Castedos Zeituhr tickt
Volkspartei will Alicantes Bürgermeisterin schnell zum Rücktritt drängen – Keine Neukandidatur
Alicante – hau. Nun ist es also offiziell: Alicantes Bürgermeisterin Sonia Castedo wird bei der Kommunalwahl im kommenden Mai nicht als Kandidatin für die Volkspartei antreten. Was Landeschef Alberto Fabra seit langem in seinem Kampf gegen die Korruption angekündigt hatte, kam beim Parteitag der Konservativen in Benidorm am vergangenen Wochenende offen auf den Tisch.
„Die Volkspartei steht über einzelnen Personen und deren Eigeninteressen“, betonte Provinzchef José Císcar, der den Kurs Fabras in Alicante noch verschärfen möchte. So haben die Konservativen der Provinz sich im Rahmen des Benidormer Treffens dazu verpflichtet, von ihren etwaigen Ämtern zurückzutreten, sobald Ermittlungen wegen Korruption gegen sie laufen.
Für Castedo, gegen die Ermittlungen im Fall Brugal und Rabasa laufen und die in Benidorm gar nicht erschien, bedeutet dies theoretisch das endgültige Aus ihrer politischen Karriere bei der PP. „Es lässt sich nicht vereinbaren, dass jemand, der vielleicht auf der Anklagebank sitzen wird, sein öffentliches Amt ausüben kann“, so Ministerpräsident Alberto Fabra.
Zeit für Wandel drängt
Der Landeschef ist es auch, der nach Meinung der Madrider PPSpitze Castedo zum Rücktritt auffordern soll – für Fabra ein heikles Unterfangen. Er solle die Angelegenheit schnellstmöglich und auf die am wenigsten traumatischste Art klären, hieß es aus der Zentrale. Dass die Zeit drängt, wissen die Konservativen: An Weihnachten will die PP die ersten Kandidaten für die Kommunalwahlen bekannt geben. Sollte Castedo bis dahin ihr Amt abgegeben haben, könnte die PP den Wahlkampf in Alicante wie gewohnt angehen. Im Falle eines Freispruchs hätte die 43-Jährige dann die Möglichkeit, ihre politische Karriere in den Reihen der PP wieder aufzunehmen.
Problematisch wird es für die Volkspartei allerdings, wenn die Bürgermeisterin bis Dezember nicht zurücktritt. Dann müssten die Konservativen einen Kandidaten aufstellen, der seinen Wahlkampf noch Seite an Seite mit Castedo auf die Beine stellen würde – für Stadt und Partei ein erheblicher Imageverlust.
Und genau das will die alicantinische Volkspartei umgehen, hatte sie sich doch gerade den Image- wandel bei ihrem Treffen in Benidorm auf die Stirn geschrieben. Mit einem Transparenzportal im Internet wollen die PP-regierten Kommunen zukünftig ihre Finanzen offenlegen, in Gemeinden mit mehr als 3.000 Einwohnern sollen verstärkt jüngere Kandidaten auf die Wahllisten kommen.
Dass es bei dem Parteitag unterdessen nicht nur um einen nötigen Imagewandel der PP ging, war angesichts der anstehenden Entscheidungen im Fall Castedo dabei fast Nebensache. Mehr Bürgerbeteiligung, bessere Dienstleistungen in Bildung und Sozialem, eine Umstrukturierung der Wasserversorgung und Kampf gegen die Arbeitslosigkeit. All das kam in Benidorm auch zur Sprache. Doch so richtig fanden die Konservativen dafür kein Echo in der Öffentlichkeit.