„Ich kann genauso laut sein wie Jeff Strasser“
Hesperingens Trainer Roland Vrabec stand schon bei Finalgegner Niederkorn an der Seitenlinie. Der scheidende Meister kann mit einem Pokalsieg die Saison retten
Am morgigen Donnerstag treffen im Stade de Luxembourg (19.30 Uhr) mit Swift Hesperingen und Progrès Niederkorn im Pokalfinale „zwei Mannschaften mit der gleichen Saisongeschichte aufeinander“, formuliert es Roland Vrabec, Trainer des noch amtierenden Meisters.
Die Bilanz beider Teams in der laufenden Meisterschaft ist in der Tat identisch (15 Siege, 7 Remis, 5 Niederlagen), lediglich wegen des besseren Torverhältnisses steht Hesperingen auf dem dritten Tabellenplatz. Für Vrabec wird das Finale jedoch kein Spiel wie jedes andere und das nicht nur wegen der Aussicht auf einen möglichen Pokalerfolg.
„Das Spiel gegen Niederkorn ist für mich natürlich spannender als gegen einen anderen Gegner. Schließlich war ich vor einigen Jahren selbst Trainer bei Progrès“, sagt der 50-Jährige, der in der Saison 2019/2020 in Niederkorn seine ersten Schritte in der Luxemburger Fußballwelt machte. Mit Yannick Bastos, Issa Bah, Sébastien Flauss oder Metin Karayer hat Vrabec sogar einige Spieler des aktuellen Niederkorner Kaders noch selbst trainiert. „Wir hatten damals eine sehr gut harmonierende Mannschaft, die tollen Offensivfußball gespielt hat. Leider wurde die Saison wegen Corona unterbrochen. Wer weiß, was sonst möglich gewesen wäre.“
Auch wenn Vrabec durchaus positive Erinnerung mit seiner ersten Station im Großherzogtum verbindet, gilt sein Fokus nun völlig dem amtierenden Meister aus Hesperingen. Eine Mannschaft, die er nach dem Weggang von Carlos Fangueiro erst am 13. Spieltag übernommen hat und wo er in der Winterpause grundlegende Dinge änderte. „Wir hatten einen Kader von rund 40 Spielern. Das war einfach zu viel, um gezielt zu trainieren und die individuellen Stärken der Spieler zu fördern“, so der neue Swift-Coach. „Nach Absprache mit der Vereinsführung haben wir das dann in zwei Gruppen unterteilt. In Gruppe A sind jetzt 28 Spieler. Das sind zwar immer noch viele, ein qualitativ hochwertiges Training ist dennoch möglich. Alles andere wäre den Spielern gegenüber nicht gerecht gewesen.“
Dies war nicht die einzige Veränderung, die Vrabec anstrebte, in der Offensive sollte trotz der Torgefahr von Dominik Stolz noch eine Verstärkung her. „Über Kontakte kamen wir in Gespräche mit Raphael Holzhauser. Er bringt uns nicht nur sportlich weiter, sondern ist auch als Anführer ganz wichtig. Von seiner Erfahrung profitiert sogar das ganze Trainerteam. Er ist ein Glücksfall für uns“, freut sich Vrabec über den Königstransfer der Winterpause.
Wertvolle Auslandserfahrungen
Holzhauser war es auch, der Hesperingen beim 2:0-Auswärtserfolg in Strassen mit seinen beiden Treffern den Weg ins Pokalfinale ebnete. Ein Weg, auf dem es einige Hürden zu überspringen galt. „Wir hatten im Pokal nur Auswärtsspiele und konnten sie alle gewinnen. Wir stehen verdient im Finale“, so Vrabec. Das 3:2 im Achtelfinale in Bettemburg war derweil sein erstes Pokalspiel als Coach von Hesperingen. „Das Ergebnis wirkt knapper als es der Spielverlauf hergab. Trotzdem muss man den Tabellenführer der Ehrenpromotion erst einmal schlagen.“
Die Partien im Viertelfinale gegen Jeunesse und im Halbfinale bei Strassen konnte man beide souverän mit 2:0 für sich entscheiden. „Jeunesse war zu dem Zeitpunkt die Mannschaft der Rückrunde und für Strassen war es das Spiel des Jahres“, lobt Vrabec sein Team für die Erfolge. Um das große Ziel zu erreichen, muss nun nur noch der Ex-Verein geschlagen werden. „Das sind zwei Teams auf absoluter Augenhöhe. Ich erwarte ein sehr taktisches Spiel, in dem jeder seine Stärken ausspielen will.“
Wir hatten im Pokal nur Auswärtsspiele und konnten sie alle gewinnen. Wir stehen verdient im Finale. Roland Vrabec, Trainer Hesperingen
Neben dem Gegner gilt es allerdings noch deren zwölften Mann, die Fans, nicht ins Rollen kommen zu lassen. „Niederkorn wird sicher mehr Unterstützung von den Rängen haben als wir. Das müssen wir ausblenden oder bestenfalls als Motivation nutzen“, kennt Vrabec die Fankultur von Progrès nur zu gut. Er selbst lässt sich davon nicht mehr aus der Ruhe bringen, das hat er auf seinen verschiedenen Stationen im Ausland gelernt.
„St. Pauli war vor zehn Jahren mein Sprungbrett ins Profigeschäft. Aber auch in
der Schweiz oder Dänemark habe ich vieles gelernt, mich als Mensch weiterentwickelt. Ich bin heute insgesamt ruhiger geworden. Aber es gibt trotzdem Situationen, in denen ich mich aufregen kann, die manche vielleicht gar nicht bemerken. Mit Jeff (Strasser) auf der anderen Seite hingegen verstehe ich mich gut. Ich weiß, dass er emotional ist. Aber ich kann genauso laut sein wie Jeff Strasser, wenn es nötig ist“, schmunzelt Vrabec.
Ein Pokalsieg würde die Saison von Hesperingen ein wenig retten „Unser Anspruch ist es immer, Titel zu gewinnen. Im Idealfall Meisterschaft und Pokal. Der Meistertitel ist zwar nicht mehr möglich, aber wir gehen mit Selbstvertrauen ins Finale der Coupe de Luxembourg und haben die Qualität als Sieger den Platz zu verlassen“, ist der Trainer überzeugt. Mit einem Pokalsieg würde man zudem in der Europapokal-Qualifikation direkt in der zweiten Runde starten und „könnte sich besser auf die neue Saison vorbereiten“.
Ob Vrabec dann noch Trainer ist, weiß er nicht, in Kürze soll es jedoch Gespräche mit den Verantwortlichen geben. Doch selbst wenn er in der kommenden Spielzeit nicht mehr auf der Bank des Swift sitzen würde, den Pokal will er dem Verein auf jeden Fall noch schenken.