Königreich des Bargelds
Mit Karte zahlen ist in Spanien nicht so üblich – Hier sind Scheine noch Trumpf
Madrid – tl. In Spanien will das Kreditkartengeschäft nicht so recht in Gang kommen. Hierzulande zählen beim Bezahlen noch der Geldschein oder die Münze. Sehr zum Bedauern der Branchenführer von Visa und MasterCard. Die nackten Zahlen geben ihnen Recht: 80 Prozent des privaten Konsums wird mit Bargeld bestritten, nur 20 Prozent mit Kreditkarten.
In Ländern wie Dänemark, Schweden oder Finnland sei das Verhältnis genau andersherum, sagt der Generaldirekor von MasterCard Spanien, Ovidio Egido, gegenüber der Zeitung „El País“. In Dänemark beispielsweise denke man sogar darüber nach, den Zahlungsverkehr mit Bargeld ganz abzuschaffen. In Deutschland und Großbritannien werde ebenfalls schon 60 Prozent des Zahlungsverkehr elektronisch abgewickelt, in Frankreich immerhin 45 Prozent. den Euro an den Geldautomaten gezogen. 105 Milliarden Euro wurden für Einkäufe verwendet.
Egido erklärt die Vorliebe in seinem Land für bares Geld zum einen mit kulturellen Gründen, zum anderen mit der verbreiteten Schattenwirtschaft. Laut MasterCard-Generaldirektor entfallen 20 bis 25 Prozent des spanischen Bruttoinlandsprodukts (BIP) auf die Schattenwirtschaft. Egido lobt denn auch die Entscheidung der Regierung, Zahlungen mit Bargeld gesetzlich auf maximal 2.500 Euro zu beschränken. „Bei der EU in Brüssel halten sie aber auch das noch für zu hoch und plädieren dafür, die Grenze auf 1.000 Euro zu senken“, sagt Egido. Dass der MasterCard-Mann eine Förderung der Nutzung von Kreditkarten als durchaus probates Mittel im Kampf gegen Schattenwirtschaft anpreist, versteht sich von selbst.
Doch aus so ist Egido davon überzeugt, dass auch Spanien in Sachen Zahlungsgewohnheit den Weg anderer fortschrittlicher Länder gehen und den Bargeldverkehr zurückdrängen wird. Und verweist auf Beispiele: „In Spanien kann man heutzutage die Parkgebühr und das Taxi mit Karte bezahlen, das war vor einigen Jahren noch undenkbar.“