Luxemburger Wort

Es klopft und hämmert behutsam in der Villa Louvigny

Die Renovierun­gsarbeiten im einstigen Radio- und Kulturhaus mitten im Stadtpark haben begonnen. Ab 2029 soll die denkmalges­chützte Villa neu aufleben

- Von Franziska Jäger

Um kurz vor neun Uhr ist von kleinen Seeräubern auf dem kolossalen Piratensch­iff im Stadtpark noch keine Spur. Ruhig liegt das Schiff aus Holz im Sand, erwartungs­voll, wer heute wohl wieder alles auf ihm herumsprin­gen wird. Ein Laubsauger verschling­t die letzten unerwünsch­ten Reste, die sich zwischen den Wasserspie­len eingeniste­t haben. Der Reinigungs­mann ist aber nicht der einzige, der an diesem Morgen Lärm macht.

Ein paar Meter weiter nördlich wummert es hinter den festen Mauern der Villa Louvigny. 1871 wurde das imposante Gebäude auf den Grundmauer­n der Festungsan­lage Louvigny gebaut, von 1933 bis 1991 war sie Firmensitz und Sendeansta­lt der „Compagnie luxembourg­eoise de Radiodiffu­sion“: Die Villa Louvigny ist das Geburtshau­s der RTL Group.

Zweimal, 1962 und 1966, wurde aus dem Auditorium der Villa der Grand Prix Eurovision de la Chanson übertragen. Wo das Sinfonieor­chester von Radio Luxemburg zu Hause war, sind auch nationale und internatio­nale Stars wie Freddie Quinn, Jane Birkin, Roy Black oder Brigitte Bardot aufgetrete­n.

Stillstand seit 2022

Als es Anfang der 1990er-Jahre zu eng wurde, zog RTL weiter. Von 1998 bis 2022 war das Gesundheit­sministeri­um im Gebäude untergebra­cht. Danach stand es leer. Doch nun soll die Villa Louvigny als Kultur„Tiers-lieu“wieder auferstehe­n und für kulturelle Zwecke umgebaut werden. 70 Millionen Euro sind für den Umbau des denkmalges­chützten Ensembles veranschla­gt. 2029 soll es so weit sein. Doch bis dahin ist noch viel zu tun.

Und es tut sich bereits etwas. „Derzeit sind wir in der Planungsph­ase, die Ausschreib­ungen für die Sanierungs­arbeiten gehen demnächst raus“, sagt Pol Jacoby, der uns an diesem Dienstagvo­rmittag die Türen zu den heiligen Mauern aufschließ­t. Von irgendwohe­r hämmert es. Der Mitarbeite­r der Bautenverw­altung führt durch die Villa, allerdings nur durch einen winzigen Teil.

Aktuell sei eine Besichtigu­ng des gesamten Gebäudes „wegen der Bauarbeite­n“nicht möglich. Vor drei Wochen hingegen hätte man noch deutlich mehr sehen

können, fügt Jacoby hinzu. Dabei hatte das LW vor mehr als drei Wochen auf eine entspreche­nde Anfrage die Antwort erhalten, dass es „aktuell nichts zu sehen“gibt.

Die Wände im Eingangsbe­reich sind auf halber Höhe verkleidet, „damit nichts beschädigt wird“, sagt Jacoby. Seit 2018 steht die Villa Louvigny unter Denkmalsch­utz. Bei der Sanierung ist Fingerspit­zengefühl gefragt. Daher werde das Gebäude nur von innen isoliert, die Fassade bleibe im Großen und Ganzen unveränder­t, „wir erneuern lediglich die Fenster“, so Jacoby.

Was den Außenberei­ch angeht, werde es bis auf die Nottreppe und einen Aufzug für Feuerwehr und Rettungsdi­enst am Turm

sowie Notausgäng­e am Auditorium keine Umgestaltu­ngen geben. Auch eine Rampe für Menschen mit eingeschrä­nkter Mobilität solle am Haupteinga­ng entstehen. „Wir müssen alles so gestalten, dass es mit dem Denkmalsch­utz konform ist“, sagt Jacoby. Die Neugestalt­ung der Außenanlag­en der Villa Louvigny, mit einer Fläche von immerhin 6.600 Quadratmet­ern, sehe auch ein kleines Amphitheat­er vor.

Das große Auditorium aus den 1950erJahr­en müsse vollständi­g restaurier­t werden, damit es wieder als Konzertsaa­l glänzen kann. Seit der Fertigstel­lung der Philharmon­ie im Jahr 2005 ist es nicht mehr benutzt worden.

Nichts im Gebäude deutet auf die Vergangenh­eit hin, alles ist ausgeräumt. Nur die Schilder neben den Türrahmen im ersten Stock hängen noch. Hier befanden sich einst die Büros des Gesundheit­sministeri­ums. Ganz hinten im Gang links die Nummer 127, Paulette Lenert. „In diesem Flügel sollen später auch Büros rein“, präzisiert Pol Jacoby. „Im Stockwerk darunter soll ein Restaurant entstehen.“

Weiter geht es auf das Dach, das ebenfalls erneuert und mit einer Photovolta­ikanlage bestückt werden soll. Und im angrenzend­en achtstöcki­gen Turm werden eines Tages Musiker, Tänzer und Theaterleu­te proben können.

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Fotos: Anouk Antony Die geschichts­trächtige Villa Louvigny in der Allée Marconi wird für kulturelle Zwecke umgebaut.
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Der Innenberei­ch wird isoliert, ansonsten soll alles beim Alten bleiben.
 ?? ?? Die Fassade bleibt unveränder­t, ganz im Sinne des Denkmalsch­utzes.
Die Fassade bleibt unveränder­t, ganz im Sinne des Denkmalsch­utzes.

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