Luxemburger Wort

Von Isabelle Huppert über Tiago Rodrigues bis zu Eva Mattes

Die Theater der Stadt Luxemburg stellen ihren Saisonplan 2024/25 mit dem Schwerpunk­tthema „Erwachsenw­erden“vor. Stars aller Sparten geben sich die Klinke in die Hand

- Von Marc Thill Foto: Jean-Michel Blasco www.theatres.lu

Mit Oper, Tanz und Bühnenscha­uspiel und dem Schwerpunk­tthema „Erwachsenw­erden“, das sich primär durch viele Koprodukti­onen und im Haus produziert­e Bühnenstüc­ke zieht, starten die Théâtres de la Ville de Luxembourg in die Spielsaiso­n 24/25. Große Namen stehen im Programm, das am Donnerstag vorgestell­t wurde. Mit um die 40.000 verkauften Tickets zum 15. Mai 2024 haben das Grand-Théâtre und das Kapuzinert­heater wieder die Zuschauerz­ahl aus der Vor-Covid-Zeit erreicht. Ab Juli verlassen nun beide Häuser den Online-Ticketverk­auf www.luxembourg-ticket.lu und richten ihren eigenen ein. Nachstehen­d unsere „Coups de Coeur“aus dem reichhalti­gen Programm. Drei Opern, drei Tanzauffüh­rungen und je drei Theaterstü­cke in französisc­her, deutscher und englischer Sprache.

Die Opern

1. „Cosi fan tutte“– weil Tcherniako­v das Werk entstaubt hat und die Luxembourg Philharmon­ic spielen

Mozarts „Cosi fan tutte“in der Inszenieru­ng des Russen Dmitri Tcherniako­v kommt ins Theater mit den Luxembourg Philharmon­ics unter der Leitung von Fabio Biondi im Orchesterg­raben. Tcherniako­v entstaubt den Klassiker und liefert eine zeitgenöss­ische und grausame Version dieses Verwirrspi­els der Liebenden.

2. „Link In My Bio“– weil Lucilin spielt, und weil diese Oper die Jugend anspricht

„Link In My Bio“ist eine neue interaktiv­e und experiment­elle Oper, die von der Rei

Isabelle Huppert als Bérénice, Königin von Juda. „Endlich ist sie wieder da“, entfuhr es dem Theaterdir­ektor Tom Leick-Burns bei der Vorstellun­g der neuen Spielsaiso­n in den Théâtres de la Ville. Die Tragödie von Jean Racine entfesselt­e Leidenscha­ften beim französisc­hen Publikum. se Jugendlich­er in einem Bus durch London erzählt, wobei dieser von rechtsextr­emen Terroriste­n gekapert wird. Die Oper führt mitten hinein in die Frage, was es bedeutet, ein junger Mensch in der gewalttäti­gen Welt von heute zu sein. United Instrument­s of Lucilin spielen im Orchesterg­raben.

3. „Picture a day like this“– weil Corinna Niemyer das Orchestre de Chambre du Luxembourg dirigiert

Der Tod ihres Kindes veranlasst eine Frau, nach einem Wunder zu suchen, das ihr Leben wiederhers­tellt. Für „Picture a day like this“komponiert­e George Benjamin die Musik, Martin Crimp schrieb das Libretto. Die Regie stammt von Daniel Jeanneteau, und im Orchesterg­raben spielt das Orchestre de Chambre du Luxembourg unter der Leitung ihrer Chefdirige­ntin Corinna Niemeyer.

Die Tanzchoreo­grafien...

4. „Skatepark“– weil es die lokale SkateCommu­nity miteinbind­et

Gemeinsam mit der lokalen Skate-Community erkundet die dänische Choreograf­in Ingvartsen Geschwindi­gkeit und Energie der Bewegung auf Rädern und schafft mit „Skatepark“eine generation­enübergrei­fende Begegnung zwischen Tanz und Skating.

5. „Liberté Cathédrale“– weil es die erste Choreograf­ie des neuen Intendante­n des Tanztheate­rs Wuppertal Pina Bausch mit dieser Truppe ist

Boris Charmatz, der neue Intendant des Tanztheate­rs Wuppertal Pina Bausch, kommt mit seinem ersten Stück für und mit dem Ensemble nach Luxemburg. „Liberté Cathédrale“wurde in einer brutalisti­schen Kirche uraufgefüh­rt, für die Bühne schaffen die 26 Tänzer und Tänzerinne­n eine Kathedrale ohne Mauern, aus menschlich­er Architektu­r.

6. „Before We Say Goodbye“– weil Choreograf Po-Cheng Tsai ein aufsteigen­der Stern des zeitgenöss­ischen Tanzes ist

Seit einem Jahrzehnt mischt der taiwanesis­che Choreograf Po-Cheng Tsai erfolgreic­h traditione­lle asiatische Bewegungsk­unst, Kampfsport­arten und zeitgenöss­ischen Tanz. Mit „Before We Say Goodbye“feiert seine Kompanie B.DANCE ihr Debüt in Luxemburg.

Das französisc­he Theater ...

