Stierkämpfer auf der Straße
20.000 demonstrieren für den Erhalt der umstrittenen Fiesta-Tradition
Valencia – sk. Über 20.000 Menschen haben am Sonntag in Valencia für den Stierkampf demonstriert. Toreros wie José Tomás, José Mari Manzanares, Morante de la Puebla oder El Juli marschierten hinter einem Plakat mit der Aufschrift „Die Stiere – Kultur, Wurzeln und Freiheit eines Volks“bei der bis dato größten Kundgebung für den Stierkampf in Spanien. Die Vorsitzende der PP in Valencia, Isabel Bonig, Ex-Ministerpräsident Francisco Camps und einige Mitglieder der Sozialisten liefen mit.
Toreros, Stierzüchter, Veranstalter und Liebhaber der umstrittenen, aber mit ihren geschätzten 15 Millionen Anhängern immer noch beliebten Tradition in Spanien forderten bei ihrem Marsch durch das Zentrum der Stadt „Freiheit“für jeden, selbst über den Besuch einer Stierkampfveranstaltung zu entscheiden. Und „Respekt“für ein tief verwurzeltes Kulturgut unter dem Schutz der spanischen Verfas- sung. Beide Forderungen zielten direkt auf radikale Tierschützer ab, die Besucher von Stierkämpfen beim Betreten der Arena als „Mörder“beschimpft haben sollen. „Es ist uns egal, ob mehr oder weniger Leute in die Arena kommen. Wir wollen in Ruhe gelassen werden. Wir fühlen uns angegriffen, wir wissen nicht mehr, durch welche Tür wir die Plaza betreten können“, sagte Stierzüchter Ricardo Gallardo.
Positives Echo auf Demo
Auch bei der friedlich verlaufenden Demo traten einige Tierschützer in Erscheinung, die „Fallas ohne Blut“oder eine „Abschaffung des Stierkampfes“propagierten. Die Rufe „Libertad“erschallten besonders laut, als der Pro-Stierkampf-Zug am Rathaus vorbeizog. Dort regiert der als Stierkampfgegner bekannte Bürgermeister Joan Ribó (Compromís). Am Tag nach der Demo schlug er vor, die Stiere in der Arena so wie in Portugal nicht mehr zu töten – ein Vorstoß, der allerdings weder Tierschützer noch Stierkampfbefürworter überzeugen konnte.
Die Demonstration stieß in den Medien auf ein großes und weitestgehend positives Echo. Nach all den Kundgebungen von Tierschützern werteten viele Journalisten den Aufmarsch der vielgescholtenen Stierkampfbefürworter als „überfällig“. „Das wurde auch Zeit. Endlich haben sich die Stierkampf-Branche und ihr Publikum vereint, um gemeinsam die Freiheit zu beanspruchen, sich an einem so tief in der spanischen Geschichte verwurzelten Spektakel erfreuen zu können“, stand in der Zeitung „ABC“.
„Kultur ist nicht das, was einige gerne hätten, sondern das, was das Volk als solche empfindet. Der Stierkampf und die Welt, die ihn umgibt, sind Kultur“, meinte der Torero Enrique Ponce, der das Manifest vor der Arena verlas. Die Demonstranten hoben nicht nur die kulturelle Verankerung des Stier- kampfes in Geschichte, Malerei und Literatur hervor, sondern auch die soziale, ökologische und wirtschaftliche Bedeutung.
Der Stierkampf garantiere die Existenz der Stiere. „Über 500.000 Hektar Weideland werden dank der Stierzucht erhalten. Was würde aus diesen Paradiesen ohne Stiere werden, welchen Waldbränden würden sie zum Opfer fallen?“, fragte Ponce. Der Stierkampf sei ein bedeutender Wirtschaftsfaktor in vielen ruralen Gebieten, schaffe Arbeitsplätze und wirke der Landflucht entgegen.
Allein 2014 spülten Stierkampfveranstaltungen Mehrwertsteuereinnahmen von 45 Millionen Euro in die Staatskasse. Daher verbat sich der Sektor die politische Instrumentalisierung durch linksnationalistische Strömungen, die das Spektakel als etwas Urspanisches und Erzkonservatives ablehnten. „Wem der Stierkampf nicht gefällt, der soll einfach nicht in die Arena gehen“, sagte Ponce.