Unbesiegbare Mikroorganismen
Antibiotikaresistente Keime stellen die Medizin vor ein Problem – Unsachgemäße Anwendung
Alicante – dpa. Moderne Antibiotika gelten zu Recht als Meilenstein der Medizin. Doch wurde ihr Leistungsvermögen maßlos überschätzt. Der vor 60 Jahren – mit dem Nobelpreis für die Entdeckung des Penicillins – proklamierte „Krieg gegen die Keime“war von Anfang an zum Scheitern verurteilt, da die biologische Intelligenz der Mikroorganismen unbesiegbar ist und bleibt.
Das neue Buch des Gesundheitsexperten Dr. med. Eberhard J. Wormer beschäftigt sich mit dem aktuellen Stand der Resistenzproblematik und zeigt, dass pflanzliche Antibiotika eine Erfolg versprechende, natürliche Alternative zur Behandlung potenziell tödlicher Infektionen sind.
Seit 20 Jahren kaum Fortschritt Durch Parasiten, Bakterien und Viren ausgelöste Epidemien oder Pandemien machen immer wieder und zunehmend häufiger Schlagzeilen. Ebola, H5N1, Malaria, Tuberkulosebazillen sowie MRSA und andere Krankenhauskeime verursachen für Mensch und Tier tödliche Infektionen.
Dabei fand die Kapitulation von Medizin und Wissenschaft angesichts der Macht der Keime bereits vor knapp 20 Jahren statt – seitdem nämlich werden keine nennenswerten Fortschritte in der Antibiotika-Forschung mehr gemacht. Schon in seiner Nobelpreis- Rede von 1945 warnte Alexander Fleming, der Entdecker des Penicillins, dass sich Resistenzen gegen dieses bemerkenswerte Heilmittel entwickeln könnten. Tatsächlich wurde seither bei jedem Antibiotikum in relativ kurzer Zeit Resistenz nachgewiesen.
Die massenhafte, oft unsachgemäße Anwendung bei Mensch und Tier erhöht sogar die Wahrscheinlichkeit und beschleunigt die Entwicklung von Resistenzen – vor allem weil Präventions-, Hygieneund Kontrollmaßnahmen missachtet werden. Durch den Einsatz in der Fleischproduktion sind Antibiotika mittlerweile Bestandteil der Nahrungskette und sogar im Trinkwasser vorhanden. Folglich wirken sie zunehmend schwächer oder sind komplett unwirksam. Jedes Jahr sterben in Deutschland etwa 40.000 Menschen an Krankenhausinfektionen, davon 10.000 durch antibiotikaresistente Keime.
Müssen wir uns damit abfinden, dass es bei lebensbedrohlichen Infektionen in manchen Fällen keine Hoffnung mehr auf Heilung durch Antibiotika geben wird? Zunächst müsse nach Auf- fassung Wormers und anderer Mediziner ein Umdenkprozess stattfinden: „Mikroorganismen, Bakterien und Viren sind keine ,bösen Feinde‘ des Menschen. Wir sollten aufhören, Krieg gegen sie führen zu wollen. Bakterien sind nützliche Mitbewohner des Menschen.”
Was Infektionskrankheiten betrifft, müssen wir wieder stärker auf altbewährte Verfahren zurückgreifen: Isolierung von Infizierten, Hygienemaßnahmen, Umweltsanierung, Abkehr von Massentierhaltung und Pestiziden und die Anwendung pflanzlicher Heilmittel.