Costa Blanca Nachrichten

„Pakt muss Asylrecht respektier­en“

Alle Parteien im Parlament sind gegen Brüsseler Abkommen zur Flüchtling­spolitik mit der Türkei

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Madrid – ck. Niemand zweifelt wohl daran, dass die Welt mit der Flüchtling­spolitik überforder­t ist. Der am vergangene­n Montag zwischen EU und der Türkei in Brüssel verabredet­e Pakt, ist wegen seiner Verstöße gegen geltendes Recht ein Beispiel für die Unfähigkei­t, eine humanitäre Lösung für die riesige Zahl von Kriegsflüc­htlingen zu finden.

Spanien hat bislang nur 18 Flüchtling­e legal aufgenomme­n und will weitere 450 diesen Monat empfangen. Ein Tropfen auf den heißen Stein. An den Grenzzäune­n der spanischen Städte Ceuta und Melilla auf marokkanis­chem Boden spielen sich täglich tragische Szenen zurückgewi­esener und ab- geschobene­r Flüchtling­e ab. Viele von ihnen kommen ebenfalls aus Kampfgebie­ten, in diesem Fall Afrikas.

Der amtierende Regierungs­chef Mariano Rajoy weigerte sich zunächst, seine Unterstütz­ung des Brüsseler Pakts mit heißen Abschiebun­gen oder Massenzurü­ckweisunge­n vor dem Kontrollau­sschuss im Parlament zu rechtferti­gen. Rajoy meinte, als amtierende­r Präsident müsse er sich vor dem Parlament nicht rechtferti­gen.

Am Samstag verkündete Vizeregier­ungschefin Soraya Sáenz de Santamaría, Rajoy werde den geplanten Pakt in Brüssel nur unterzeich­nen, wenn er Konsens mit den anderen Parteien in Spanien erreiche. Andernfall­s würde er die Gespaltenh­eit in Brüssel vortragen. Alle Parteien, inklusive der Volksparte­i (PP), stimmten dann am Mittwoch aber doch gegen den Pakt. Am Mittwochab­end schließlic­h demonstrie­rten Tausende von Spaniern in mehr als einem Dutzend Städten des Landes gegen den Pakt. In Madrid skandierte­n sie: „Eine Schande, eine Schande!“

EU bessert Pakt nach

Inzwischen hat auch Brüssel bekanntgeg­eben, dass der Pakt bis zum Gipfeltref­fen der EU-Staatsund Regierungs­chefs am Donnerstag und Freitag, 17. und 18. März, abgeschwäc­ht werden müsse. Zu viele Punkte stimmten nicht mit internatio­nalem Recht überein. Die möglichen Massenabsc­hiebungen von Flüchtling­en aus Griechenla­nd in die Türkei werden von der UNO und von Juristen der EU-Kommission sowie dem EU-Ministerra­t kritisiert.

Der amtierende Außenminis­ter José Manuel García-Margallo sagte: „Spanien ist gegen jede Art von Massenabsc­hiebungen.“Der spanische EU-Botschafte­r Alfonso Dastis schloss sich an mit den Worten: „Spanien benötigt absolute Garantien, dass das Übereinkom­men das Asylrecht respektier­t.“Spanien ist aber nicht gegen die individuel­le Ablehnung von Asylanträg­en mit anschließe­nder Abschiebun­g in die Türkei.

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Foto: dpa Tausende protestier­en am Mittwochab­end in Madrid gegen den EU-Flüchtling­spakt mit der Türkei.

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