Luxemburger Wort

Differding­ens schwierige­r Weg zur Klimaneutr­alität

Der Erste Schöffe Tom Ulveling (CSV) meint, dass die Ziele der Gemeinde zum Teil kaum zu erreichen sind

- Von Mike Stebens

Die Gemeinde Differding­en will bis 2030 klimaneutr­al sein und hat sich aus diesem Grund „ehrgeizige Ziele“gesetzt, wie der Erste Schöffe Tom Ulveling (CSV) im Gespräch mit dem „Luxemburge­r Wort“sagt. Die Gemeinde suche nun nach Wegen, um diese zu erreichen. Ulveling gibt zu, dass das schwierig wird, auch mithilfe des Net0Cities-Programms. Der Verbund von 100 europäisch­en Städten vereinfach­t den Dialog untereinan­der und bietet gratis Zugang zu Forschungs­instituten.

Die Frage, was eine NetZero City ist, wird auf der Webseite des Projekts so erklärt: „Ziel ist es, CO2-neutral zu werden, d. h. unsere Emissionen zu reduzieren und dafür zu sorgen, dass wir sie selbst kompensier­en.“Im vergangene­n Jahr unterzeich­nete die Gemeinde dazu den „Climate City Contract“.

Das vielleicht wichtigste, aber auch schwierigs­te Ziel ist es, „50 Prozent von unseren alten Gebäuden zu renovieren, um diese energietec­hnisch wieder in Form zu bringen“, wie Tom Ulveling erklärt. Wie sieht es im Moment prozentual aus, wie viel fehlt noch? 50 Prozent seien bis 2030 unmöglich zu erreichen, gibt er zu. „Ich war nicht dabei, als das ausgehande­lt wurde, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass dies in solch kurzer Zeit zu erreichen ist.“

Ulveling gibt jedoch zu bedenken: „Man muss sich ein hohes Ziel setzen, um überhaupt in der Mitte anzukommen.“Es gehe für ihn hauptsächl­ich um Gebäude, die sich im Besitz der Gemeinde befinden. Letztere wolle schließlic­h Vorreiter sein und könne nicht „etwas predigen, das wir selbst nicht machen“.

Auf die Frage, ob Differding­en bis 2030 klimaneutr­al werden kann, zögert Ulveling einen Moment und sagt dann: „Offen gestanden, denke ich, dass das utopisch ist.“Er sei jedoch davon überzeugt, dass die Gemeinde große Fortschrit­te machen könne. Das Ziel dient also eher dazu, die Sache ans Rollen zu bekommen. Der Erste Schöffe führt weiter aus, man müsse realistisc­h bleiben: „Wenn auf einmal jeder im Land entscheide­n würde, sein Dach zu renovieren und neue Fenster zu installier­en, so viele Betriebe haben wir nicht hierzuland­e, die all diese Aufträge ausführen könnten.“

Zwei der fünf gesteckten Ziele hält Ulveling für machbar, wenn man die Menschen dazu motiviert bekomme: den privaten Autoverkeh­r um 20 Prozent zu verringern und die Recyclingq­uote auf 65 Prozent zu steigern, um dadurch 40 Prozent weniger Abfall zu produziere­n. Das Fahrrad zu nehmen und das Auto stehenzula­ssen koste nichts.

Ein weiteres Ziel sind hundert Prozent erneuerbar­e Energien durch Selbstvers­orgung mithilfe von Fotovoltai­k und Windkrafta­nlagen. Das könne nur erreicht werden, wenn auch der Staat mitspiele. Tom Ulveling gibt ein Beispiel: Vor einem guten Dutzend Jahren habe die Gemeinde ein Projekt gestartet, um Windkrafta­nlagen zu errichten. Bis heute gebe es keine Genehmigun­g vom Umweltmini­sterium. Ulveling sieht die Verantwort­ung bei grünen Umweltmini­stern, die viele Projekte abgelehnt hätten.

Häuserreno­vierung „mit angezogene­r Handbremse“

Zurück zu den Renovierun­gen. In der aktuellen Ausgabe des „Diffmag“, dem Gemeindebl­att der Stadt, ist zu lesen: „Bei elf Teilnehmer­n laufen die Renovierun­gsarbeiten gerade an und bei sechs Teilnehmer­n sind sie bereits abgeschlos­sen.“Darauf angesproch­en, dass diese Zahlen ziemlich niedrig sind, antwortet Tom Ulveling: „Ich kenne diese Zahlen nicht genau, weiß aber, dass relativ viele Menschen Interesse zeigen.“Viele haben bei der Klima-Agence um eine Beratung gebeten, jedoch wegen der finanziell­en Kosten bei der Umsetzung gezögert.

Das Projekt der Viertelren­ovierung habe die Gemeinde bereits vor der Teilnahme am Net0Cities-Programm gestartet, erklärt Ulveling. Das Umweltbüro habe festgestel­lt, dass es viele Viertel gebe, in denen die Häuser sich ähneln würden. „Die Idee ist aufgekomme­n, die Häuser Straße für Straße zu renovieren“, blickt er zurück. Das werde billiger für die Hausbesitz­er.

Funktionie­rt das? „Es klappt mit angezogene­r Handbremse.“Die Hürde: „Ich war bei Umweltmini­ster Serge Wilmes (CSV) und habe ihm gesagt, er müsse seine Subvention­spolitik eventuell überdenken.“Viele Menschen können nicht Geldsummen von mehreren Tausend Euro vorstrecke­n, der Staat solle die Zuschüsse sofort an die Firmen auszahlen.

Newspapers in German

Newspapers from Luxembourg