Vier Dinos und ein Drache rocken das Atelier
Diese Band ist ein echtes Phänomen: Dinosaurier sind ihr Thema, Kinder ihre Zielgruppe – und Heavy Metal ist ihre Musik. Am 28. April tritt die Band Heavysaurus in Luxemburg auf
Die deutsche Band Heavysaurus kommt nach Luxemburg: Am 28. April treten die fünf Rocker im Atelier auf. In Dinosaurier- und Drachenkostümen werden sie deutschsprachige Rock- und HeavyMetal-Lieder spielen und wollen eine aufregende Bühnenshow abliefern. Im Interview spricht der Gitarrist der Gruppe, Christof Leim alias Drache „Riffi Raffi“, über sein besonders Publikum, seine Vorfreude auf das Konzert im Großherzogtum und sein regelmäßiges Workout auf der Bühne.
Christof Leim, Sie kommen mit ihrer Band Heavysaurus zum ersten Mal ins Großherzogtum. Wird es für Sie ein besonderes Konzert?
Auf jeden Fall, ich persönlich freue mich sehr auf Luxemburg, weil ich aus der Region komme. Ich bin in Bernkastel-Kues zur Schule gegangen und habe früher in Monzelfeld im Hunsrück gewohnt. Mein Bruder wohnt in der Gegend von Trier und arbeitet in Luxemburg. Es wird also fast so etwas wie ein Heimspiel. Ich hoffe auch, dass einige Leute kommen, die ich kenne. Vielleicht auch meine Eltern.
Das Zielpublikum der Gruppe ist zwischen drei und elf Jahren alt. Gibt es Unterschiede zwischen einem jungen und einem erwachsenen Publikum?
Das kann man sagen. Ein Kinderpublikum reagiert unmittelbar auf das, was auf der Bühne passiert. Wenn sie etwas gut finden, sind sie direkt begeistert. Andersherum sind sie mit den Gedanken aber ganz schnell woanders, wenn man ihre Aufmerksamkeitsspanne überfordert. Dann achten sie gar nicht mehr so sehr auf die Show, sondern gehen zu ihren Eltern oder spielen mit anderen Kindern oder beschäftigen sich mit den Luftballons und dem Konfetti, das wir während des Auftritts in die Menge schießen. Sie sind eben auch schnell in Gedanken wieder weg. Unsere Konzerte dauern 75 bis 80 Minuten. Das ist auch gerade genug.
Für viele Kinder ist Heavysaurus die erste Livekonzert-Erfahrung. Hat man das als Musiker im Hinterkopf und deshalb eine besondere Verantwortung?
Dass wir vielen das Kulturgut Konzert sozusagen vorstellen dürfen, finden wir richtig gut. Sie sehen zum ersten Mal eine Band mit richtigen Instrumenten, die im Scheinwerferlicht auf der Bühne steht. Sie können dabei hingucken, wohin sie wollen und nicht nur dahin, wo die Kamera gerade hingeht. Sie merken, dass man dieses Kulturgut zusammen erlebt und es während eines Konzerts viel Interaktion untereinander gibt. Als Musiker stehen wir deshalb nicht unter besonderem Druck. Die Erwachsenen merken, wenn sich der Drummer mal verhaut. Die Kinder interessiert das nicht.
Sie spielen bis Frühjahr 2025 rund 170 Konzerte. Wie überlebt man einen solchen Marathon?
Wir sind alle professionelle Musiker und machen das nicht nach Feierabend. Außerdem spielen wir vor allem an den Wochenenden, meistens mittwochs oder donnerstags bis sonntags Da sind also im
mer Pausen dazwischen. Dazu kommt, dass wir auch Ersatzbesetzungen haben, falls mal jemand krank wird. Wir können also schon auf uns aufpassen. Aber ja: Am Ende einer Tour ist man dann doch ganz schön durch.
Sicherlich auch wegen der Kostüme. Die wiegen bestimmt nicht wenig, oder?
