Luxemburger Wort

„So wie ich bin, bin ich gut“

Die Wettanbiet­er beim Eurovision Song Contest haben einen notorisch guten Riecher. Und ihr Favorit ist eindeutig: Nemo aus Biel in der Schweiz, der Song heißt „The Code“

- Von Steffen Rüth

Die Sache mit der haushohen Favoritenr­olle ist Nemo, 24 Jahre alt und mit vollem Namen Nemo Mettler, natürlich nicht entgangen. „Das ist krass, doch ich möchte da gar nicht so sehr drauf achten. Viel wichtiger ist es, bei sich selbst zu bleiben und hochkonzen­triert, aber mit viel Freude, an die Sache ranzugehen. Ich fokussiere mich auf meinen Auftritt und will in Malmö einfach einen möglichst tollen Job machen.“Aber logisch, ein bisschen aufgeregt sei Nemo schon. „Ich gehe mit einer gewissen Nervosität in die Show, aber mit einer positiven Nervosität. Der Spaß steht eindeutig im Mittelpunk­t.“

Seine Liebe zum ESC, sagt Nemo, sei riesig. „Für mich war dieser Wettbewerb immer unglaublic­h spannend. Als Kind saß ich bei meinen Großeltern vor dem Fernseher, schaute mir diese einzigarti­ge Welt an und dachte nur „Wow“. Nach einer Justin-Bieber-Phase („Sein Poster hing über meinem Bett“) habe sich Nemo extrem in die Songs von ABBA verliebt. „Wir hatten die ‚ Best-of‘-CD zuhause, und ich glaube, ich habe keine andere Band so häufig gehört wie ABBA. Bis heute finde ich diese Musik unglaublic­h inspiriere­nd.“Ob die schwedisch­en Legenden, die den Songcontes­t vor genau fünfzig Jahren mit „Waterloo“für sich entschiede­n, beim Heimspiel zugegen sind, ist bisher nicht bekannt. Vielleicht schicken sie ja wenigstens ihre Avatare.

„The Code“heißt das Lied, mit dem Nemo für die Schweiz, die ja in den vergangene­n Jahren fast immer recht stimmige, originelle und eher hochwertig­e Beiträge lieferte, antritt. Es handelt sich um ein ziemlich wildes, 194 Sekunden langes, Stück Musik. Pop, Rap, Drum ‘n‚‘ Bass, Falsettges­ang, Oper – zu behaupten, dass in diesem Song eine Menge passiert, wäre noch untertrieb­en. „In dem Song steckt sehr vieles von dem drin, was ich musikalisc­h bisher so gemacht habe“, sagt Nemo. Unterhalts­am jedenfalls ist die Nummer, die so ganz vage an „Bohemian Rhapsody“von Queen erinnert und ohne die strenge Dreiminute­nregel beim

ESC wohl deutlich länger geworden wäre, in jedem Fall. „I went to hell and back/ To find myself on track“, singt Nemo.

Es geht um Selbstsuch­e und Selbstfind­ung im Allgemeine­n, in Nemos Fall ums Herauskris­tallisiere­n der geschlecht­lichen Identität im Speziellen. Nemo definiert sich als nichtbinär, also als weder Mann noch Frau. „Anfangs hatte ich keine Worte und keine Definition für dieses Gefühl“, so Nemo. „Es war ein Herantas

Ich bin sehr froh, dass ich den Mut hatte, mich meinem Umfeld zu öffnen. Denn ich habe realisiert, dass einen die Menschen eben nur verstehen, wenn man auch mit ihnen redet.

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