„Wir werden unterschätzt“
Pablo Pineda spricht über sein neues Buch – Calper Straße trägt nun seinen Namen
Calp – ms. Osterprozessionen, eine Buchvorstellung und die Einweihung der neuen Straße in der Partida Borumbot, die nun seinen Namen trägt: Hinter dem wohl berühmtesten am Down-Syndrom erkrankten Europäer mit Calper Wurzeln liegt ein anstrengendes Wochenende – ein CBN-Gespräch mit einem ziemlich müden Pablo Pineda.
CBN: Sie leben in Málaga, kommen aber regelmäßig nach Calp. Was zieht sie immer wieder zurück an die Costa Blanca?
Pineda: Das Landhaus meiner Onkel und Tanten, dort habe ich ganze Sommer mit der Familie verbracht und tue das immer noch gerne. Dieses Wochenende war allerdings ziemlich intensiv.
Hat es Sie überrascht, als man Ihnen sagte, dass es in Calp bald eine Straße mit Ihrem Namen geben wird?
Ehrlich gesagt schon. Es ist eine riesige Ehre für mich, die ich mir nicht erträumt hätte. Generell mag ich es eigentlich nicht so gerne, immer so sehr im Mittelpunkt zu stehen.
Das merkt man Ihnen gar nicht an. Für viele sind sie ein Fürsprecher für behinderte Kinder und Erwachsene.
Ich nenne sie Menschen mit „besonderen Fähigkeiten“, die Begriffe „behindert“oder „gehandikapt“sind mir zu negativ. Ich habe schon immer die Schwachen gegenüber den Starken verteidigt. Deshalb bin ich auch Fan des Má- laga CF und nicht von Real Madrid oder FC Barcelona (lacht). Außerdem liebe ich Kinder, ich bin ja auch Lehrer.
„Kinder mit besonderen Fähigkeiten“sind auch Thema in Ihrem gleichnamigen Buch, das Sie in Calp vorgestellt haben.
Es ist eine Gebrauchsanweisung für Eltern und erklärt, dass jedes Kind irgendwie speziell ist, egal ob kerngesund oder nicht. Ich finde, das Wichtigste als Eltern ist, auf die unterschiedlichen Signale zu achten, die der Nachwuchs in den verschiedenen Entwicklungsphasen gibt. Kinder, die Unterstützung benötigen, sollten sie auch bekommen und trotzdem gewisse Freiheiten genießen können.
Werden behinderte Menschen manchmal unterschätzt?
Auf jeden Fall und das ist sehr ungerecht. Und ich glaube nicht, dass ich eine Ausnahme bin, mich kennt man nur. Es gibt ganz viele behinderte Menschen, die in bestimmten Bereichen mindestens genau so viel leisten können, wie alle anderen auch. Natürlich hat mir mein persönliches Umfeld sehr geholfen, der zu werden, der ich heute bin, aber in der Vergangenheit mussten einige Trisomie-Patienten viel zu viel leiden.
Welche Vorurteile gegenüber dem Down-Syndrom begegnen Ihnen?
Es gibt unendlich viele. Dass wir nicht fähig sind, zu lernen oder un- abhängig zu leben, keine Verantwortung für uns selbst übernehmen können oder keine sexuellen Bedürfnisse haben.
Das Thema Unabhängigkeit, trotz Behinderung, ist für Sie immer sehr wichtig gewesen.
Ganz unabhängig ist man ja nie, wer Brot braucht, ist vom Bäcker abhängig und so weiter. Aber ja, ich lebe ziemlich autonom. Auch wenn ich noch bei meiner Mutter wohne. Und das ist auch gut so, bügeln kann ich nämlich zum Beispiel gar nicht leiden. Freiheit bedeutet für mich zum Beispiel, reisen zu können. Kürzlich war ich in Ecuador und habe dort auf Kongressen gesprochen, eine tolle Erfahrung.