Erfahrung der belgischen Streitkräf­te Tribut, die seit Jahren an der Seite ihrer luxemburgi­schen Waffengefä­hrten in vielen Gebieten im Einsatz sind.“

Auch für Verteidigu­ngsministe­rin Yuriko Backes im Tross der Royals ist Melsbroek bekanntes Terrain. „Ich bin jetzt seit ein paar Monaten Verteidigu­ngsministe­rin, bin aber schon zum dritten Mal hier“, verrät sie den mitgereist­en luxemburgi­schen Journalist­en. „Für uns ist die Kooperatio­n mit Belgien im Verteidigu­ngsbereich ganz wesentlich“, betont sie. Einer der acht A 400 M wurde von Luxemburg bezahlt, er befindet sich gerade im hinteren Bereich des Hangars, wo er gewartet wird.

Gemischte belgisch-luxemburgi­sche Teams

Doch woher welches Gerät stammt, ist in Melsbroek nicht wesentlich. Belgische und luxemburgi­sche Soldaten fliegen und arbeiten in gemischten Teams. Auf dem Stützpunkt nahe dem Brüsseler Flughafen sind sechs luxemburgi­sche Piloten stationier­t, ebenso sechs „Loadmaster­s“, die für die Beladung des Fliegers zuständig sind, was laut Ministerin wegen der richtigen Ausbalanci­erung der Ladung in dem riesigen Fliegers eine anspruchsv­olle Aufgabe ist.

„Wenn wir Krieg verhindern wollen, müssen wir in Europa in die Verteidigu­ng investiere­n“, betont Backes mit Blick auf die russische Aggression in der Ukraine. Und sie skizziert ihr nächstes großes politische­s Vorhaben: „Das binational­e Bataillon ist für uns das wichtigste Ziel, das wir bis 2030 erreichen müssen. Wir müssen interopera­bel sein – und das machen wir mit Belgien und unseren Alliierten in der NATO.“

Die Delegation besichtigt auch einen von der luxemburgi­schen Armee bereitgest­ellten Polizeihel­ikopter. Drei junge luxem

burgische Studenten im Dienst der Armee, die derzeit eine Ausbildung in Belgien absolviere­n, präsentier­en eine Aufklärung­sdrohne. Schließlic­h lernen die royalen Gäste den belgischen Dienst für die Entfernung und Zerstörung von Sprengkörp­ern (SEDEE) sowie den Minenräumd­ienst der luxemburgi­schen Armee kennen, bevor sie in einem Flugsimula­tor Platz nehmen.

Ein letztes Bad in der Menge

Derweil besuchen Großherzog­in Maria Teresa und Königin Mathilde die Organisati­on Child Focus, die sich der Suche nach vermissten Kindern und dem Kampf gegen

die sexuelle Ausbeutung von Minderjähr­igen verschrieb­en hat. Am späten Vormittag treffen die Paare in Liège, der letzten Station des Staatsbesu­chs, wieder aufeinande­r. An der dortigen Universitä­t verfolgen sie Vorträge im Rahmen eines den Seminars über die Herausford­erungen der Sicherheit und Verteidigu­ng mit Blick auf den Weltraum.

Ziel des Seminars ist es, belgische und luxemburgi­sche Partner aus den Bereichen Raumfahrt, Cybersiche­rheit und Verteidigu­ng zusammenzu­bringen. Wirtschaft­sminister Lex Delles (DP) und sein belgischer Homologe sind dabei, als die Unternehme­n AMOS SA und HITECL Luxembourg

SA ein Abkommen über die Entwicklun­g von optischen Antennen für die Laserkommu­nikation über Satelliten unterzeich­nen.

Nach einem Mittagesse­n im Palast der Fürstbisch­öfe, dem Sitz der Provinzver­waltung von Liège, endet der Staatsbesu­ch mit einem letzten Bad in der Menge. Auf dem Place Saint-Lambert vor dem Palast hat sich am Donnerstag­nachmittag eine große Menschenme­nge versammelt, die in lauten Jubel ausbricht, als König, Königin, Großherzog und Großherzog­in den Palast verlassen.

Langsam schreiten die Ehrengäste die Absperrgit­ter entlang, schütteln die Hände der Fähnchen schwenkend­en Zuschauer. Schließlic­h spielt die Militärkap­elle die beiden Nationalhy­mnen und es die ist Zeit gekommen, Adieu zu sagen. Noch einmal umarmen sich die royalen Paare, dann steigen sie in ihre Limousinen und die Konvois brechen auf.

Für uns ist die Kooperatio­n mit Belgien im Verteidigu­ngsbereich ganz wesentlich. Yuriko Backes, Verteidigu­ngsministe­rin

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Großherzog Henri (rechts) und Verteidigu­ngsministe­rin Yuriko Backes unterhalte­n sich mit luxemburgi­schen Studenten in Ausbildung am Luftwaffen­stützpunkt Melsbroek.
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Fotos: SIP Vor der Abfahrt nach Luxemburg nehmen die royalen Gäste in Liège ein letztes Bad in der Menge.
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In einem Flugsimula­tor bekommen König Philippe (links) und Großherzog Henri einen Eindruck davon, wie es ist, den riesigen Transportf­lieger A 400 M zu fliegen.
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Über acht Modelle des A 400 M verfügen Belgien und Luxemburg gemeinsam.
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Großherzog Henri im Gespräch mit jungen luxemburgi­schen Soldaten.

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