Hexenkraut und Pflanzenhoroskop:
Biologische Station Torretes in Ibi will die mediterrane Fauna und Flora einem breiten Publikum näherbringen
Die Biologische Station Torretes in Ibi will die mediterrane Pflanzenwelt einem breiten Publikum näherbringen
Roberto Poyatos Álvarez drückt seine Kippe unterm Schuh aus und klemmt sie unter einen der Schnürsenkel – bis zum nächsten Abfalleimer. Ein weggeworfener Zigarettenstummel wäre ein inakzeptabler Schandfleck in der Idylle, die der Forstingenieur täglich pflegt. Er ist technischer Mitarbeiter in der Biologischen Station Torretes, ein vor rund zehn Jahren von der Universität Alicante (UA) und dem Rathaus von Ibi ins Leben gerufenes Projekt, das sich die Erforschung, den Erhalt und die Verbreitung der mediterranen Artenvielfalt zur Aufgabe gemacht hat.
„Insgesamt umfasst das Terrain der Biologischen Station 53 Hektar“, erklärt Poyatos. „Neun davon sind für den Anbau geeignet“. Seit vergangenem Jahr darf sich die Station offiziell Botanischer Garten nennen. Auf ihrem Gebiet finden sich nicht nur das alte Bauern- haus Mas de Torretes, das der Station ihren Namen gibt, sondern auch eine alte Schäferhütte, ein Kalkofen, mehrere Tümpel und diverse neue Gebäude, die als Labor, Lager, Treibhäuser und ähnliches dienen. „20 Hektar gehören zum
Die Biologische Station ist
kein wissenschaftliches Labor mit fachsimpelnden
Botanikern
Pflanzenreservat Mas de Torretes“, berichtet der Forstingenieur weiter.
Unter der Leitung von Segundo Ríos Ruiz, Direktor der Station und Wissenschaftler des Iberoamerikanischen Instituts für Artenvielfalt der UA (Cibio), wurden in den vergangenen zehn Jahren auf dem Terrain verschiedene botanische Ecken angelegt, die einen Besuch der Station nicht nur für Fachpublikum attraktiv machen: Da gibt es etwa den Kräutergarten nach mittelalterlichen Klosterregeln, ein Hexeneck mit Pflanzen, aus denen so mancher betörende oder auch giftige Zaubertrank gebraut wurde, das „Eck der großen Kulturen“oder auch ein Pflanzenhoroskop. Jeder Bereich der Station ist zudem einer berühmten Person der Botanik oder Medizin gewidmet.
Schnell wird klar: Die Biologische Station Torretes ist kein wissenschaftliches Labor mit fachsim- pelnden Botanikern, es ist ein Ort, der die mediterrane Pflanzen- und Tierwelt einem breiten Publikum und der gesamten Gesellschaft näherbringen will. Beinahe jede Woche rückt eine Schulklasse an, um mehr über die heimische Flora und Fauna zu erfahren. Das ganze Jahr über veranstaltet die Station Aktionen wie Kräutermessen, den Tag des Baumes, Pilztage oder Vorträ- ge über Pflanzen- oder Tierarten.
„Die Werbung für unser Projekt und die mediterrane Pflanzenwelt ist eines unserer Hauptziele“, betont Forstingenieur Roberto Poyatos. Deshalb nehmen er und die Biologin Vanessa Martínez Francés sich trotz der nie enden wollenden Arbeit in der Station ausführlich Zeit, Besucher herumzuführen und die verschiedenen botanischen Ecken zu erklären.
Zwischen Fichten und Lärchen
Poyatos’ Spezialgebiet, die Bäume, haben im oberen Teil der Station ihr Revier. Der Forstingenieur stapft durch die verschiedenen Reihen der bisher noch eher mickrigen Koniferen, Fichten, Zypressen, Lärchen, Zedern und sogar Ginkgos, die laut dem Forstingenieur für eine Baumpatenschaft besonders begehrt seien. Die Terrassen weiter oben seien für den Trockenfeldbau, also etwa den Anbau von Oliven- und Mandelbäumen bestimmt.
Auch ein Getreidefeld befindet