Die wahren politischen Gefangenen
Barbara Dührkop wurde 1945 in Hannover geboren, ist aber eine spanische Politikerin der PSOE. Von 1987 bis 2009 saß sie für die Sozialisten im Europaparlament. Nach ihrem Abschluss 1971 an der Uni in Uppsala ging Dührkop zunächst als Dozentin nach Hamburg und an die Uni ErlangenNürnberg, bevor sie als Sprachlehrerin ans Instituto Usandizaga und die Deutsche Schule in San Sebastián wechselte.
Auch ihr Mann Enrique Casas kannte Deutschland, wohin er in den 60er Jahren zum Studieren ging. Er jobbte in Hotels, um sich das Physikstudium zu finanzieren. 1973 kehrte er nach Spanien zurück. Er wurde Mitglied der damals noch verbotenen PSOE unter Felipe González. Seit 1980 saß Casas für die Sozialisten im baskischen Parlament, war Senator und dann Spitzenkandidat für die 1984 anstehende Landtagswahl. Am 23. Februar des gleichen Jahres wurde Casas vor seinem Haus von einem ETA-Kommando erschossen.
Dührkop blieb dennoch im Baskenland. Zwölf Jahre lang, wie sie in ihrem in der Zeitung „El País“veröffentlichten offenen Brief schreibt, lebte sie wie so viele andere Politiker auch unter ständiger Bedrohung ihres Lebens durch ETA. Auf Schritt und Tritt wurde sie von Leibwächtern beschützt.
Genau diese Unkenntnis der Lebensverhältnisse unter dem Terror wirft Dührkopf Podemoschef Pablo Iglesias vor. Dieser hatte sich nach der Freilassung von Ex-ETA-Mitglied und Sortu-Generalsekretär Arnaldo Otegi aus der Haft über den Linksseparatisten geäußert und ihn indirekt als politischen Gefangenen bezeichnet. Wörtlich schrieb er auf Twit- ter: „Die Freilassung von Otegi ist eine gute Nachricht für Demokraten. Niemand sollte für seine Idee in den Knast kommen.“
Diese wachsweiche Haltung brachte Dührkop auf die Palme: „Ich werde Ihnen erzählen, wer die wahren politischen Gefangenen“, schreibt die 70-Jährige in dem offenen Brief an den 37Jährigen. „Herr Iglesias, Sie kennen die Geschichte nur, weil Sie darüber gelesen haben oder weil man sie Ihnen erzählt hat, aber wir – wir aber haben die Geschichte erlitten.“