Was für ein Affenzirkus
Affen sind ja recht intelligent. Sie lassen sich nicht einfach ein X für ein U vormachen. Mit einer Banane lockt man keinen Affen vom Baum. Das Bündel macht’s, die Staude. Menschen ticken da recht ähnlich, Politiker zum Beispiel. Im Stadtrat zu sitzen, obendrein in der Opposition – das lockt noch keinen Volksvertreter wirklich hinterm Ofen vor. Doch wenn es um das Amt des Bürgermeisters geht, dann geht es um die Wurst.
Bei der Wahl des neuen städtischen Oberhaupts bleiben die Wähler vornehmlich außen vor. Zu schade. Geheime Verhandlungen im Hinterzimmer entscheiden vor der Regierungsbildung über Macht oder Ohnmacht. Da sieht sich so manch ein Kandidat, der zu hoch gepokert hat, plötzlich aus dem Spiel geboxt.
Je höher der Volksvertreter aufsteigt in der Hierarchie seiner Partei, desto besser kennt er sie – die Fettnäpfchen und Tricks und Tücken im politischen Affenzirkus. Beim Regieren geht es ja durchaus nicht darum, gesellschaftliche Probleme im Interesse der Allgemeinheit und im Kontext eines parteienübergreifenden Konsens zu lösen. Oder sich im Hinblick auf die nächste Wahl in kontroversen Themen und bei heißen Eisen etwa zu weit aus dem Fenster zu lehnen. Stattdessen immer schön freundlich in die Kamera lächeln. Wie wunderbar muss es heute sein, dass sich Entscheidungen der Politik immer mehr der Kenntnis von gemeinen Bürgerinnen und Bürgern entziehen, in allerhöchste Sphären gewissermaßen entfliehen. Es bleibt fürs Volk nur alle vier Jahre das Kreuz mit dem Kreuz...
Klüngeln wie die Bonobos, drohen wie Schimpansen. Um Oberaffe zu spielen, ist dem waschechten Opportunisten jedes Mittel recht. Das Volk wundert sich dann, warum es oft nur noch als Stimmvieh wahrgenommen wird. Waren das noch Zeiten, einst im alten Rom. Da durfte sich für das Amt des Senators nur bewerben, wer seine Schäfchen im Trockenen hatte. Vielleicht ist das die Lösung: Man sollte Politikern ein bedingungsloses Grundeinkommen sichern.