Die vergessenen Küstenbewohner
Pegoliner mit Häuschen in Strandsiedlungen von Dénia und Oliva klagen über Missstände
Oliva / Dénia – at. Es fängt schon an, bevor man überhaupt da ist: Wer aus Pego Richtung Küste fährt und die N-332 an der Kreuzung überqueren will, an der die Prostituierte auf ihrem Plastikstuhl schon zum Landschaftsbild gehört, gerät in Stress. Mit höchster Aufmerksamkeit gilt es, sich in der Mitte der stark befahrenen Nationalstraße einzufädeln. „Seit Jahren verspricht man uns einen Kreisel oder eine Brücke“, sagt die Pegolinerin Pepa Rovira. Doch trotz meh- rerer Unfälle wurde nichts getan.
Der Weg zu Pepa Roviras Sommerhäuschen in Les Deveses führt weiter durch eine enge Straße. Zu breit darf der Gegenverkehr hier nicht sein. Ist er aber oft, denn der Weg führt auch zum Campingplatz Rio Mar, wird also von Wohnmobilen befahren. Am Ende geht es rechts ab. Leider nicht links wo die Straße neu asphaltiert ist und man dank funktionierender Straßenlaternen auch im Dunkeln etwas sehen kann. „Dort ist die Ur- banisation San Fernando, dann kommt Oliva Nova. Alles neu, alles asphaltiert, es gibt Kreisel und Beleuchtung“, klagt Pepa Rovira.
„Zu den Reitturnieren in Oliva Nova wird hier und da etwas ausgebessert“
Ihr Häuschen dagegen steht rechts runter. Wie so viele Sommerresidenzen von Einwohnern aus Pego, die in diesen Wochen ihrem stickigen Heimatort den Rücken kehren und die kühle Meeresbrise suchen. In einem Gebiet, das sich die Gemeinden Oliva und Dénia teilen. „Wir zahlen alle Steuern, bekommen aber nichts dafür“, sagt die Pegoliner Anwohnerin Susi Serna. „Wir sind eben nicht ihre Wähler“, meint Pepa Rovira und macht einen Abstecher Richtung Las Marinas. Auch hier, am Ende der Küstenstraße, sei es nachts stockdunkel. Abrupt endet die Straße vor dem Fluss, in dem schon manch ein Auto ein unfreiwilliges Bad genommen hat.
Doch zurück zur Strandsiedlung. Es geht über sandige Wege, im Slalom um Schlaglöcher herum, das Auto ruckelt auf und nieder. „Hier bräuchte man einen Traktor“, lacht Pepa Rovira, aber so richtig witzig findet sie es nicht. Vor einer kleinen Brücke über den Fluss Molinell, der Oliva von Dé- nia trennt, muss eine Furche umfahren werden. „Die Brücke hält nicht mehr lange und der Fluss ist völlig verschmutzt“, sagt Susi Serna. „Wir haben uns immer wieder im Rathaus beklagt, Unterschriften gesammelt und schon unzählige Anträge eingereicht, aber es wird nichts unternommen. Bei der Brücke zum Beispiel sagt Dénia, dass Oliva zuständig sei, und umgekehrt.“Um ohne Gefahr für Leib und Auto zum Haus zu gelangen, haben einige Anwohner ihre Straßen vor rund elf Jahren selbst asphaltiert. Auf eigene Kosten.
Hoffnung auf neue Regierungen Doch gegen alles kommen sie nicht an: Ein nicht abgesicherter Bewässerungsgraben am Straßenrand, Müllberge neben dem Container, fehlende Beleuchtung und immer wieder der Asphalt. „Wenn in Oliva Nova die Reitturniere stattfinden, dann wird ein bisschen was gemacht. Ein neues Schild aufgestellt, ein Schlagloch ausgebessert, der Müll rechtzeitig abgeholt. Nach dem Turnier ist alles wieder vorbei“, sagt Serna. „Man hat uns hier total aufgegeben“, sagt Pepa Rovira. „Dabei verlangen wir doch nur das Nötigste“.
Bleibt abzuwarten, ob die neuen Regierungen in Oliva und Dénia den Anwohnern mehr Aufmerksamkeit schenken. Auch wenn diese sie nicht wählen können.