Michel Medingers Fotos müssen ohne ihn in Arles gefeiert werden
Von Juli bis September wird der erkrankte Künstler bei den „Rencontres de la photographie d‘Arles“gewürdigt sowie ab Juni im Park Merl und im Garten des Hospice de Hamm
An Lob und Anerkennung fehlte es nicht an diesem Mittwoch im Pomhouse in Düdelingen, als über den Fotokünstler Michel Medinger und seine Ausstellung bei den „Rencontres de la photographie“im südfranzösischen Arles gesprochen wurde. Es fehlte aber der Künstler. Leider ist er ernsthaft erkrankt, und deshalb wird er seine Würdigung dieses Jahr im Krankenbett entgegennehmen.
Ein „extravaganter Alchimist“, ein „Autodidakt, der seine Referenzen aus dem goldenen Zeitalter der niederländischen Malerei bezog, dann aber einen Abstecher zu den Surrealisten und den Dadaisten machte“, ein „Besessener des Stilllebens“, ein „großer Forscher aller fotografischen Techniken“und ein „ehemaliger OlympiaSportler“: Michel Medinger, geboren 1941, war vieles in seinem Leben – ein Künstler, vor allem aber ein Lebenskünstler.
„Er ist der einzige ausstellende Fotograf bei den diesjährigen ,Rencontres‘, der auch mal an olympischen Spielen teilgenommen hat“, musste Festival-Direktor Christoph Wiesner lächelnd anerkennen. Frankreich wird wegen der olympischen Spiele in Paris dieses Jahr den Sport ganz besonders feiern, auch kulturell.
Die „Rencontres d‘Arles“, das sind mehr als 40 Fotoausstellungen von Juli bis September sowie eine ganze Reihe von Veranstaltungen und Begegnungen rund um das Thema Fotografie. 145.000 Besucher kamen 2023 dafür nach Arles.
In Luxemburg fördert die Vereinigung „Lët‘z Arles“die Fotografie und vergibt jedes Jahr den Luxembourg Photography Award. Dieses Jahr ging er an Michel Medinger. Der Preis ist auch mit einer Ausstellung bei den „Rencontres“verbunden.
Ausstellungskommissarin dafür ist Sylvie Meunier, die seit vielen Jahren Aufnahmen von oft unbekannten Fotografen sammelt und daraus Kunst macht. Für ihre Ausstellungsinstallation in der Chapelle de la Charité in Arles unter dem Titel „Michel Medinger – L‘ordre des choses“hat sie um die 50 Fotografien des Künstlers ausgewählt, darunter einige bisher unveröffentlichte sowie auch Objekte aus der Sammlung des Künstlers, die er immer wieder in seinen Stillleben inszeniert und fotografiert hat. „In der Kapelle wird ein monumentales Kuriositätenkabinett entstehen, und da wird bestimmt keinem langweilig“, so Sylvie Meunier.
Sie, aber auch Cyrille Putman, Galerist aus Arles, Medingers Tochter Isabelle, der Direktor der „Rencontres d‘Arles“Christoph Wiesner und natürlich die Vorsitzende von „Lët‘z Arles“Florence ReckingerTaddeï, sie alle zeigten sich bei der Pressekonferenz am Mittwoch beeindruckt von dem ganz besonderen Universum, das sich der Künstler in seinem Haus – zugleich sein Fotoatelier – erschaffen hat: „Dort thronen Skulpturen mit surrealistischem Charakter und geben sich kuriosen, allegorischen, fantasievollen und vielleicht auch magischen Inszenierungen hin“.
Der Fotograf und Zeremonienmeister Medinger hat seine Schränke und Schubladen gefüllt mit altem Werkzeug, ausgetrockneten Vogelkadavern, verwelkten Blumen, Schädeln, altem Spielzeug und anthropomorphem Obst und Gemüse. All diese Dinge hat er mit viel Humor und einem Hauch von Respektlosigkeit in seinen Inszenierungen genutzt und man findet sie in seinen Fotografien wieder. Er war bis zu seiner Erkrankung ein „Lord of Things“, so der Titel eines Buches, das in einem an