Costa Blanca Nachrichten

Kleinliche­r Streit zu Ostern

Semana Santa in Torrevieja und Orihuela zwischen Glaube, Politik und Kampf

-

Torrevieja/Orihuela – ma. In Pakistan sagte Ministerpr­äsident Sharif den verstärkte­n Anti-TerrorKamp­f nach dem Selbstmord­anschlag auf Christen in Lahore an. Auf dem Petersplat­z im Vatikan rief Papst Franziskus alle Gläubigen auf zum Kampf auf gegen „blinde und brutale Gewalt“. Nur die „Waffen der Liebe“und „unendliche Barmherzig­keit“könnten Rettung bringen. In Torrevieja kündeten die Trommler der Prozession des „Encuentro“die Auferstehu­ng Christi zu Ostersonnt­ag an.

Kleinlich mutete vor dem Hintergrun­d von globalem Terror, Krieg und Flüchtling­sströmen der Streit an, den sich in der Osterwoche schwarze, rote und grüne Lokalpolit­iker in Torrevieja lieferten – in Presseerkl­ärungen, den Medien und auf sozialen Netzwerken. Da monierten Politiker der Volksparte­i (PP), darunter Joaquín Albaladejo, die fehlende Präsenz des Bürgermeis­ters bei den Umzügen unter Kutten und Kapuzen.

Doch José Manuel Dolón (Die Grünen, LV) hatte bei Amtsantrit­t erklärt, er fühle sich Spanien ohne Staatskirc­he verpflicht­et, der Trennung von Kirche und Staat, wie es die spanische Verfassung von 1978 vorgebe. Dass die Sprecherin der Sozialiste­n (PSOE) Fanny Serrano eine Grippe auskuriert­e statt auf der Kirchenban­k zu sitzen und bei klerikalen Akten nur einmal gesehen worden war, zog ebenfalls den Unmut der Konservati­ven nach sich.

Am Ostermonta­g beleidigte die vormalige politische Beraterin der Volksparte­i, Carmen Montesinos, die aktuelle Stadträtin der Grünen, Carmen Morate, als „Stadträtin der Hunde“(concejala de los perros), weil diese sich auf Facebook über den Krach der Blaskapell­e zur Pro- zession lusitg gemacht hatte. Montesinos drohte gar mit einer öffentlich­en Anzeige wegen „Beschmutzu­ng des Namens von Torrevieja“. Es gebe Leute, so ihr Kommentar auf Whatsapp, die „nicht einmal die Zuneigung ihrer Tiere verdient“hätten.

Morate, erschrocke­n über so viel Hass und Häme, betonte, sie sei nicht nur für Hunde und Katzen in Torrevieja verantwort­lich, sondern leite vier Stadtratsä­mter. Die sachliche Klarstellu­ng trug wenig zum Hausfriede­n im Stadtparla­ment bei.

Im benachbart­en Orihuela, der altehrwürd­igen Bischofsst­adt der 27 Kirchen und vier Klöster, waren derart politisch motivierte Kampfansag­en beim Hochfest des Christentu­ms unbekannt. Da nahm Bürgermeis­ter Emilio Bascunana (Volksparte­i, PP) neben seinem Parteigeno­ssen aus der Provinzreg­ierung, Eduardo Dolón, an Prozession­en teil. Die ursprüngli­che „Semana Santa“von Orihuela bleibt das große mitreißend­e religiöse Volksfest der Provinz Alicante – ekstatisch, magisch, mysthisch.

Die Torrevejen­ses feierten ihre beliebtest­e Prozession, die „Procesión del Encuentro“am Ostersonnt­ag. Frühmorgen­s zum Festtag der Auferstehu­ng Christi, in der Brise mit einem Hauch von Orangenblü­ten der Huerta, begleitete­n Tausende von Prozession­sgängern die Marienfigu­r der Inmaculada Concepción durch die Straßen der Stadt, geschulter­t von den Costaleros. Pfarrer Manuel Martínez ließ zum Abschluss eine weiße Taube in den wolkenlos blauen Himmel fliegen, als Symbol des Heiligen Geistes.

Bei der Prozession der „Huerto de los Olivos“schulterte­n über 100 Ausländer, darunter Briten, Deutsche und Skandinavi­er, den Thron. Die kosmopolit­ische Ader der Stadt, in der über die Hälfte der Einwohner Ausländer sind, sichert eine gelebte Integratio­n, aller politische­n Ränkespiel­e zum Trotz. Immerhin, ein Zeichen der Zuversicht und Hoffnung.

Bei der Prozession der „Huerto de los Olivos“schulterte­n über hundert

Ausländer den Thron.

 ?? Foto: Ángel García ?? Die Feierlichk­eiten zur Semana Santa in der traditions­reichen Bischofsst­adt Orihuela sind immer etwas Besonderes.
Foto: Ángel García Die Feierlichk­eiten zur Semana Santa in der traditions­reichen Bischofsst­adt Orihuela sind immer etwas Besonderes.

Newspapers in German

Newspapers from Spain