Datteln als Fallobst
Beginn der Dattelernte: Tonnen reifer Datteln könnten genutzt werden, aber es fehlt ein Konzept
Torrevieja/Orihuela – ma. „Wenn ich durch den Palmenhain von Orihuela gehe, könnten mir die Tränen kommen.“Emeterio Navarro Moya ist im Viertel San Antón neben dem Palmenhain, dem nach Elche zweitgrößten Palmenhain Europas, aufgewachsen. 6.000 Palmen würden am Fuß der Sierra de Orihuela gedeihen, die Mehrzahl rund 200 Jahre alt und bis zu 30 Metern hoch.
„Wir alteingesessenen Familien ernten die Palmen traditionell ab“, sagt der Experte. „Die reifen Datteln, manche groß wie Pflaumen, sind ein Leckerbissen, so saftig, so süß“, schwärmt er. Dass der Palmenhain von Orihuela verwahrlost, ist in seinen Augen die Schuld der Politik. Die Stadt kümmere sich zu wenig um die Palmen, dabei wäre der Palmenhain „eine einzigartige touristische Attraktion“.
Rund die Hälfte der Palmen stehe auf Privatgrundstücken, die andere Hälfte sei in öffentlicher Hand. Die privaten Palmen würden behandelt, kultiviert und gegen den Roten Palmrüssler ( Rhynchophorus ferrugineus) geschützt, die Palmen auf öffentlichem Grund zu wenig. „Im Juli und August sind wieder 100 große Palmen umgefallen“, klagt er.
„Reife Datteln sind ein saftiger und süßer
Leckerbissen“
Der Palmrüssler wüte dermaßen im Palmenhain, dass Experten der Universität von Elche davon ausgingen, dass der Palmenhain in fünf Jahren abgestorben sei. Emeterio Navarro ist sich sicher: „Wenn Palmengärtner die Palmen pflegen würden, dann hätte der Palmrüssler keine Chance.“
Nicht alle Dattelpalmen ( Phoenix dactylifera) würden dieselbe Qualität an Früchten liefern. Es seien rund 100 Palmen, deren Datteln die beste geschmackliche Qualität bieten. „Diese Palmen haben wir alle individuell mit Namen benannt“, so Emeterio Navarro. Diese Woche nun will er „Pepita“abernten.
Doch auch die Früchte von Palmen, die schlechtere Qualität liefern, seien brauchbar – sei es zur Fütterung von Tieren oder für kulinarische Spezialitäten. Als Beispiel nennt Navarro Murcia. Dort habe eine private Firma der Stadt angeboten, alle Zier-Orangenbäume kostenlos ganzjährig zu pflegen, um dafür dann die Früchte ernten zu dürfen. Die sauren Apfelsinen kocht die Firma dann zu Marmela- de ein und verkauft sie. Ein Gewinn-Geschäft für alle Beteiligten.
In Torrevieja werden derzeit die Palmen beschnitten, wegen der Gefahr, dass Früchte abfallen und Passanten darauf ausrutschen. Offenbar werden die Datteln in den Müll entsorgt. Rund 4.000 Palmen stünden auf dem Stadtgebiet, erklärt Park-Stadträtin Carmen Gómez. Früher habe man den „Palmereros“erlaubt, die Datteln abzuernten. Die Palmengärtner waren dafür für die Pflege zuständig.
Ob für den Eigenverbrauch oder im Verkauf: Datteln sind eine Spezialität, die ihren Preis hat. In Elche tragen Datteln sogar eine eigene geschützte Herkunftsbezeichnung und kosten im Laden zwischen drei und fünf Euro das Kilo. Eine Dattelpalme liefert pro Ernte bis zu 500 Kilo der köstlichen Frucht.