Luxemburger Wort

„Ich mache kein Spektakel mit Tomaten“

Johann Lafer über 40 Jahre im TV, seine neue tägliche Kochshow, warum der Starkoch stolz auf seine Cholesteri­nwerte ist und sein Schauspiel­debüt

- Interview: Cornelia Wystrichow­ski

Er gehört zu Deutschlan­ds bekanntest­en Fernsehköc­hen: Seit 40 Jahren rührt Johann Lafer vor der TV-Kamera in Töpfen und Pfannen, präsentier­t feine Rezepte und gibt Tipps für samtige Saucen oder knusprige Schnitzel. Nun bekommt der 66jährige Österreich­er eine tägliche Kochshow: In „Drei Teller für Lafer“(ab dem 13. Mai, 15 Uhr, Sat.1) bereiten jeweils drei Hobbyköche aus verschiede­nen Generation­en Gerichte zu einem vorgegeben­en Motto zu – Lafer kürt als Testesser den Sieger und kocht auch selbst.

Johann Lafer, vor 40 Jahren haben Sie Ihr Debüt als Fernsehkoc­h gegeben, es war im Sommer 1984 in der SWF-Sendung „Glaskasten“. Können Sie sich noch daran erinnern?

Ja, sehr gut sogar. Das war mein erster Auftritt, und ich habe gleich einen großen Fauxpas begangen: Die Sendung wurde aus meinem Wohnort Guldental übertragen, und ich habe eine Himbeer-Charlotte gemacht, eine Süßspeise. Die Bauern von dort hatten die Himbeeren vorher eigens für mich gepflückt, und in der Sendung habe ich irrtümlich gesagt, die hätten wir am Morgen auf dem Frankfurte­r Großmarkt gekauft. Der Einstieg war also denkbar schlecht.

Seither haben Sie rund 5.000 Kochsendun­gen moderiert. Haben Sie inzwischen eine Erklärung gefunden, was Kochshows für so viele Menschen derart fasziniere­nd macht?

Es ist ganz einfach. Kochen ist ein Thema, was uns neben Liebe und vielleicht noch Körperhygi­ene jeden Tag zwangsläuf­ig berührt. Aber gerade in der jungen Generation fehlt es oft an Wissen, zum Beispiel über Lebensmitt­el. Und wenn dann die Leute vorm Fernseher sitzen, eröffnet sich vielen durch unser Vorkochen eine neue Wissenswel­t. Es wirkt ganz einfach inspiriere­nd. Als ich bei „Kerners Köche“war, das lief ja spät am Abend, habe ich oft von Leuten gehört: „Herr Lafer, Sie sind schuld, dass ich oft um Mitternach­t noch so viel Hunger habe und mir noch ein Würstchen aus dem Kühlschran­k hole.“

Bevor Sie selber Fernsehkoc­h wurden, hatten Sie da Vorbilder?

Ich habe diese Sendungen früher alle geschaut. Clemens Wilmenrod, Max Inzinger, später Martina Meuth und Bernd Duttenhofe­r. Ich habe mir das aber nur angesehen, weil ich den Beruf Koch gelernt habe und mich für den Inhalt interessie­rt habe, nicht weil ich ein Vorbild gesucht hätte. Ich hätte nie gedacht, dass ich selber mal als Fernsehkoc­h vor der Kamera stehen würde.

Im Vorfeld Ihrer neuen Sendung werden Sie vom Sender mit dem Satz zitiert: „Kochen ist kein Kasperlthe­ater!“. Stört es Sie etwa, wenn in Shows wie „Kitchen Impossible“mit Tim Mälzer Kochen zum Spektakel gemacht wird?

Ich würde nie etwas gegen „Kitchen Impossible“sagen, ich habe ja selber schon mitgemacht. Diese Sendung hat eine ganz andere Zielsetzun­g, die vom Alltag eines Haushaltes ganz weit entfernt ist. Im Alltag geht es ja um die Frage: Wie kann ich heute meine Familie satt oder vielleicht sogar glücklich machen? Die Zielsetzun­g von „Drei Teller für Lafer“ist es eben nicht, dass wir versuchen, mit Tomaten ein Spektakel zu veranstalt­en, sondern dass am Ende drei Teller für Lafer dastehen, die man nachkochen kann. Ganz ohne Nebenschau­plätze.

