Dialog ist mehr als nur „Guten Tag“
Eine Lösung für die „Laubbläserkrise“– Konfliktvermittlerin Rodríguez über interkulturelle Beziehungen
L’Alfàs del Pi – sk. Einsam im Ausland, Beziehungskrise mit der spanischen Ehefrau, Ärger mit den Kindern in der hiesigen Schule, Probleme mit ausländischen Kollegen oder Zoff mit den Nachbarn – die Psychologin Mónica Rodríguez nimmt sich der Probleme an, die Ausländer untereinander und mit Spaniern haben. Sie ist eine interkulturelle Konfliktvermittlerin. Dienstags und donnerstags von 9 bis 14 Uhr hört sie im Amics-Büro im Centro L’Alfàs + Social die Sorgen und Nöte ausländischer Mitbürger an. CBN: Seit Wochen führt der Laubbläser die aktuellen Top Ten der Integrationsschwierigkeiten der deutschen Residenten an der Costa Blanca an. Rodríguez: Aha. Oft hängen interkulturelle Probleme mit den alltäglichen Dingen zusammen, Ruhestörung, Gestank, Tierhaltung und so weiter. Erst mit dem Fehlen von Kommunikation werden daraus Konflikte. Mein Job als Vermittlerin ist es, den Dialog herzustellen. In diesem Fall mit den Leidtragen- den einerseits und den Nachbarn, Gärtnern oder Eigentumsgemeinschaften andererseits. Wie gesagt ich vermittle, rege durch Fragen zur Reflexion an – die Problemlösung muss von den Konfliktparteien kommen, es muss ein Kompromiss sein, hinter dem sie selbst stehen. Im Idealfall ändert das die Beziehung der Konfliktparteien. Vielleicht geht es danach über das nachbarschaftliche „Guten Tag“hinaus. Halten Sie das für realistisch? Vergangene Woche feierten wir den Internationalen Tag. Dort haben über 50 Vereine ihre verschiedenen Kulturen von ihrer besten Seite gezeigt. Die Veranstaltung war einzigartig. Viele dieser Vereine entstanden aus Freundschaften, die Leute bei unterschiedlichen Sprachkursen hier in der Gemeinde geknüpft haben. Integration geht al- so. Wir knüpfen ein Beziehungsgeflecht von Freundschaften. Jetzt versuchen wir, eine internationale Fußballmannschaft mit jungen und älteren Spielern verschiedener Nationalitäten auf die Beine zu stellen. Sie beraten auch interkulturelle Paare mit Schwierigkeiten. In der Regel kommen Paare zu mir, die Kommunikationsschwierigkeiten haben. Sie verstehen einander nicht und können nicht aufeinander zugehen, weil das Fehlen von Kommunikation ein Hindernis zwischen ihnen geworden ist. Diese Probleme gibt es in normalen Partnerschaften auch, hier werden noch kulturelle Unterschiede vorgeschoben. Eine Person aus Norwegen hat andere Vorstellungen von Arbeit, Ruhe und Pünktlichkeit als etwa eine aus Lateinamerika, bei der große Familien Teil der Kultur sind. Allen Unterschieden zum Trotz können solche Beziehungen aber auch bereichernd für die Partner sein. Wieso vertrauen sich die Leute ausgerechnet Ihnen an? Weil sie niemand zwingt. Gewisse Gegebenheiten meinerseits wie Freiwilligkeit, Vertrauen, Unparteilichkeit helfen dabei. Ich bin keine Richterin, sondern nur Vermittlerin. Nicht ich treffe Entscheidungen, sondern die Betroffenen. Hängen soziale Probleme wie Alkoholismus und Misshandlung von Frauen mit Integrationsschwierigkeiten zusammen? Wir haben diese Probleme, aber ich würde sie nicht mit der Interkulturalität verknüpfen. Das sind verschiedene Felder. Man muss sich Vorurteilen gegen bestimmte Kulturen wie gegen die islamischen oder lateinamerikanischen entgegenstellen. Die randalierenden englischen Trunkenbolde in Benidorm haben ja auch nichts mit den höflichen und gebildeten Briten gemein, die in den Neubausiedlungen wohnen.