Ein Auge auf Senioren haben
Kreisfeuerwehrleiter Javier Fayos über die Zunahme der Rettungseinsätze bei älteren Menschen
Dénia – ab. In Castell de Castells erleidet eine 92-jährige Britin zuhause einen Zuckerschock und verliert das Bewusstsein. Dank dem schnellen Einsatz der Feuerwehr wird die Frau rechtzeitig ins Krankenhaus gebracht. Sie überlebt. Aus Las Marinas in Dénia ergeht der Notruf, dass aus einer Wohnung penetranter Geruch dringt. Die Polizei fordert die Hilfe der Feuerwehr an. Diese findet die verweste Leiche des deutschen Bewohners vor. In Jáveas Balcón al Mar rettet die Feuerwehr eine alleinstehende 80-jährige Deutsche, die nach einem Sturz in ihrer Wohnung nicht mehr aufstehen kann. Tagelang verharrt die Frau von Schmerzen gepeinigt auf dem Boden. Die Fälle, in denen die Feuerwehr allein lebenden Senioren zu Hilfe eilt, nehmen zu, sagt Dénias Feuerwehrchef Javier Fayos (50). Der Spanier aus Valencia sieht Handlungsbedarf.
CBN: Herr Fayos, die Feuerwehr wird in erster Linie mit Löscheinsätzen bei Bränden in Verbindung gebracht. Dabei um- fasst Ihre tägliche Arbeit so viel mehr als Löscheinsätze.
Javier Fayos: Feuerwehrleute sind sozusagen die „letzte Rettung“bei unterschiedlichsten Problemen. Wir löschen Brände, retten Hunde, die in einen Brunnen gefallen sind, holen verletzte Bergsteiger aus dem Barranc del Infern, schneiden verunglückte, in ihrem Auto eingeklemmte Fahrer aus dem Fahrzeug und kommen alten allein lebenden Leuten zu Hilfe, die in ihrer Wohnung gestürzt sind und sich nicht aus eigener Kraft aus der Situation befreien können. Zuweilen kommen wir leider zu spät, wie erst vor wenigen Tagen der Fall eines Deutschen in Las Marinas zeigte, den wir nur tot bergen konnten.
Sie sagen, dass Sie zu immer mehr Unfällen alter Menschen gerufen werden.
Es leben immer mehr alte Menschen alleine. Dies erklärt, warum sich immer mehr Unfälle ereignen. Wir haben jede Woche mindestens zwei bis drei Einsätze dieser Art. Die Aufgabe der Feuerwehr ist es, Leben zu retten. Das heißt, wir werden immer zu Hilfe eilen, wenn sich Menschen in Not befindet. Alte Menschen stürzen sehr oft und können sich dann nicht alleine aus der Situation befreien, liegen mitunter tagelang unbeweglich auf dem Boden. Besser wäre es natürlich, wenn es erst gar nicht zu solchen Extremsituationen kommt.
Was kann getan werden, dies zu verhindern?
Menschen werden immer älter und damit wächst auch die Zahl der alleinstehenden Personen. Besonders bei ausländischen Bewohnern stelle ich oft fest, dass sie völlig auf sich gestellt sind und niemand haben, der sich um sie kümmert. Hier besteht Handlungsbedarf. Bei so wichtigen Dingen können wir nicht auf die Politik vertrauen, wir müssen selbst aktiv werden.
Wie kann das Ihrer Meinung nach aussehen?
Zum Beispiel sollte man ein Auge auf alte Personen in der Nachbarschaft haben. Vor allem auf die, die alleine sind. Dann können solche Fälle wie in Las Marinas viel- leicht vermieden werden. Der deutsche Mann lag schon etwa eine Woche tot in der Wohnung, bevor die Nachbarn reagierten und Alarm schlugen.
Menschen mögen es mitunter aber nicht, dass sich Nachbarn in ihr Privatleben einmischen. Was raten Sie diesen Leuten?
Man kann zum Beispiel einen Dienst beauftragen, der regelmäßig jemand vorbei schickt, der nachschaut, ob alles in Ordnung ist. Von Bekannten, die in einem kleinen Ort wohnen, weiß ich, dass sie bei der Ortspolizei einen Schlüssel der Wohnung ihres allein lebenden Elternteils hinterlegt und darum gebeten haben, dass die Beamten gelegentlich nach dem Rechten sehen. Ich denke, es gibt da sehr viele Möglichkeiten. Man muss sich nur selbst darum kümmern und darf sich nicht darauf verlassen, dass es schon gut gehen wird.
Wie holt man am schnellsten Hilfe bei der Feuerwehr?
Unter der 112. Der Notruf ist mit mehrsprachigem Personal besetzt.