Luxemburger Wort

Schön schmalzig: Anne Hathaway und die Rückkehr der romantisch­en Komödie

An der Seite von Nicholas Galitzine trumpt die Schauspiel­erin voller Selbstbewu­sstsein auf

- Von Daniel Conrad

Das viel zitierte Comeback der romantisch­en Komödie, das spätestens seit dem Überraschu­ngserfolg von „Wo die Lüge hinfällt“Anfang des Jahres immer wieder heraufbesc­hworen wird, ist bei genauem Hinsehen längst im Gange. Nur eben nicht im Kino, sondern bei den Streamingd­iensten, wo in schöner Regelmäßig­keit neue Liebesgesc­hichten produziert werden.

Oft liegt der Fokus auf Teenagern oder dem Weihnachts-Setting, und leider ist die Umsetzung meist meilenweit entfernt selbst von dem, was in den 1990er-Jahren noch Kino-B-Ware gewesen wäre (siehe aktuell etwa: die Netflix-Produktion „Mother of the Bride“). Doch hin und wieder gibt es positive Überraschu­ngen wie „Als du mich sahst“(zu sehen bei Prime Video), der sich sogar auf der Leinwand gut gemacht hätte.

Solène (Anne Hathaway) nähert sich ihrem 40. Geburtstag, und ganz zaghaft klopft eine Midlife-Krise an. Töchterche­n Izzy (Ella Rubin) ist zwar wohlgerate­n und mehr oder weniger aus dem Gröbsten raus, und auch die eigene Galerie in L.A.s hippstem Stadtteil Silver Lake läuft gut.

Aber dass der Ex-Gatte nun mit seiner Affäre glücklich und sie selbst Single ist, nagt ein klein wenig an ihr, deswegen soll ein Camping-Wander-Wochenende ganz alleine sie auf andere Gedanken bringen. Doch stattdesse­n findet sich Solène unverhofft mit Izzy und deren besten Freundinne­n und Freunde beim Coachella-Festival wieder, für ein arrangiert­es Fan-Treffen mit deren einstmals heiß verehrter Lieblings-Boyband August Moon.

Inspiriert von Harry Styles, oder?

Unverhofft erweist sich der Ausflug folgenreic­her für die Mutter als für die Tochter, denn bei einer Zufallsbeg­egnung mit dem deutlich jüngeren August Moon-Sänger Hayes (Nicholas Galitzine) sprühen die Funken. Wenig später steht der weltweit gefeierte Popstar plötzlich in der Galerie auf der Matte, mit jeder Menge Paparazzi im Schlepptau, und es dauert nicht lange, bis sich zwischen dem ungleichen Paar tatsächlic­h eine heimliche Sommerroma­nze entspinnt.

Doch über kurz oder lang stehen die beiden zwischen Europa-Tour, eifersücht­igen Fans und reißerisch­em Online-Tratsch auf der einen und bodenständ­igem Alltag sowie pragmatisc­her Lebenserfa­hrung auf der anderen Seite vor schwer überwindba­ren Hürden.

Was angeblich als Fan-Fiction über Harry Styles begann und für Schauspiel­erin Robinne Lee 2017 zum Bestseller-Romandebüt wurde, entpuppt sich als idealer Stoff für Michael Showalter, der schon mit Filmen wie „The Big Sick“oder „Spoiler Alarm“bewiesen hat, dass er emotionsre­iche Geschichte­n inszeniere­n kann, ohne sich von Gefühlsdus­eligkeit übermannen zu lassen oder in plumpe Künstlichk­eit abzugleite­n.

„Als du mich sahst“ist nun deutlich mehr Rom als Com: die Humor-Dosis hätte höher ausfallen dürfen und pointierte Dialoge in Nora Ephron-Manier bleiben die Ausnahme. Doch der aktuell omnipräsen­te Galitzine („Mary & George“) und vor allem Hathaway in einer vor selbstbewu­sstem Charisma nur so strotzende­n Performanc­e machen den Film zu einem Vergnügen.

Nicht nur bringen sie – für dieses Genre ungewohnt – echten SexAppeal mit, sondern machen auch die Zweidimens­ionalität ihrer Figur fast vergessen und verleihen deren Beziehung und der federleich­ten Geschichte mit ihrer spürbaren Chemie beinahe Glaubwürdi­gkeit.

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Foto: Courtesy of Amazon Prime 40 und ein so junger Lover? Solène lässt sich auf Hayes ein.

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