Wir haben die tatsächlich mal gewogen. Es sind etwa zwölf Kilo. Wir haben uns aber alle daran gewöhnt. Das ist wahrscheinlich wie bei Kiss, die das seit 50 Jahren so machen. (lacht) Ich sehe das mittlerweile positiv. Das ist richtiger Sport, Cardio-Workout und Sauna in einem.
Wie kommt man darauf, eine Band aus vier Dinosauriern und einem Drachen zusammenzustellen und Metal-Musik für Kinder zu machen?
Die Idee kommt ursprünglich aus Finnland. Das war 2009. Da haben Musiker der Band Thunderstorm Kinder bekommen und wollten ihnen eben Rock und Heavy Metal näher bringen, aber nicht mit den üblichen Texten über Tod und Teufel. Dann haben sie sich die Dinosaurier einfallen lassen und hatten großen Erfolg damit. Das kam dann bei Sony in Deutsch
land an und die haben mich gefragt, ob ich eine solche Band zusammenstellen könnte. Ich dachte mir: Das ist so cool bescheuert, das kann nur funktionieren. (lacht) Dann habe ich die Musik gehört und festgestellt, dass die Songs, die Texte und die ganze Aufmachung richtig gut sind.
Warum gibt es auch einen Drachen?
Das habe ich mich zunächst auch gefragt. Es ist ein ziemlich cleverer Schachzug von den Finnen. Dinosaurier gab es ja wirklich, Drachen eben nicht. So hat die Band einen Zugang zu mythischen Geschichten, eine Märchenkomponente. Außerdem können wir so zeigen, dass wir alle gleich sind. Es ist egal, ob man groß ist oder klein, dick oder dünn, schwarz, weiß oder grün, Dino oder Drache. Um es mal mit einem modernen Wort zu beschreiben: Er macht uns diverser.
Welche Werte möchten Sie den Kindern noch vermitteln?
Grundsätzlich würde ich sagen, dass wir keine pädagogische Band sind, aber die Texte enthalten schon Botschaften. Neben unseren eigenen Liedern spielen wir auch
Zuerst fand ich das ziemlich bescheuert, aber dann habe ich die Musik gehört und festgestellt, dass die Songs richtig gut sind.
immer ein paar wenige Coversongs Einer davon heißt „Stark wie ein Tiger“, im Original „Eye oft the Tiger“. Er soll den Kindern das Gefühl vermitteln, dass sie stark sind und Herausforderungen schaffen. Der Song „Retter der Welt“handelt davon, wie schlecht es um die Umwelt, das Klima und den Planeten bestellt ist – und dass wir zusammen die Welt retten können. Es gibt also schon ein paar Botschaften, aber trotzdem soll der Spaß im Vordergrund stehen.
Das neue Album heißt „Pommesgabel“, ein Verweis auf das Handzeichen der HeavyMetal-Fans. Worauf können sich die Hörer freuen?
In den neuen Songs geht es um Themen wie Angst im Keller, um Freundschaft und um kleine Abenteuer. Aber es werden auch einfach süße oder lustige Geschichten erzählt, wie zum Beispiel in „Laser Ninja“oder „Luna – unser Hund“. Musikalisch sind wir uns treu geblieben und bleiben beim Sound von Iron Maiden, Metallica, Guns ‘N‘ Roses oder AC/DC. Es ist also sicher auch weiterhin ein Stück weit erwachsenentauglich.
Seit einigen Jahren ist der Markt für Kindermusik deutlich größer und abwechslungsreicher geworden. Was halten Sie von dieser Entwicklung?
Das stimmt, früher gab es da nicht so viel. Jetzt gibt es Musik aus allen Bereichen, coole Hip-Hop-Acts, Punk-Bands oder eben wir, wo es teilweise auch mal richtig wild zugeht. Das ist den Kindern auch nicht zu viel, weil die Texte eben kindgerecht bleiben. Ich glaube, dass sich darüber nicht nur die Kleinen, sondern auch die Eltern freuen können, weil Kinder, wenn sie ein Lied gut finden, das in Dauerschleife hören. Dann läuft eben nicht zum 200. Mal der Bi-Ba-Butzemann, sondern ein – in Anführungszeichen – richtiger Song.