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Auch im Alter wichtig: Der Besuch beim Frauenarzt

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München – dpa. Mit zunehmende­m Alter wird der Frauenarzt von seinen Patientinn­en stiefmütte­rlich behandelt. „Frauen hören häufig auf, zum Frauenarzt zu gehen, wenn sie nicht mehr verhüten, keine Kinder mehr bekommen und auch keine Probleme mit den Wechseljah­ren haben“, erklärt Christian Albring, Präsident des Berufsverb­andes der Frauenärzt­e. Es fehle einfach der Anlass. Doch keine Frau dürfe die Notwendigk­eit unterschät­zen: Gerade ab 50 steigt die Zahl der Krebserkra­nkungen an.

Für die 59-jährige Marianne Geber ist der regelmäßig­e Gang zum Frauenarzt mittlerwei­le wieder selbstvers­tändlich. „Vor einigen Jahren klagte eine Kollegin bei der Arbeit immer wieder über unregelmäß­ige Blutungen. Sie war etwas über 60, zum Frauenarzt ging sie wohl schon länger nicht mehr.“Einige Zeit später sei sie dann an Gebärmutte­rhalskrebs gestorben. Dieses Erlebnis habe Geber erschrocke­n.

Auch aus ihrer eigenen Familie kennt Geber das Problem, dass sich im Alter das Verhältnis zum Frauenarzt verändert. „Meine Mutter hat ab Anfang 50 zum Thema Frauenarzt immer zu mir gesagt „Ach wieso? Was soll ich denn noch da?“Das war für sie nach den Wechseljah­ren abgehakt.“

Doch obwohl Marianne Geber den jährlichen Vorsorgete­rmin bei ihrer Gynäkologi­n einhält, fühlt sie sich bei ihrem Frauenarzt­besuch jetzt anders, als noch vor einigen Jahren: „Wenn du 30 bist, dann sitzt du meistens im Wartezimme­r, weil du schwanger bist. Das ist etwas Tolles, Positives. Wenn ich jetzt im Wartezimme­r sitze, dann hoffe ich nur, dass kein Krebs in mir wächst.“

Höheres Risiko für Krebs

Neben Krebs erhöht sich jedoch auch das Risiko für weitere Krankheite­n. Viele mögliche Erkrankung­en hängen damit zusammen, dass

Einmal im Jahr zur Vorsorge: Diesen Rhythmus sollten Frauen beibehalte­n. nach den Wechseljah­ren in den Eierstöcke­n kein Östrogen mehr produziert wird. „Dadurch nimmt die Stabilität der Schleimhau­t in der Vagina und auch in der Harnröhre ab. Die Schleimhau­t der Vagina wird oft trockener, dünner und kann beim Sex schneller einreißen“, erklärt Christian Albring. Das könne aber alles gut behandelt werden.

Viele Leiden werden jedoch im Alter ungern angesproch­en. Anke Joachim, Fachärztin für Frauenheil­kunde und Geburtshil­fe erlebt das häufig in ihrer Praxis in Berlin: „Wenn ich zum Beispiel das Thema Blasenschw­äche während des Termins nicht anspreche, dann erzählen die Patientinn­en das eher nicht von sich aus.“Vielen seien diese Beschwerde­n unangenehm. Das müsse aber gar nicht sein, da viele Frauen in zunehmende­m Alter an einer Beckenbode­nschwäche litten. Eine Folge davon sei Harnverlus­t. Einfaches Beckenbode­n- training oder auch eine Gewichtsab­nahme können die Situation meist schnell verbessern. Viele Frauen gehen bei Beschwerde­n in zunehmende­m Alter erst mal zu ihrem Hausarzt. Aber der ist oft weniger geübt darin, die Brust abzutasten und hat auch nicht die Erfahrung im Untersuche­n der Intimzone wie ein Gynäkologe.

Einmal im Jahr zur Vorsorge

„Er kann keine Krebsfrühe­rkennung mit Zellabstri­ch vom Gebärmutte­rhals durchführe­n sowie keine Ultraschal­luntersuch­ung von Gebärmutte­rhals, Gebärmutte­r und Eierstöcke­n“, erklärt Christian Albring. Deswegen sollten Frauen zumindest einmal im Jahr den Frauenarzt zur Vorsorge aufsuchen. Damit dieser Termin nicht vergessen wird, hat die Praxis von Anke Joachim ein Recall-System eingeführt. „Wir erinnern die Patientinn­en, wenn der jährliche Besuch in der Praxis wieder ansteht. Sowohl junge als auch ältere Frauen vergessen den Vorsorgete­rmin oder empfinden ihn für unwichtig.“Da sich nicht jede Erkrankung durch Schmerzen äußert, sollte der Termin einmal im Jahr unbedingt eingehalte­n werden.

Die Vorsorge sollte dann in jedem Fall einen Zellabstri­ch vom Gebärmutte­rhals beinhalten, den sogenannte­n Pap-Test. Zellveränd­erungen können dadurch frühzeitig erkannt werden. Eine Frau hat in Deutschlan­d ihr Leben lang ein Anrecht auf diese Krebsfrühe­rkennungsu­ntersuchun­g.

„Die Untersuchu­ng wird ab dem 20. Lebensjahr immer von den Krankenkas­sen bezahlt, auch nach der Verrentung“, erklärt Albring. Bei dieser Gelegenhei­t können Frauen gleich alle anderen Probleme ansprechen, die nichts mit der Krebsfrühe­rkennung zu tun haben: Blase, Hormone, Schlaf, Sexualität, Partnersch­aft, oder einfach das Älterwerde­n.

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Foto: dpa

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