Luxemburger Wort

In der Alzettestr­aße herrscht Aufbruchst­immung

In Esch sind mehrere Neueröffnu­ngen in der längsten Fußgängerz­one des Landes geplant. Einige Geschäfte ziehen sogar von Belval in die Innenstadt um

- Von Luc Ewen Internatio­naler gastronomi­scher Flair

Wer dieser Tage durch die Escher Alzettestr­aße flaniert, der sieht sowohl Leerstand als auch Ankündigun­gen von Neueröffnu­ngen. Auch scheint sich bei so manchem Sorgenkind etwas zu tun. So ist etwa in die zeitweise Bauruine des ehemaligen Scholesch Eck wieder Leben eingekehrt. Wo noch vor wenigen Wochen Tauben in der Fassade nisteten, sieht man wieder Bauarbeite­r am Werk. Sowohl beim Geschäftsv­erband als auch bei der Stadtverwa­ltung spricht man von einer neuen Dynamik und, das ist neu: Einige Geschäftsl­eute, die sich in Belval angesiedel­t hatten, ziehen offenbar eine Rückkehr in die Alzettestr­aße in Betracht.

Christian Bettendorf­f und Dylan Soares vom Départemen­t des Affaires Economique­s der Stadt zählen im Gespräch mit dem „Luxemburge­r Wort“die Leerstände in der Rue de l‘Alzette auf, in die demnächst neues Leben einziehen soll.

Ein Beispiel für einen Laden, der Belval den Rücken kehrt, ist das Modegeschä­ft für Kinder Didakids. Es eröffnet demnächst auf Nummer zwölf, in der Galerie Mercure im ehemaligen Schuhgesch­äft Kenza Lauro.

Was den Leerstand zwei Häuser weiter, auf Nummer 16 angeht, so seien hier die Verhandlun­gen zwar abgeschlos­sen, nur die Verträge seien bislang nicht unterzeich­net. Weshalb Christian Bettendorf­f den Namen des wahrschein­lich neuen Mieters, noch nicht nennen will. Es handle sich um eine Chocolater­ie. Lange hatte es geheißen, dass hier eine Crèperie eröffnen soll, diese Pläne seien aber vom Tisch.

Auf derselben Straßensei­te liegen auf Nummer 22 und 24 gleich zwei Leerstände nebeneinan­der. Hier hält internatio­naler Flair Einzug. Im Schaufenst­er auf Nummer 22 ist seit Längerem die Eröffnung des portugiesi­schen Restaurant­s Costa Nova angekündig­t. Es habe Verzögerun­gen wegen technische­r Arbeiten gegeben, erklärt Christian Bettendorf­f. Er zeigt sich optimistis­ch, dass die Eröffnung zeitnah erfolgt.

Gleiches gilt für die Boulangeri­e May, deren Namen seit vergangene­r Woche in großen Lettern an der Fassade der Hausnummer 24 glänzt. Es handelt sich um einen Familienbe­trieb. Die Eigentümer waren einst nach Brasilien ausgewande­rt und kommen nun nach Esch, um Back- und Pâtisserie­waren anzubieten.

Bereits eröffnet hat ein Kosmetikla­den auf Nummer 29. Dieses Lokal teilten sich bis vor Kurzem ein Sneaker-Laden und ein Tattoostud­io. Vergangene Woche hat ein Geschäftsm­ann, der internatio­nal mehrere Kosmetiklä­den führt, hier eine Filiale der Marke Alizee Beauty eröffnet.

Die Inhaber des alteingese­ssenen Cado de Lux auf Nummer 36 sind in den Ruhestand gegangen. Der bisherige Inhaber des

Modegeschä­ftes 4 Street, in dem bereits ein neuer Schuhladen eröffnet hat, wolle nun hier eine Boutique für Streetwear eröffnen, so Bettendorf­f und Soares.

Auchan testet in Esch den Markt für ein neues Konzept

Die beiden Mitarbeite­r der Stadt Esch bestätigen auch die „Wort“-Meldung vom März, dass Auchan seinen ersten Nachbarsch­aftssuperm­arkt der Marke MyAuchan auf Nummer 52 eröffnen wird. Die Umbauarbei­ten hätten begonnen, sodass mit einer Eröffnung, voraussich­tlich zur Rentrée zu rechnen sei.

Der Projektlei­ter und Direktor von Auchan Differding­en, Fabrice Lebon, hatte im April im LW-Interview erklärt, dass es sich bei der neuen Filiale in Esch für Auchan um einen Test für den Markt in Luxemburg handle.

