Sonne nicht verschenken
Kurt Haefeli aus Benissa plädiert für mehr Solaranlagen in Spanien
Benissa – ms. Am 5. Juni war Weltumwelttag, mitbekommen hat das kaum jemand. Kurt Haefeli wundert das nicht besonders. Er findet, am Umweltbewusstsein hierzulande hapert es ein wenig. Verbesserungsbedarf sieht er im Bereich alternative Energien. Seine Firma Sela Solar im Industriegebiet von Benissa produziert, installiert und wartet seit 25 Jahren Sonnenkollektoren und Photovoltaikanlagen. Und von denen, sagt der Schweizer, gebe es in Spanien immer noch viel zu wenige.
300 Tage pro Jahr scheint die Sonne vom alicantinischen Himmel, genutzt wird diese Energiequelle kaum. „Die Araber haben Öl, die Russen Gas, nur Spanien verschenkt seine Sonne”, klagt Haefeli. Laut einem Bericht des Stromnetzbetreibers RED Eléctrica de España lag der Solarenergieanteil durch Photovoltaik Ende 2013 in Spanien bei gerade einmal 3,1 Prozent. Und auch Sonnenkollektoren zur Warmwasserproduktion sind auf spanischen Dächern nur selten zu finden. Bis zum einst EU-weiten Ziel, bis 2020 rund 20 Prozent Solarstromanteil zu erreichen, ist es also noch ein weiter Weg.
„Das ist kein Wunder, früher waren die Solarmodule hier bis zu 50 Prozent subventioniert, heute gibt es so gut wie nichts mehr vom Staat”, meint Haefeli. Dafür verantwortlich macht er die Wirtschaftskrise, die großen Stromkonzerne, die das nicht wünschen, und das fehlende Umweltbewusstsein.
„Dabei ist Sonnenenergie unglaublich rentabel”, so der Schweizer, „die Leute rechnen nur falsch.” Ein guter Kollektor habe eine Lebensdauer von gut 30 Jahren. So könne man sich mehr als die Hälfte der Warmwasserkosten sparen. Vor allem spanische Kunden von der hohen Investition zu überzeugen, sei aber schwer.
Kurt Haefeli baut auch seine eigenen Solarmodule.
Haefeli ist ein großer Verfechter der Selbstversorgung. Sein Traum: Ein Haushalt, der mithilfe der Sonne 100 Prozent seines eigenen Energieverbrauchs stemmen kann. In Dénia hat seine Firma bereits ein Haus ausgestattet, das fast ausschließlich Sonnenstrom verbraucht.
Die Einspeisung ins Stromnetz ist in Spanien nicht erwünscht, sagt Haefeli. Und die Gründe dafür seien auch für ihn mittlerweile nachvollziehbar: Die Leistungsschwankungen sind je nach Sonnenaufkommen und Energiebedarf so groß, dass das ohnehin zum Teil schon angeschlagene spanische Stromnetz noch instabiler würde.
Entgegen aller Gerüchte gebe es hier aber keine Gebühr für die Einspeisung in das landesweite Stromnetz. Große Solarparks, wie sie in Andalusien stehen, sieht Haefeli kritisch. „Die führen wieder zu einem Strommonopol.”
Wer von der Sonne profitieren und die Umwelt schützen will, dem empfiehlt Haefeli in erster Linie einen Sonnenkollektor, der etwa 85 Prozent der aufgenommenen Energie in Wärme umwandeln kann. Weniger rentabel sind Photovoltaikanlagen, die nur 15 Prozent der Sonnenstrahlen zu Strom machen. Bei all dem Strompreiswahn, sagt Haefeli, solle man eines nicht vergessen: „Die billigste Energie ist immer noch die, die man nicht verbraucht.”