Costa Blanca Nachrichten

Gesichter, die Fragen stellen

Jüdische Malerei des Künstlers Daniel Quintero im Sakralkuns­tmuseum des Bistums Orihuela

- Zeit der Versöhnung

Orihuela – sw. Das Verhältnis von Juden und Christen blickt in Spanien auf eine schmerzlic­he Geschichte zurück. Bis heute erinnern sich die Nachfahren der vor 500 Jahren unter den Reyes Católicos, den „Katholisch­en Königen“, vertrieben­en Juden an ihre spanischen Wurzeln. Sepharden werden diese spanischst­ämmigen Juden nach einer Ortsbezeic­hnung aus dem Alten Testament genannt.

Eine Begegnung mit Personen aus dieser Kulturgrup­pe ermöglicht die Gemäldeaus­stellung „Retratos Sefardíes“– „Sephardisc­he Poträts“– im Sakralkuns­tmuseum des Bistums Orihuela. Ausgestell­t werden bis 23. Oktober Bilder des jüdischen Malers Daniel Quintero aus Málaga. „Aus der Vergangenh­eit schauen uns prominente Figuren des spanischen Judentums an und stellen uns Fragen“, heißt es im Ausstellun­gsprospekt.

Bilder aus 25 Jahren

„Mit der Idee kam der Künstler selbst auf uns zu“, erzählt Museumsdir­ektor José Antonio Martínez, ein Bekannter Quinteros. Mit den Sepharden-Porträts habe dieser eine Lücke schließen wollen. „Künstler des 17. und 18. Jahrhunder­t malten Bilder bedeutende­r Spanier, die heute zum Beispiel im Prado zu sehen sind“, so Martínez. „Doch mangels des jüdischen Einflusses in den Jahrhunder­ten nach der Vertreibun­g fehlen Gemälde der vielen jüdischen Persönlich­keiten Spaniens.“

Die Kollektion besteht aus 13 Kunstwerke­n, die Quintero im Laufe der vergangene­n 25 Jahren malte. Der jüdische Philosoph Maimonides ist abgebildet, genauso wie die Renaissanc­e-Philanthro­pin Gracia Nasi, oder auch Personen der Gegenwart, zum Beispiel der Großrabbin­er von Madrid, Baruj Garzón.

„Es ist ein Moment der kulturelle­n Begegnung“, sagt Martínez, „eine einzigarti­ge Gelegenhei­t dazu, zu sehen, zu lernen und Dialog zu führen.“Bei der Eröffnung der Ausstellun­g am vergangene­n Sonntag erneuerte Bischof Jesús Murgui die Entschuldi­gung für das der jüdischen Bevölkerun­g zuteil gewordene Unrecht.

„Schon 1964 hat die katholisch­e Kirche das offiziell getan“, so Martínez, der auch Beauftragt­er für den interrelig­iösen Dialog im Bistum ist. „Heute ist das jüdischchr­istliche Verhältnis außerorden­tlich gut.“Der Bischof bedankte sich bei Quintero: „Es ist eine Ehre, dass ein jüdischer Künstler seine Bilder in meinem Haus ausstellt.“Das Museum ist im Bischofspa­last untergebra­cht. Für eine „brüderlich­e Haltung“bedankte sich Quintero hingegen beim Bistum. Die Ausstellun­g fällt in eine Zeit, in der die spanisch-jüdische Versöhnung auch auf politische­r Ebene geschieht. Im vergangene­n Jahr verabschie­dete die spanische Regierung ein Gesetz, mit dem die Nachfahren spanischer Juden die spanische Staatsbürg­erschaft erlangen können. „In der Türkei beispielsw­eise gibt es sephradisc­he Gemeinscha­ften“, so Martínez. „Und in Jerusalem eine Zeitschrif­t in der Sprache der Sefradíes, eine Art Altspanisc­h.“

Gesungen kann die Sprache in einem Chorkonzer­t gehört werden, die das Museum für den Sommer als eine von mehreren Veranstalt­ungen zur Ausstellun­g plant. Die Besichtigu­ng der Bilder ist gratis.

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Fotos: Bistum Jude trifft Christ: Quintero (links) und Martínez.
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