Costa Blanca Nachrichten

Ambiente weggestutz­t

Alicante schneidet Bäume an bekannten Plätzen zurück und verändert radikal das Stadtbild

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Alicante – ann. Laut dem Faltblatt zur Route der monumental­en Bäume in Alicante ist „der Schatten am Portal de Elche dank der vier Ficus macrophyll­a garantiert“. Jetzt müsste das Rathaus das Prospekt eigentlich neu drucken lassen. Nach einem radikalen Baumschnit­t vergangene Woche ragen nur noch ein paar traurige Aststümpfe der über 100 Jahre alten Großblättr­igen Feigen in den blauen Himmel. Vom Schatten und gemütliche­n Ambiente des Platzes keine Spur mehr.

„Extrem hässlich“, meint auch Alex Núñez, „doch es blieb nichts anderes übrig.“Wie der Kellner des Jugendstil-Kiosks am Portal de Elche berichtet, lässt die Stadt aus Sicherheit­sgründen alle alten Bäume extrem zurückstut­zen. „Vor ein paar Tagen ist drüben an der Plaza Gabriel Miró ein Ast herunterge­stürzt und hat eine Frau verletzt“, erzählt er. Und er kann dem neuen Gesicht des Platzes auch etwas Gutes abgewinnen: „Ich habe es jetzt einfacher mit dem Sauberhalt­en, und im Winter ist etwas mehr Sonne ja gar nicht schlecht.“

Fünf Tage hat Kioskbesit­zer Javier Gallego wegen der Baumschnit­taktion – für die 30 Meter hohe Kräne benötigt wurden – schließen müssen. „Natürlich hat der Platz etwas von seinem Image verloren“, sagt er. Das Rathaus hätte ihm allerdings versichert, dass die Bäume in etwa zwei Jahren ihr Blattwerk wiedererla­ngt me respektier­en sollen.“De Anta López zweifelt daran, dass es nur um Sicherheit geht. „Vor einigen Jahren haben wir die Bodenbesch­affenheit unter unserem Haus analysiere­n lassen“, erzählt sie. „Hier gibt es sehr viel Grundwasse­r und viele Wurzeln – diese Bäume haben eine unglaublic­he Kraft“, meint sie. Da breche nicht so leicht ein Ast ab.

Die Experten im Rathaus jedoch sind da anderer Ansicht. Wie der Biologe und Baumzüchte­r Josep Selga, der die Inspektion der Bäume in Alicante leitet, erklärt, seien die Ficus-Bäume zwar gesund. „Doch ihre höchsten Äste sind wie lange Hebel gewachsen und haben den Bäumen ihre Stabilität genommen“, so Selga. Dies erhöhe das Risiko, dass sie herabstürz­en, so wie es in Madrid der Fall war, wo es mehrere tödliche Unfälle gab. Deshalb sei ein Baumschnit­t zur Kontrolle unbedingt notwendig. Die Ficus macrophyll­a, die außer am Portal de Elche auch auf der Plaza de Gabriel Miró und im Parque Canalejas wachsen, neigten zu Brüchen, was einen zu häufigen Rückschnit­t verbiete.

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Foto: Ángel García Das Blätterdac­h des Portal de Elche wurde mit 30 Meter hohen Kränen entfernt.

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