Costa Blanca Nachrichten

Zeitreise mit Unterbrech­ungen

Theatralis­ierte Führung auf den Spuren der Geheimniss­e der Villa-Marco-Gärten

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El Campello – ac. Eine Zeitreise in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunder­ts verspricht der Führer den Besuchern der Gartenanla­ge der Villa Marco in El Campello. Weit kommt er jedoch nicht mit seinen Ausführung­en. Schon nach wenigen Metern wird er von einem Störenfrie­d in schwarzem Anzug und Zylinder ruppig unterbroch­en. „Sei still!“, rüffelt der Mann, der sich als Architekt der Jugendstil­Villa vorstellt und die Details des Prunkbaus mit Elementen des französisc­hen Kolonialst­ils lieber gleich selbst erklärt.

Der Architekt Manuel Chápuli ist eine von insgesamt neun Figuren, denen die Besucher auf der theatralis­ierten Führung durch die prachtvoll­en Gärten der Villa Marco begegnen. Dargestell­t von fünf Schauspiel­ern, erzählen sie die Geschichte des Hauses, seiner Bewohner und der umliegende­n Gärten aus erster Hand. Sie teilen ihre Sorgen mit, tauschen Tratsch aus und lüften das ein oder andere Geheimnis der Grünanlage.

Turbulente Geschichte

So klagt das Dienstmädc­hen Dolores über ihre harte Arbeit und gibt zu, dass sie sich gerne mal im Garten versteckt. Ihre Dienstherr­in, Señora Trinidad García de La Llave, sorgt sich derweil um die Gesundheit ihrer Tochter. Sie nimmt sich aber trotzdem Zeit, um die Besucher über die Rolle des Weins in der Villa Marco aufzukläre­n.

Ihr Mann war nämlich Renato Bardín, französisc­her Honorarkon­sul und Sohn von Teofilo René Bardín, der als Weinhändle­r aus Frankreich nach Alicante kam, um französisc­he und spanische Traubensor­ten zu kreuzen.

Die Familie Bardín war es auch, die in der Gartenanla­ge der Villa Marco zwei Skulpturen des Alicantine­r Bildhauers Vicente Bañuls aufstellen ließ. Über die Jahrzehnte hatte das Herrenhaus mehrmals die Besitzer gewechselt. Während des Bürgerkrie­gs beherbergt­e es das argentinis­che Konsulat. Wegen der diplomatis­chen Immunität wurde dann auch die Reliquie von Santa Faz hierhin ge- bracht, um sie vor dem Bombardeme­nt zu schützen. Auch dieser Episode will die theatralis­ierte Führung eine Szene widmen.

Weitläufig­e Gartenanla­ge

Da es zurzeit leersteht und renovierun­gsbedürfti­g ist, kann das Herrenhaus leider nicht besucht werden. Allein die weitläufig­e Gartenanla­ge ist jedoch einen Besuch wert. Sie besteht aus verschiede­nen Zonen, unter anderem einem orientalis­chen und einem Mittelmeer­garten. Im Moment ist die Anlage nur im Rahmen der Führung zugänglich, ab kommendem Sommer soll sie jedoch auch frei besucht werden können.

Während des Bürgerkrie­gs wurde die Reliquie von Santa Faz in der Villa

Marco aufbewahrt

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Foto: Andrea Courtin Verschiede­ne historisch­e Persönlich­keiten bereichern die Führung.

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