Die Zukunft hat begonnen
In Esch/Alzette stehen sämtliche Zeichen auf Aufbruch
„Das Land der roten Erde“ist eine der klassischen Beschreibungen des Luxemburger Südens. Die größte Stadt und somit Mittelpunkt der Minette ist Esch/Alzette. Ihre Geschichte ist geprägt von einem Auf und Ab. Die ehemalige Stahlindustriestadt wird derzeit zu einer aufstrebenden und lebenswerten Ortschaft.
Esch wurde bereits 1328 unter Johann dem Blinden zur freien Stadt erklärt. Allerdings hat dieser Titel sie nicht davor bewahrt, während der Französischen Revolution wieder zu einem einfachen Dorf zurückgestuft zu werden.
Die Entdeckung des Eisenerzes hat dann den endgültigen Aufschwung gebracht und die Bevölkerungszahl explodierte förmlich. Diese Entwicklung führte dann auch dazu, dass Esch im Jahre 1906 wieder in den Rang einer Stadt erhoben wurde. Der Niedergang der Stahlindustrie in den 1970er-Jahren bedeutete wiederum einen schweren Schlag für die gesamte Region.
Aus den Ruinen auferstanden
Doch die dadurch entstandenen Industriebrachen haben sich im Nachhinein als Chance für die Weiterentwicklung entpuppt. Das wohl am weitesten gediehene Viertel ist das landbekannte Belval. In einer ungewöhnlichen Mischung aus Industriezeitzeugen und Innovation haben sich hier kreative Stätten entwickelt, allen voran die Universität. Auch kulturelle Hochburgen wie die Rockhal sind aus dem Boden geschossen.
Auf dem ehemaligen Gelände des Stahlwerks „Terres Rouges“entsteht auf mehr als zehn Hektar ein ganz neues Stadtviertel, mit allem, was dazu gehört. Das Projekt, das auf den Namen „Rout
Lëns“getauft wurde, sieht vor, dass Wohnungen für bis zu 3 500 Bewohner durch Freizeitanlagen, Läden und Dienstleistungen ergänzt werden, ja sogar an eine Schule und einen Kinderhort wurde gedacht. Großzügige Grünflächen lockern das gesamte Gebiet auf. Die ersten Wohnungen sollen 2026 bezugsbereit sein, während das gesamte Viertel bis 2035 fertig gestellt sein soll.
Ein anderer großer Wurf reift derweil auf der Brache des ehemaligen Stahlwerks Esch-Schifflingen heran. Auf sage und schreibe 61 Hektar besteht die Möglichkeit, ein ganz neues Viertel entstehen zu lassen. Nach ersten Schätzungen könnten dort in Zukunft 10 000 Menschen wohnen und bis zu 7 000 Arbeitsplätze entstehen. Bis es so weit ist, muss allerdings noch etliche Vorarbeit geleistet werden, von Altlasten, die entfernt werden müssen bis hinüber zu Konzepten an Mobilität, Nachhaltigkeit oder Wohnkomfort.
Immerhin wurde in einer breit angelegten Bürgerbefragung bereits der Name des zukünftigen Stadtteils festgelegt. In Anlehnung an die ersten Betreiber des Stahlwerks soll das Viertel „Metzeschmelz“heißen.
Viel Grünes im Land der roten Erde
Wenn auch nichts hartnäckiger ist als Vorurteile, so sollte trotz allem wiederholt werden, dass Esch nur noch wenig gemeinsam hat mit den Tagen, die von Eisen und Stahl geprägt wurden. So ist fast die Hälfte des Gemeindegebietes von Wald und anderen Grünflächen bedeckt. Besonders zwei Gebiete sollen dabei hervorgehoben werden.
Der Ellergronn, die grüne Lunge der Stadt ist ein Naturschutzgebiet, das auf dem Gebiet ehemaliger Erzabbaugruben entstanden und heute nicht nur für Fauna und Flora ein idealer Standort ist. Auch Naturliebhaber oder Wanderer können sich hier erholen und in direkter Nähe zur Stadt die Ruhe und die Natur genießen.
Der Gaalgebierg hat heute außer seinem Namen nichts Furchterregendes an sich. Ganz im Gegenteil ist es das liebste Kind der Escher. Hier über der Stadt ist im Laufe der Zeit ein beliebtes Naherholungsgebiet entstanden. Neben einem angelegten Park besteht auch die Möglichkeit zu abwechslungsreichen Spaziergängen in den Wäldern.
Wird der Ellegronn gerne als grüne Lunge bezeichnet, so hat der Gaalgebierg das Prädikat „Ruheoase“verdient. Sportfans warten derweil auf die neue Sportarena in Lankelz, die 2 000 Plätze bietet. Das Sportmuseum soll dort ebenfalls seine Bleibe finden. In diese Reihe passt auch die neue Sporthalle in Lallingen.
Renaturierte Bäche
Die längste Fußgängerzone des Landes erstreckt sich auf mehr als einem Kilometer quer durch die Stadt. Ausgehend vom Boulevard Prince Henri im Westen zieht sie als Rue de l’Alzette an der Place de la Résistance vorbei bis zum Rathaus, um dann in der Rue Helen Buchholtz aufzuhören.
Nur die wenigsten der Fußgänger ahnen, dass sie auf der ganzen Länge über der Alzette wandeln, die unterhalb der Straße fließt. Hier wird der Name „Esch-sur-Alzette“wortwörtlich wahr. Der Wasserlauf soll flussabwärts nach seinem unterirdischen Intermezzo in Zukunft wieder in einen naturnahen Zustand versetzt werden. Bereits umgesetzt ist die Renaturierung im Naturschutzgebiet „Am Pudel“.
Auch der kleinere Wasserlauf Dipbach wird entlang der Nonnewisen zwischen dem bereits renaturierten Teil bei der Galerie Schlassgoart und der Rue d'Ehlerange neugestaltet. Das aktuelle Betonbett wird demnach aufgebrochen und in ein variiertes Biotop umgestaltet.