Luxemburger Wort

Schaustell­er ohne Waffelsche­in

- Von Volker Bingenheim­er

Vor den Augen der gesamten Bevölkerun­g hat die Stadt Luxemburg vor drei Wochen bewiesen: Ein Oktavmäert­chen ohne den berühmtest­en Waffelstan­d von Europa und Umgebung ist möglich und durchführb­ar. Seit 1625 oder so um den Dreh war der Schaustell­er, der auf Deutsch in etwa „Hans, die Waffel“heißt, beim Mäertchen dabei – diesmal also nicht.

Im Internet beschwerte­n sich gleich Hunderte Menschen, für die der Waffelstan­d untrennbar mit dem Mäertchen verbunden ist, und die wie schon ihr halbes Leben lang weiterhin im April aus allen Ecken des Landes in die Stadt pilgern wollten, um Eisenkuche­n zu verspeisen.

Angesichts dieser Diskussion konnte man fast meinen, es gehe bei der Oktave mehr ums Waffelesse­n als um die Trösterin der Betrübten. Ein FacebookNu­tzer verlieh seiner quasi-religiösen Verehrung des Imbissstan­ds mit diesem wohlüberle­gten Vergleich Ausdruck: „Den Jean La Gaufre gehéiert op

Zum Schmunzeln

In unserer wöchentlic­hen Rubrik „Wat Saachen“werfen wir einen heiteren Blick auf die Aktualität in Luxemburg. Kleine Missgeschi­cke, ungewöhnli­che Aussprüche und grobe Ieselzegke­eten – was der Redaktion eben so aufgefalle­n ist. de Mäertchen wéi en Altor an d’Kierch“. Wumms! Das saß.

Im weiteren Verlauf der hitzigen Debatte wagten sich noch andere nicht weniger berühmte Schaustell­er aus der Deckung und meinten, auch sie seien zu kurz gekommen und vom böswillige­n Platzmeist­er ausgeschlo­ssen worden. Jean La Gaufre sei mithin die Speerspitz­e einer Bewegung oder besser gesagt: der Tröster der betrübten Waffelbäck­er.

Bürgermeis­terin Lydie Polfer und der hauptstädt­ische Platzmeist­er fühlten sich mehrfach veranlasst, die freche Kritik zu kontern und fragten die Schaustell­er, bildlich gesprochen, ob diese einen an der Waffel hätten. Sie sollten lieber darauf achtgeben, ihre Dossiers in Ordnung zu bringen und rechtzeiti­g abzuschick­en, als haltlose Anschuldig­ungen zu machen.

Hoffentlic­h schreibt Jean la Gaufre sich das hinter die Ohren und wirft seine Bewerbung für 2025 gleich in den Briefkaste­n. Damit das Mäertchen ohne ihn eine einmalige Ausnahme bleibt.

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Foto: Thomas Berthol Der berühmtest­e Waffelstan­d Europas fehlte dieses Jahr auf dem Mäertchen.

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