Klassik auf der Bühne
Die Sociedad de Conciertos holt seit mehr als 40 Jahren hochkarätige Kammermusik nach Alicante
Als seine Mutter ihn 1972 zu einem Konzert ins Alicantiner Teatro Principal mitnahm, war Alfonso Ramón-Borja gerade mal zwölf Jahre alt. Nicht im Traum hätte er daran gedacht, dass der Abend zum Auftakt einer lebenslangen Leidenschaft werden würde. Doch genau das geschah. Heute engagiert sich der Spanier selbst für die Sociedad de Conciertos. Und sorgt dafür, dass jener legendäre Konzertverein auch weiterhin eine Top-Adresse bleibt.
„In den 1970er Jahren war Alicante in musikalischer Hinsicht eine Wüste“, erzählt Ramón-Borja am Telefon. Klassische Konzerte habe es so gut wie keine gegeben, geschweige denn Kammermusik, so das Vorstandsmitglied des gemeinnützigen Vereins. Zu sehr lastete auf der Region vermutlich noch die zentral gesteuerte Kulturpolitik des Franco-Regimes, Gäste aus dem Ausland wurden nur selten geladen.
Margarita Berenguer Gallardo, die Mutter Ramón-Borjas, wusste um den Nachholbedarf, den Alicante in Sachen Kammermusik hatte. Gemeinsam mit vier Klassikliebhabern gründete die Spanierin die Sociedad de Con- ciertos, ein Musikverein, der Mitgliedern fortan Konzerte von erstklassiger Qualität bieten sollte. Die Initiative hatte Erfolg: Bereits zu Beginn tummelten sich an den Kammermusikabenden etliche Gäste vor der Bühne, so groß war das Verlangen, auch endlich hier in der Provinzhauptstadt in den Genuss klassischer Konzerte zu kommen.
Heute zählt die Sociedad de Conciertos zu den festen Pfeilern der regionalen Kulturszene, mehr als 800 Konzerte haben die Musikliebhaber in den vergangenen vier Jahrzehnten auf die Beine gestellt – für die Macher durchaus ein Grund, stolz zu sein. „Wir investieren alle sehr viel Zeit und Mühe“, betont RamónBorja, der den Erfolg des Vereins vor allem einem zuschreibt: der Leidenschaft für die Musik.
Denn finanziell lohnt sich der Aufwand für die Akteure der Sociedad de Conciertos nicht, im Gegenteil. Als gemeinnütziger Verein erwirtschaftet die Einrichtung keinen Gewinn, gefragt ist ehrenamtliches Engagement und der Wunsch, auch in der Provinzstadt Alicante Hochkarätiges in Sachen Kammermusik zu bieten.
Dass sich das Programm der Sociedad de Conciertos sehen lassen kann, zeigt ein Blick auf den aktuellen Spielplan: Der Name des österreichischen Cellisten Valentin Erben steht da, ebenso des Elite-Pianisten András Schiff oder der niederländischen Violinistin Janine Jansen – sie alle Aushängeschilder der internationalen Klassikbühne. „Viele der Künstler kennen wir persönlich“, meint Ramón-Borja, zu manch einem der Musiker sei sogar eine echte Freundschaft entstanden. Für die Sociedad de Conciertos eine Trumpfkarte mehr: Denn ansonsten, so der Spanier, sei es gar nicht möglich, solche Top-Namen in eine Stadt wie Alicante zu locken, fernab des regulären Tourneeplans.
Wohlzufühlen scheinen sich die Musiker unterdessen in der Provinz. Einige haben Alicante seit Bestehen der Sociedad de Conciertos bereits mehrmals besucht, selbst Stars wie der 1999 verstorbene Geigenvirtuose Yehudi Menuhin oder die spanische Operndiva Montserrat Caballé gaben hier eine Kostprobe ihres Könnens.
Als Bühne dient den Musikliebhabern das Teatro Principal von Alicante. Das Traditionshaus, das 1847 zum ersten Mal den Vorhang öffnete, bietet heute Platz für mehr als 1.000 Gäste – auch das ein Glücksgriff für die Sociedad de Conciertos. „Wir haben derzeit rund 900 Mitglieder“, erzählt Ramón-Borja, neue Interessenten könnten natürlich nur aufgenommen werden, solange auch Sitzplätze garantiert seien.
Attraktiv ist das Angebot für die Musikliebhaber zweifelsohne: 18 Konzerte pro Jahr organisiert die Sociedad de Conciertos im Durchschnitt – bei einem monatlichen Mitgliedsbeitrag von
„Die Schüler von heute sind die Konzertgänger
von morgen“