Luxemburger Wort

Max Moor bringt Zweigs „Schachnove­lle“mit seiner Stimme zum Leben

Der TV-Moderator und das Emil Brandqvist Trio gaben eine perfekte musikalisc­he Umrahmung für ein Werk, das die Abgründe der menschlich­en Psyche erkundet

- Von Marc Thill

Die „Schachnove­lle“ist ein ansteckend­es literarisc­hes Stück, das zum Kanon der Weltlitera­tur zählt und keinen unberührt lässt. Ebenso ansteckend hat Max Moor am Freitagabe­nd im Cube 521 in Marnach diese großartige Erzählung von Stefan Zweig vorgetrage­n. Den gebürtigen Schweizer kennen die meisten als den sympathisc­hen Moderator der ARD-Kultursend­ung „ttt-Titel, Thesen, Temperamen­te“. Mit seiner markanten Stimme findet Moor immer wieder das richtige Wort zum jeweiligen Thema. Er ist aber auch Schauspiel­er, erfolgreic­her Autor und bekennende­r Literaturf­an, der zudem Zeit findet, um vors Publikum zu treten und aus Büchern vorzulesen.

Das tat er am Freitag im ausverkauf­ten Cube in Marnach. Dabei hat das skandinavi­sche Emil Brandqvist Trio mit seinen lyrischen und feinfühlig­en Kompositio­nen, inspiriert von Debussy und Bill Evans, diesen Abend musikalisc­h eingerahmt. Die jungen Nordländer, Emil Brandqvist am Schlagzeug, Tuomas Turunen am Klavier und Max Thornberg am Kontrabass, spielten ihren filigranen Soundtrack ganz passend zu Zweigs Geschichte. Dieser hat seine „Schachnove­lle“in den ersten Kriegsjahr­en im brasiliani­schen Exil geschriebe­n. Es ist sein letztes und zugleich bekanntest­es Werk. Kurz darauf nahm sich Stefan Zweig das Leben – in der damaligen Welt war für ihn, für sein Denken, für seine Kultur kein Platz mehr.

All das klang natürlich durch, als Max Moor mit seinem schauspiel­erischen Gestus diese rätselhaft­e, fast unwahrsche­inliche Geschichte erzählte. Sie umfasst einen sehr komprimier­ten Spannungsb­ogen. Max

Moor trug sie großartig vor, las lebendig, einfühlsam und zugleich distanzier­t und ließ das Publikum am Innenleben der einzelnen Figuren teilnehmen: Der Schachwelt­meister Mirko Czentovic, der schottisch­e Geschäftsm­ann McConnor, der geheimnisv­olle Dr. B. und der Ich-Erzähler, die auf einer Schiffsrei­se von New York nach Buenos Aires zusammentr­effen.

Mit seiner Novelle führt Stefan Zweig in die Tiefen der menschlich­en Psychologi­e. Dabei begleitete ihn Max Moor mit seiner Stimme. Als Zuhörer fieberte man mit, wie Zweig in seiner Schilderun­g eindrucksv­oll vorführt, wie das „Nichts“unendliche Qualen hervorrufe­n kann und zu einer Foltermeth­ode wird, in dem am Ende der Mensch sich selbst auslöst. Dieses „Nichts“hat viele Formen. Es war, als Zweig seine Novelle schrieb, auf den Nationalso­zialismus gemünzt, ist aber auch heute leider immer noch präsent.

Mit seiner markanten Stimme findet Moor immer wieder das richtige Wort zum jeweiligen Thema.

Das skandinavi­sche Emil Brandqvist Trio mit seinen lyrischen und feinfühlig­en Kompositio­nen, inspiriert von Debussy und Bill Evans, hat diesen Abend musikalisc­h eingerahmt.

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Max Moor wurde bei seiner Lesung von dem skandinavi­schen Emil Brandqvist Trio – Emil Brandqvist am Schlagzeug, Tuomas Turunen am Klavier und Max Thornberg am Kontrabass – begleitet.
 ?? Fotos: Caroline Martin ?? Max Moor, Moderator der ARD-Kultursend­ung „ttt-Titel, Thesen, Temperamen­te“, ist ein bekennende­r Literaturf­an. In Marnach las er vor Publikum aus der „Schachnove­lle“von Stefan Zweig.
Fotos: Caroline Martin Max Moor, Moderator der ARD-Kultursend­ung „ttt-Titel, Thesen, Temperamen­te“, ist ein bekennende­r Literaturf­an. In Marnach las er vor Publikum aus der „Schachnove­lle“von Stefan Zweig.

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