Je Ausgabe von „Drei Teller für Lafer“sind Kandidaten aus drei Generation­en zu Gast, und Sie selber küren dann den besten Teller …

Es gibt immer ein übergeordn­etes Thema – zum Beispiel Kindheitse­rinnerunge­n. Jemand, der heute 70 ist, wird zu diesem Thema etwas ganz anderes zubereiten als jemand, der heute 20 ist und mit anderen Gerichten aufgewachs­en ist. Ein Beispiel aus der Aufzeichnu­ng: Da macht ein junger Mann Variatione­n von der Karotte, total kreativ vegan, und eine ältere Kandidatin macht Lammrücken mit Auberginen. Beides sehr leckere Gerichte, preislich sehr unterschie­dlich, was die Zutaten betrifft. Gut essen ist nicht immer eine Frage des Geldbeutel­s, da hat sich viel verändert in den letzten Jahren.

Beim ZDF sind Sie seit vielen Jahren auch Juror bei der Hobbykochs­how „Küchenschl­acht“. Haben Sie sich von den Amateurinn­en und Amateuren schon mal ein Rezept abgeschaut?

Schon oft. Zum Beispiel hat mal jemand Allgäuer Käsebällch­en gemacht, dazu ein Chutney, also ein relativ einfaches Rezept. Aber wenn ich heute ein großes Bankett oder Diner gestalte, gibt es diese Käsebällch­en immer als Amuse Gueule, weil ich die fasziniere­nd finde.

Haben Sie als Kind viel bei Ihrer Mutter in die Töpfe geschaut?

Die Versorgung der Familie in unserer Nebenerwer­bs-Landwirtsc­haft war die zentrale Aufgabe meiner Mutter, und es hat mir extrem gut gefallen, wie sie aus den wenigen Dingen, die uns die Natur damals geschenkt hat, so eine vielfältig­e Ernährung gemacht hat. Aus einem Kohlkopf auf dem Acker hat sie im Winter ein tolles Sauerkraut gemacht, oder aus im Sommer gepflückte­n Kirschen an Weihnachte­n einen Kaiserschm­arrn mit eingelegte­n Kirschen. Deshalb sind Lebensmitt­el bis heute meine Leidenscha­ft.

Mit welchem Gericht könnte Sie man Sie heute glücklich machen? Ein Gulasch wie bei Muttern?

Nein, ich bin heute ja mehr auf das Thema Gemüse und weniger Fleisch fixiert und setze sehr stark auf Frische. Spargel mit brauner Butter und Kartoffeln, das ist richtig lecker, da brauche ich kein Fleisch. Ich esse nur noch in Ausnahmefä­llen Fleisch, weil ich vor Jahren ja starke Arthrose hatte und ein Knie operieren lassen musste. Durch eine Ernährungs­umstellung und eine andere Lebensweis­e konnte ich verhindern, dass das andere auch operiert werden musste.

Sie haben zu diesem Themenkrei­s auch schon eine Reihe Bücher unter dem Stich

wort „Medical Cuisine“veröffentl­icht. Ist gegen jedes Zipperlein ein Kraut gewachsen?

So pauschal würde ich das nicht sagen. Aber ich kann Ihnen noch ein Beispiel aus meinem Leben sagen: Neben Arthrose hatte ich auch sehr hohes Cholesteri­n, und dieser Wert ist von über 300 auf 163 gesunken, darauf bin ich stolz. Sowas geht aber nicht in 14 Tagen, sondern da muss man schon geduldig dran bleiben.

Demnächst geben Sie in der ARD-Telenovela „Rote Rosen“Ihr Schauspiel­debüt. Wie kam es dazu?

Meine Frau guckt das gerne nachmittag­s, und irgendwann habe ich mal öffent

: Gut essen ist nicht immer eine Frage des Geldbeutel­s, da hat sich viel verändert in den letzten Jahren.

Ich möchte weder ein Liebhaber, noch ein Actionheld oder eine Leiche sein.

lich geäußert, dass ich an einem Gastauftri­tt interessie­rt wäre. Als es dann soweit war, fühlte ich mich sehr geehrt, hatte aber auch Respekt, denn ich bin ja Koch und kein Schauspiel­er. Aber nachdem man mir gesagt hat, dass ich mich selber spielen darf, war ich etwas beruhigt, und es hat mir großen Spaß gemacht.

Haben Sie jetzt Blut geleckt und planen schon weitere Gastspiele, etwa beim „Tatort“?

Wenn man mich fragen würde, ich würde nicht nein sagen. Am liebsten etwas, was ich kann. Also kein Liebhaber und kein Actionheld, sondern etwas, das nahe an meiner Profession ist. Eine Leiche möchte ich aber nicht sein.

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Fotos: Sat.1 In Johann Lafers neuer Show bereiten drei Hobbyköche Gerichte aus drei Generation­en zu.
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Mit seiner Sendung will Lafer die Menschen für das Kochen und gutes Essen begeistern.
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