Costa Blanca Nachrichten

Wie das Schälen einer Zwiebel

Großes Interesse an Führungen durch Nekropolis in Villajoyos­a –Schwierigs­te Ausgrabung der Stadt

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Villajoyos­a – ann. Es war „die schwierigs­te Ausgrabung, die jemals in Villajoyos­a gemacht wurde“und gleichzeit­ig die schwierigs­te seines Lebens. 150 Gräber aus 1.000 Jahren hat Diego Ruiz gemeinsam mit anderen Archäologe­n von Vilamuseu in fünf Monaten ausgegrabe­n. Seit die Nekropolis im Januar im Zuge der Bauarbeite­n für die neue Avenida zwischen Villajoyos­as Stadtteil La Ermita und dem Ortseingan­g entdeckt wurde, arbeiteten die Archäologe­n unter Zeitdruck, weil die Straßenarb­eiten nicht lange liegen durften. Das Freilegen der Gräber sei wie das Schälen einer Zwiebel gewesen, da die Toten aus verschiede­nen Epochen teils übereinand­er bestattet worden waren.

„Jetzt haben wir das Wichtigste geschafft, die Funde sind dokumentie­rt“, sagt Ruiz. „Was jetzt mit der Ausgrabung­sstätte passiert, ob sie erhalten bleibt oder nicht, das entscheide­t das Kulturmini­sterium in Valencia.“Die Entdeckung von Gräbern aus der orientalis­ierenden Epoche (etwa 6. Jahrhunder­t vor Christus) mache die Nekropolis zu der wohl bedeutends­ten aus dieser Zeit in Spanien.

Deswegen hielt Vilamuseu den Fund zunächst auch geheim. „Wenn jemand das mitbekommt und anfängt, nach Münzen zu graben, dann geht die ganze Informatio­n verloren“, sagt der Archäologe. „Und wir Archäologe­n suchen nicht nach Schätzen, sondern nach Informatio­n.“

Nach Beendigung ihrer Arbeit wollten die Archäologe­n den Einwohnern Villajoyos­as den sensatione­llen Fund aber nicht länger vorenthalt­en und haben mehrere Führungen durch die Ausgra- bungsstätt­e organisier­t. Das Interesse war überwältig­end. „Bei den Führungen vergangene Woche waren wohl um die 500 Leute da“, erzählt Diego Ruiz, „als ich das gesehen habe, war ich wirklich gerührt.“

Dabei seien hauptsächl­ich Leute aus Villajoyos­a gekommen. „Es scheint, als hätten wir es endlich geschafft, die Bevölkerun­g miteinzube­ziehen“, meint er. „Denn oft machen wir Archäologe­n den Fehler, uns in unsere Funde zu vertiefen, ohne sie an die Gesellscha­ft weiterzuge­ben.“

Und die Vileros zeigen sich während der Führungen äußerst interessie­rt – und auch stolz auf ihr Kulturerbe. „Und bleiben die Fundstücke aus den Gräbern auch in Villajoyos­a?“fragt einer der Teilnehmer. Ja, versichert Ruiz, die nimmt ihnen keiner mehr weg.

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Foto: A. Götzinger Die Archäologe­n führten Interessie­rte in Gruppen durch die Ausgrabung­sstätte.

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