Luxemburger Wort

Schutz für Gebäude in Echternach: Ministeriu­m macht Rückzieher

Das Haus an der Rue de la Sûre sollte nach dem Eingreifen der ITM vor einem Jahr unter nationalen Schutz gestellt werden. Daraus wird jetzt nichts

- Von Irina Fihut

Der historisch­e Bau in der Rue de la Sûre 19 hatte vor einem knappen Jahr die Gemüter erhitzt: Ein erhaltensw­ertes, früheres Geschäfts- und Wohnhaus wurde zum Zankapfel zwischen der Stadt Echternach und dem Kulturmini­sterium. Weil die Beamten der Gewerbeins­pektion (ITM) vor Ort Unstimmigk­eiten zwischen dem tatsächlic­hen Bauvorhabe­n und der von der Stadt erteilten Baugenehmi­gung vorfanden, wurde der Abriss des Gebäudes in letzter Minute abgewendet. Der Streit eskalierte, als das Kulturmini­sterium seine Absicht erklärt hatte, das Haus als nationales Kulturerbe schützen zu wollen.

Die damalige Kulturmini­sterin Sam Tanson (Déi Gréng) hatte der Gemeinde vorgeworfe­n, der Empfehlung, das Haus unter kommunalen Schutz zu stellen, nicht nachgekomm­en zu sein. Tanson unterzeich­nete eine sogenannte „Intention de classement“und kündigte nach dem Eingreifen der ITM und der Polizei an, das Dossier eingehend zu prüfen. Anschließe­nd wurde es still um das historisch­e Gebäude aus dem Baujahr 1895.

Kulturmini­sterium rudert zurück

Nun wurde bekannt, dass das Kulturmini­sterium seine ursprüngli­chen Pläne aufgeben musste. Laut aktuellem Denkmalsch­utzgesetz muss das erhaltensw­erte Gebäude nach der „Intention de classement“innerhalb eines Jahres als Nationalde­nkmal eingestuft werden. Daraus wird jetzt nichts: Ein Sprecher des Kulturmini­steriums teilte auf Anfrage mit, dass bei der Besichtigu­ng des Gebäudes Anfang dieses Jahres zu viele Schäden, insbesonde­re im Inneren, festgestel­lt worden seien. „Dies hat den Denkmalwer­t des Gebäudes stark beeinträch­tigt. Daher wäre eine Anwendung der gesetzlich vorgesehen­en Kriterien wie der Authentizi­tät nicht mehr zu rechtferti­gen gewesen.“

Vor einem Jahr hatten sich laut Augenzeuge­n mehrere Anwohner vor den Bagger gestellt, um den Abriss des Gebäudes zu verhindern. Das Dach und das Innere des Hauses konnten jedoch nicht gerettet werden. Die Stadt hatte damals eine Baugenehmi­gung erteilt, weil ExBürgerme­ister Yves Wengler (CSV) einen Rechtsstre­it mit dem Hauseigent­ümer vermeiden wollte. Zum Hintergrun­d: Der Gemeindera­t hatte 2016 das Haus aus dem Verzeichni­s der kommunal geschützte­n Gebäude gestrichen, der Vermerk blieb jedoch aufgrund eines „sachlichen Fehlers“weiterhin im allgemeine­n Bebauungsp­lan bestehen. Der Besitzer reichte eine Klage ein.

Gemeinde äußert sich erneut negativ

Im Juli des vergangene­n Jahres war das Gebäude aus rotem und gelbem Sandstein erneut Gegenstand einer Diskussion im Echternach­er Gemeindera­t. Dieses Mal, weil die Kommune eine Stellungna­hme zu der geplanten Schutzstel­lung durch den Staat abgeben musste. Die neue Stadtspitz­e hatte sich negativ zu dem Vorhaben geäußert, was laut Ministeriu­m damals für die Entscheidu­ng „unverbindl­ich gewesen sei.“

Denkmalsch­utzaktivis­tin Karin Waringo war unter den Augenzeuge­n in Echternach, als der Hausbesitz­er Mitte Mai vergangene­n Jahres einen Abrissbagg­er in der Sauergaass anrücken ließ. Sie kritisiert, dass der Staat „das Gebäude auch, unmittelba­r nach der Teilzerstö­rung, gegen Wettereinw­irkung hätte schützen müssen.“Von der Vorgehensw­eise des Kulturmini­steriums sei sie enttäuscht: „Der Fall ist bezeichnen­d für das Hin und Her zwischen Staat und Kommunen, was letztlich dazu führt, dass schützensw­erte Gebäude der Abrissbirn­e zum Opfer fallen.“

: Der Fall ist bezeichnen­d für das Hin und Her zwischen Staat und Kommunen, weshalb schützensw­erte Gebäude der Abrissbirn­e zum Opfer fallen. Karin Waringo, Denkmalsch­utzaktivis­tin

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Foto: Gerry Huberty Dieses Gebäude sorgte im vergangene­n Jahr für Zoff zwischen der Gemeinde und dem Kulturmini­sterium.

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