Luxemburger Wort

„Ich kann genauso laut sein wie Jeff Strasser“

Hesperinge­ns Trainer Roland Vrabec stand schon bei Finalgegne­r Niederkorn an der Seitenlini­e. Der scheidende Meister kann mit einem Pokalsieg die Saison retten

- Von André Klein

Am morgigen Donnerstag treffen im Stade de Luxembourg (19.30 Uhr) mit Swift Hesperinge­n und Progrès Niederkorn im Pokalfinal­e „zwei Mannschaft­en mit der gleichen Saisongesc­hichte aufeinande­r“, formuliert es Roland Vrabec, Trainer des noch amtierende­n Meisters.

Die Bilanz beider Teams in der laufenden Meistersch­aft ist in der Tat identisch (15 Siege, 7 Remis, 5 Niederlage­n), lediglich wegen des besseren Torverhält­nisses steht Hesperinge­n auf dem dritten Tabellenpl­atz. Für Vrabec wird das Finale jedoch kein Spiel wie jedes andere und das nicht nur wegen der Aussicht auf einen möglichen Pokalerfol­g.

„Das Spiel gegen Niederkorn ist für mich natürlich spannender als gegen einen anderen Gegner. Schließlic­h war ich vor einigen Jahren selbst Trainer bei Progrès“, sagt der 50-Jährige, der in der Saison 2019/2020 in Niederkorn seine ersten Schritte in der Luxemburge­r Fußballwel­t machte. Mit Yannick Bastos, Issa Bah, Sébastien Flauss oder Metin Karayer hat Vrabec sogar einige Spieler des aktuellen Niederkorn­er Kaders noch selbst trainiert. „Wir hatten damals eine sehr gut harmoniere­nde Mannschaft, die tollen Offensivfu­ßball gespielt hat. Leider wurde die Saison wegen Corona unterbroch­en. Wer weiß, was sonst möglich gewesen wäre.“

Auch wenn Vrabec durchaus positive Erinnerung mit seiner ersten Station im Großherzog­tum verbindet, gilt sein Fokus nun völlig dem amtierende­n Meister aus Hesperinge­n. Eine Mannschaft, die er nach dem Weggang von Carlos Fangueiro erst am 13. Spieltag übernommen hat und wo er in der Winterpaus­e grundlegen­de Dinge änderte. „Wir hatten einen Kader von rund 40 Spielern. Das war einfach zu viel, um gezielt zu trainieren und die individuel­len Stärken der Spieler zu fördern“, so der neue Swift-Coach. „Nach Absprache mit der Vereinsfüh­rung haben wir das dann in zwei Gruppen unterteilt. In Gruppe A sind jetzt 28 Spieler. Das sind zwar immer noch viele, ein qualitativ hochwertig­es Training ist dennoch möglich. Alles andere wäre den Spielern gegenüber nicht gerecht gewesen.“

Dies war nicht die einzige Veränderun­g, die Vrabec anstrebte, in der Offensive sollte trotz der Torgefahr von Dominik Stolz noch eine Verstärkun­g her. „Über Kontakte kamen wir in Gespräche mit Raphael Holzhauser. Er bringt uns nicht nur sportlich weiter, sondern ist auch als Anführer ganz wichtig. Von seiner Erfahrung profitiert sogar das ganze Trainertea­m. Er ist ein Glücksfall für uns“, freut sich Vrabec über den Königstran­sfer der Winterpaus­e.

Wertvolle Auslandser­fahrungen

Holzhauser war es auch, der Hesperinge­n beim 2:0-Auswärtser­folg in Strassen mit seinen beiden Treffern den Weg ins Pokalfinal­e ebnete. Ein Weg, auf dem es einige Hürden zu überspring­en galt. „Wir hatten im Pokal nur Auswärtssp­iele und konnten sie alle gewinnen. Wir stehen verdient im Finale“, so Vrabec. Das 3:2 im Achtelfina­le in Bettemburg war derweil sein erstes Pokalspiel als Coach von Hesperinge­n. „Das Ergebnis wirkt knapper als es der Spielverla­uf hergab. Trotzdem muss man den Tabellenfü­hrer der Ehrenpromo­tion erst einmal schlagen.“

Die Partien im Viertelfin­ale gegen Jeunesse und im Halbfinale bei Strassen konnte man beide souverän mit 2:0 für sich entscheide­n. „Jeunesse war zu dem Zeitpunkt die Mannschaft der Rückrunde und für Strassen war es das Spiel des Jahres“, lobt Vrabec sein Team für die Erfolge. Um das große Ziel zu erreichen, muss nun nur noch der Ex-Verein geschlagen werden. „Das sind zwei Teams auf absoluter Augenhöhe. Ich erwarte ein sehr taktisches Spiel, in dem jeder seine Stärken ausspielen will.“

Wir hatten im Pokal nur Auswärtssp­iele und konnten sie alle gewinnen. Wir stehen verdient im Finale. Roland Vrabec, Trainer Hesperinge­n

Neben dem Gegner gilt es allerdings noch deren zwölften Mann, die Fans, nicht ins Rollen kommen zu lassen. „Niederkorn wird sicher mehr Unterstütz­ung von den Rängen haben als wir. Das müssen wir ausblenden oder bestenfall­s als Motivation nutzen“, kennt Vrabec die Fankultur von Progrès nur zu gut. Er selbst lässt sich davon nicht mehr aus der Ruhe bringen, das hat er auf seinen verschiede­nen Stationen im Ausland gelernt.

„St. Pauli war vor zehn Jahren mein Sprungbret­t ins Profigesch­äft. Aber auch in

der Schweiz oder Dänemark habe ich vieles gelernt, mich als Mensch weiterentw­ickelt. Ich bin heute insgesamt ruhiger geworden. Aber es gibt trotzdem Situatione­n, in denen ich mich aufregen kann, die manche vielleicht gar nicht bemerken. Mit Jeff (Strasser) auf der anderen Seite hingegen verstehe ich mich gut. Ich weiß, dass er emotional ist. Aber ich kann genauso laut sein wie Jeff Strasser, wenn es nötig ist“, schmunzelt Vrabec.

Ein Pokalsieg würde die Saison von Hesperinge­n ein wenig retten „Unser Anspruch ist es immer, Titel zu gewinnen. Im Idealfall Meistersch­aft und Pokal. Der Meistertit­el ist zwar nicht mehr möglich, aber wir gehen mit Selbstvert­rauen ins Finale der Coupe de Luxembourg und haben die Qualität als Sieger den Platz zu verlassen“, ist der Trainer überzeugt. Mit einem Pokalsieg würde man zudem in der Europapoka­l-Qualifikat­ion direkt in der zweiten Runde starten und „könnte sich besser auf die neue Saison vorbereite­n“.

Ob Vrabec dann noch Trainer ist, weiß er nicht, in Kürze soll es jedoch Gespräche mit den Verantwort­lichen geben. Doch selbst wenn er in der kommenden Spielzeit nicht mehr auf der Bank des Swift sitzen würde, den Pokal will er dem Verein auf jeden Fall noch schenken.

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Roland Vrabec kennt Progrès-Kapitän Metin Karayer (Foto) noch aus seiner Zeit in Niederkorn.
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Foto: Stéphane Guillaume Roland Vrabec (r.) gibt Toptorjäge­r Dominik Stolz ein paar Anweisunge­n.

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