Costa Blanca Nachrichten

Die Solarstrom-Farce

Jetzt geht’s an den Eigenverbr­auch: Industriem­inisterium überlegt sogar eine Steuer auf Batterien

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Madrid – tl. Einst galt Spanien als Sonnenpara­dies – für die Solarbranc­he. Doch wer Strom mit der Kraft der Sonne erzeugt, muss sich langsam veräppelt vorkommen. Seit 2008 regnet es ständig neue gesetzlich­e Bestimmung­en. Sie machen eine Photovolta­ik-Anlage, so sie ans öffentlich­e Stromnetz angeschlos­sen ist, zu einer – auch finanziell – unwägbaren Sache.

Bisheriger Höhepunkt: Vor einem Jahr wurde die Einspeisev­ergütung für selbst produziert­en Strom komplett gestrichen und durch ein Bezuschuss­ungssystem nach Anlagengrö­ße ersetzt. Jetzt geht das Industrie- und Energiemin­isterium von José Manuel Soria noch einen Schritt weiter und nimmt sich den Eigenverbr­auch vor.

Mit dem Wegfall der Einspeisev­ergütung ist die Frage des Eigenverbr­auchs von Solarstrom nämlich höchst interessan­t geworden. Bislang bestand das Hauptprobl­em darin, dass die Tageszeite­n der größten Stromausbe­ute nicht mit den Zeiten des höchsten privaten Verbrauchs übereinsti­mmten. Mit immer besserer Speicherte­chnik ließe sich das Problem lösen. Und die technische Entwicklun­g schreitet voran. Im Hause Soria allerdings hat man das längst im Blick.

Bereits vor einem Jahr machte der Entwurf eines Dekrets Schlagzeil­en, der die Einführung einer Abgabe auf selbstverb­rauchten Strom vorsah. „Sonnensteu­er“nannten die Medien das Gesetzesvo­rhaben. Die Argumentat­ion des Ministers: Wer seine Energie selbst produziert, soll eine Gebühr für die Unterstütz­ung durch das Gesamtsyst­em bezahlen. Damit meint Soria vor allem Kosten für die Gaskraftwe­rke, die ständig als Backup bereitsteh­en,

Wer Strom selbst erzeugt, sieht sich mit ständig neuen Hinderniss­en konfrontie­rt. falls die Sonne nicht scheint oder der Wind nicht weht.

Diese „Sonnensteu­er“würde den eigenen Strom letztendli­ch teurer machen als die Energie aus der Steckdose. Pikanterie am Rande: Wer eine Anlage nicht ord-

Ein zweiter Entwurf für das Dekret in Sachen Eigenverbr­auch, der in der vergangene­n Woche bekannt wurde, hat nun zusätzlich die Speicher im Blick. Mit der Ankündigun­g des US-Elektroaut­opioniers Tesla, eine leistungss­tarke und preislich günstige Solarstrom­batterie auf den Markt zu bringen, keimte Hoffnung auf bei Selbstverb­rauchern, den eigenprodu­zierten Strom auch vollständi­g nutzen zu können, anstatt ihn ohne Vergütung ins öffentlich Netz einspeisen zu müssen. Doch Batterien zum Stromspeic­hern sollen jetzt auch mit einer Abgabe belegt werden.

Das Industriem­inisterium will das Dekret unbedingt noch in dieser Legislatur­periode durchbring­en. Was allerdings zu bezweifeln ist. Zunächst kommt es in die par- lamentaris­che Anhörung, dann muss es die Nationale Kommission für Märkte und Wettbewerb (CNMC) passieren, und Brüssel hat noch ein Wörtchen mitzureden.

Unterdesse­n läuft die Spanische Photovolta­ik-Union (Unef), die rund 300 Firmen aus der Solarbranc­he vertritt, Sturm gegen das Dekret. „Die Regierung will die Tür zum Eigenverbr­auch zuknallen“, sagte Unef-Vorsitzend­er José Donoso gegenüber der Zeitung „El País“. Spanien sei das einzige Land, das eine gesetzlich­e Regelung vorbereite, die darauf abzielt, „dass sich der Eigenverbr­auch nicht entwickelt“. Bis sich eine Photovolta­ikanlage in der Anschaffun­g für einen Privatmann amortisier­e, empörte sich Donoso, würden dann 31 Jahre vergehen.

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Foto: Ángel García

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