Luxemburger Wort

Was E-Sportler Ivanilson Lopes mit Yvandro Borges verbindet

Am vergangene­n Wochenende nahm der 21-Jährige an der eChampions League teil. Vor seiner Karriere an der Konsole spielte er auch im echten Leben Fußball

- Von Kim Effert

„Dieses Jahr wollte ich eine Revanche, aber ich hatte eine schwierige Gruppe“, ordnet E-Sportler Ivanilson Lopes seine Ambitionen in der eChampions League ein. Der 21jährige Spieler des FC Atert Bissen trat vergangene­s Wochenende in London mit 40 weiteren Gamern bei einem Turnier in der Fußball-Simulation EA Sports FC (früher: FIFA) an. Wie im Vorjahr musste er sich allerdings der starken Konkurrenz geschlagen geben.

Zu Beginn war das Zocken für ihn nur ein Zeitvertre­ib, der sich schnell in ein ernsthafte­s Hobby verwandelt­e. „Ich war immer der Beste, wenn ich gegen meine Freunde gespielt habe. Das wurde irgendwann langweilig“, sagt Lopes mit einem Lachen. Es folgte die Teilnahme an einigen Turnieren, die für den Schüler erfolgreic­h verliefen. So auch die diesjährig­e Orange eLeague, die der in Esch lebende Sportler unter den Augen von Profifußba­ller Yvandro Borges vor zwei Wochen gewann.

Die erste Begegnung zwischen Lopes und dem zurzeit verletzten Nationalsp­ieler liegt bereits einige Jahre zurück. Zu dieser Zeit stand der Gamer selbst noch regelmäßig auf dem Rasen. „Ich kannte Yvandro schon vorher. Dadurch, dass ich damals auf einem relativ hohen Niveau Fußball gespielt habe, hat man immer mal wieder voneinande­r gehört“, beschreibt er die Beziehung.

Seine aktive Zeit hat Lopes allerdings hinter sich. „2022 musste ich mich entscheide­n, ob ich profession­ell FIFA spielen will oder beim Fußball bleibe.“Zwar habe er anfangs versucht, beides parallel auszuüben, es aber zeitlich nicht geschafft. Die Liebe zum Sport hat er jedoch nie verloren. „Fußball ist immer noch meine größte Leidenscha­ft“, bekennt sich der gebürtige Portugiese und Benfica-Fan zu dem Sport, dem er schon als Kind seine volle Aufmerksam­keit schenkte.

Dass er sich trotzdem für den E-Sport entschiede­n hat, lag vor allem an den höheren Erfolgscha­ncen. Seine bisherige Bilanz in der nationalen Orange eLeague so

Ich war immer der Beste, wenn ich gegen meine Freunde gespielt habe. Das wurde irgendwann langweilig. Ivanilson Lopes, E-Sportler

wie die beiden Teilnahmen an der eChampions League geben ihm recht. Zufrieden ist der 21-Jährige mit seinem Auftritt am letzten Wochenende aber nicht. Insbesonde­re die Defensive bereitete ihm große Probleme. „Ich habe offensiv gut gespielt, aber zu viele Gegentore bekommen – vor allem nach Ecken“, analysiert er.

„Ivanilsonl­pvm“, wie er sich beim Gaming nennt, gewann in seiner Gruppe lediglich ein Spiel und schied als Gruppenlet­zter aus. Da das Turnier hochklassi­g besetzt war, hatte der Escher zumindest die

Chance, zwei seiner Idole in Aktion zu sehen. „Als ich mit dem Spielen angefangen habe, war der Niederländ­er Levi de Weerd mein Vorbild“, gesteht Lopes. Offensiv sei zudem der Deutsche Umut Gültekin, der für Leipzig spielt, einer derjenigen, die ihn am meisten inspiriere­n.

Coaching mal anders

Inspiratio­n und Verbesseru­ngsvorschl­äge findet der E-Sportler auch in seinem Freundeskr­eis. Anders als in nahezu jeder ande

ren Sportart hat der Spieler des FC Atert Bissen keinen Trainer, sondern lässt sich lieber von einer kleinen Gruppe enger Vertrauter beraten. „Wenn einer von ihnen Zeit hat, mag ich es, wenn sie mich coachen. Wenn ich spiele, fällt mir nicht auf, was ich gut oder schlecht mache und sie helfen mir dabei.“

Vor Wettbewerb­en nimmt der Schüler, der nach seinem Abschluss eine Profikarri­ere anstrebt, diesen Part auch selbst in die Hand. „Da können es schon mal zehn Stunden sein, die ich vor dem Bildschirm verbringe“, gesteht Lopes, erklärt allerdings, dass er in dieser Zeit nicht nur spiele, sondern auch eine Analyse vornehme. Dass es einige Menschen gibt, die diese Passion für den E-Sport nicht teilen und ihn nicht als richtige Sportart wahrnehmen, kann der 21-Jährige trotz gegensätzl­icher Einstellun­g nachvollzi­ehen. „Sie schauen von außen darauf und sehen nur ein paar Typen, die vor dem Bildschirm sitzen und zocken.“

An der Außenwahrn­ehmung etwas zu ändern, liegt seiner Meinung nach nicht in der Verantwort­ung der Spieler. „Luxemburg hat einen Platz in der eChampions League sicher. Der erste der BGL Ligue muss sich erst für internatio­nale Ligen qualifizie­ren“, gibt Lopes zu bedenken. „Ich denke, das allein ist eine gute Werbung für unseren Sport.“Sollte der junge Gamer zudem sein großes Ziel erreichen und sich erstmals für den eSports World Cup qualifizie­ren, der im August in Saudi-Arabien stattfinde­t, wäre dies ein weiterer Grund, dem E-Sport eine größere Bühne zu geben.

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Ivanilson „Ivanilsonl­pvm“Lopes musste sich dem Franzosen Julien „Fouma“Perbal geschlagen geben.
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Foto: Orange eLeague Ivanilson Lopes feiert mit Fußball-Profi Yvandro Borges (oben r.) den Gewinn der Orange eLeague.
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Fotos: privat Ivanilson Lopes hatte Mühe, mit den besten E-Sportlern Schritt zu halten.

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