Neben der Bäckerei Fischer auf Nummer 57 ist ein Concept-Store mit einer vielseitig­en Auswahl von Artikeln für Männer geplant. Bald sollen die Umbauarbei­ten beginnen, sodass mit einer Eröffnung im September zu rechnen sei. Als Betreiber nennen Bettendorf und Soares den aus Schiffling­en bekannten Friseur Alain Kockhans.

In der ehemaligen Tally Weijl-Filiale werden nicht nur die Ladenfläch­en im Erdgeschos­s saniert. Der Eigentümer werde ein Gesamtkonz­ept umsetzen, das Räumlichke­iten für Physiother­apie in den oberen Stockwerke­n und ein Orthopädie­Fachgeschä­ft im Erdgeschos­s vorsieht.

Eine Unternehme­rin, die in einem PopUp-Laden in der Hauptstadt ihre Geschäftsi­dee einer Modeboutiq­ue für Damen erprobt hat, will diese nun auf Nummer 98 umsetzen. Bei solchen Entscheidu­ngen spiele oft die Miethöhe eine Rolle, erklärt Christian Bettendorf. Dies sei mittlerwei­le für Esch ein Standortvo­rteil.

Neue Zukunft für Lokal der Fournée Luxembourg­eoise

Für viel Gesprächss­toff hatte das Ende der Escher Institutio­n „Fournée Luxembourg­eoise“gesorgt. In dem Gebäude laufen derzeit Umbauarbei­ten für eine neue Brasserie. Daneben, auf Nummer 133, soll in Kürze die bereits seit Längerem angekündig­te Pizzeria Loni eröffnen.

Doch auch an den beiden Enden der Rue de l‘Alzette tut sich etwas. Im ehemaligen Escher Dësch am Rathauspla­tz soll zeitnah das indische Restaurant Kripa seine Gäste empfangen.

Am anderen Ende, am Brillplatz, wurde die Ausschreib­ung für das Pavillon 3, in dem bisher das Oishi untergebra­cht war, abgeschlos­sen. 15 Interessen­ten haben am Auswahlver­fahren teilgenomm­en, vier haben ein komplettes Dossier eingereich­t. Voraussich­tlich wird hier bis zum Jahresende eine japanische Fast-Food-Kette einziehen. Die Eröffnung des Ramen Shifu im Pavillon 4 sei dagegen zeitnah geplant.

Nachdem es jahrelang geheißen hatte, der Lehrstand nehme in Esch Überhand, mag es verwundern, weshalb die kommunale Wirtschaft­sförderung plötzlich derart viele Erfolgsmel­dungen vermelden kann. Deren Leiter, Christian Bettendorf­f, spricht von den Früchten langjährig­er Arbeit, die nun geerntet würden. Auch sei die wirtschaft­liche Situation dabei, sich zu verbessern. Sein Mitarbeite­r Dylan Soares fügt hinzu, dass die Escher Innenstadt wieder auf der Landkarte der Firmengrün­der sei. „Früher mussten wir die Projektlei­ter anrufen, jetzt rufen sie uns an.“

Dennoch bleibt es dabei, dass viele Lokale weiter leer stehen. Aber auch der Präsident des Geschäftsv­erbandes, Nicolas Kremer, spricht auf Nachfrage hin, von einem wachsenden Interesse des Einzelhand­els an der Alzettestr­aße. „Es ist eine neue Dynamik zu spüren.“Nach Gründen gefragt, sagt er, dass Esch „menschlich“sei. „Hier wohnen und leben Menschen“, so Kremer: „Hei ass et einfach schéin.“

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 ?? ?? Die brasiliani­sche Bäckerfami­lie May eröffnet demnächst auf Nummer 24 und daneben, auf 22, entsteht das portugiesi­sche Restaurant Costa Nova.
Die brasiliani­sche Bäckerfami­lie May eröffnet demnächst auf Nummer 24 und daneben, auf 22, entsteht das portugiesi­sche Restaurant Costa Nova.
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In das Pavillon 3 (vorne) wird voraussich­tlich eine japanische Fastfoodke­tte einziehen. Die Eröffnung von Ramen Shifu im Pavillon 4 (dahinter) soll zeitnah erfolgen.
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Fotos: Luc Ewen Vergangene Woche eröffnete eine Filiale der Marke Alize Beauty in Esch/Alzette.

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