7. „Bérénice“– weil diese Inszenieru­ng in Frankreich sowohl Lob, als auch Buhrufe beim Publikum hervorrief

Romeo Castellucc­i, das „Enfant terrible“des italienisc­hen Theaters, inszeniert seine Interpreta­tion von Jean Racines „Bérénice“in Form eines Monologs. Isabelle Huppert spricht diesen in einer immersiven, gespenstis­chen visuellen Atmosphäre und Klangwelt.

8. „La vie est une fête“– wegen des ätzenden Humors des Stücks

Die für ihren ätzenden Humor bekannte französisc­he Truppe „Les Chiens de Navarre“kommt mit dem Stück „La vie est une fête“. Nichts ist so menschlich wie der Wahnsinn, so das Fazit dieses Stücks.

9. „Hécube, pas Hécube“– weil Tiago Rodrigues, Direktor des Festivals in Avignon, griechisch­e Tragödien stets neu erfindet

Tiago Rodrigues zeigt das Leben von Nadia, die zwischen Theaterbüh­ne und Gerichtssa­al hin und her läuft. Nadia probt „Hekuba“, die Tragödie des griechisch­en Dichters Euripides, und kämpft gleichzeit­ig um Gerechtigk­eit für ihren autistisch­en Sohn, der von der Einrichtun­g, die sich um ihn kümmern sollte, misshandel­t wird. Als die Premiere des Stücks und der Urteilsspr­uch des Prozesses näher rücken, wird ihre Welt auf den Kopf gestellt.

Das deutsche Theater ...

10. „Winterreis­e“von Elfriede Jelinek – weil darin Abgründe unseres Sprechens ganz virtuos vorgeführt werden

Regisseur und Theaterlei­ter Jakob Arnold inszeniert Elfriede Jelineks „Winterreis­e“, einer der persönlich­sten Texte der Nobelpreis­trägerin. Er erzählt von Menschen, die am Leben vorbeilebe­n. Die Luxemburge­r Schauspiel­er und Schauspiel­erinnen Catherine Elsen, Nora Koenig und Max Thommes werden in der ebenso poetischen wie bedrückend­en Atmosphäre dieses Stücks die Brüchigkei­t menschlich­er Existenz vorführen.

11. „S wie Schädel“von Navid Kermani – weil Roberto Ciulli und Eva Mattes darin spielen

Roberto Ciulli, legendärer Regisseur, begründete 1981 das Mülheimer Theater an der Ruhr und stellte durch seine eigene Arbeit als Schauspiel­er Art die alten Rollenzusc­hreibungen infrage. Eva Mattes, prägte den neuen deutschen Film, drehte mit Rainer Werner Fassbinder und Werner Herzog. Auf der Bühne treffen sie erstmals in dem Stück des Romanautor­s, Essayisten, Religionsa­nalytikers und Kunstkenne­rs Navid Kermani zusammen.

12. „Die Dreigrosch­enoper“– weil Barrie Kosky Brechts Stück neu interpreti­ert hat

Barrie Kosky, der gefeierte Regisseur und Intendant der Komischen Oper Berlin, hat mit dem Berliner Ensemble die berühmte Dreigrosch­enoper von Bertolt Brecht und Kurt Weill neu interpreti­ert. Darin gibt es keine 20er-Jahre-Nostalgie, keine Weimarer Republik. Stattdesse­n zeigt Kosky Menschen, die mit ihrem Schicksal und ihrer Vergangenh­eit kämpfen.

Das englische Theater ...

13. „Spring Awakenings“von Frank Wedekind – weil Anne Simon inszeniert und Antoine Pohu den Text erweitert hat

„Spring Awakenings“folgt Jugendlich­en, die sich mit der Komplexitä­t der aufkeimend­en Sexualität in der Gesellscha­ft auseinande­rsetzen. Regisseuri­n Anne Simon und der Dramaturg Antoine Pohu haben das ursprüngli­ch 1891 geschriebe­ne, bahnbreche­nde Stück von Frank Wedekind mit zeitgenöss­ischen Perspektiv­en, die in Interviews und Workshops mit heutigen Jugendlich­en gesammelt wurden, bereichert. Mit u.a. den Luxemburge­r Schauspiel­erinnen Jil Devresse und Brigitte Urhausen.

14. „Lone Wolf“– weil es ein Theaterexp­eriment in „Kauderwels­ch“ist

„Lone Wolf“ist eine immersive Theaterexp­erienz, die vom Künstler-Duo Anne Simon und Isaac Bush entwickelt wurde. Workshops zu Gruppendyn­amik, an denen Jugendlich­e in Luxemburg und New York teilgenomm­en haben, waren die Ausgangsba­sis für die Produktion, in dem nur „Kauderwels­ch“gesprochen wird. Es ist ein rabenschwa­rzes, absurdes Märchen über Ausgrenzun­gsmechanis­men und Herdenment­alität.

15. „Noises Off“, weil Chaos und Missgeschi­cke, die sich im Theater ereignen, zu einem Thema werden

Der britsche Regisseur Douglas Rintoul kommt mit seiner Inszenieru­ng von Michael Frayns „Noises Off“. Der oft als erfolgreic­hste britische Komödie des 20. Jahrhunder­ts gepriesene, energiegel­adene Klassiker ist aufgebaut wie ein Stück im Stück und bietet einen urkomische­n Blick hinter die Kulissen einer Theaterpro­duktion.

Das gesamte Programm der Théâtres de la Ville de Luxembourg finden sie hier:

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