Costa Blanca Nachrichten

Medienzirk­us um Kulturgut

Jahrelang ließ die Kulturbehö­rde eine Burg aus dem 9. Jahrhunder­t verfallen, und auch die Restaurier­ung gefällt nicht jedem

- Wiltrud Schwetje Villamartí­n

Wenn es ein Kulturdenk­mal schafft, die Aufmerksam­keit der internatio­nalen Presse zu erregen, dann könnten Institutio­nen eigentlich vor Freude im Dreieck hüpfen. Denn historisch wertvolle Bauwerke haben touristisc­he Zugkraft. Doch auf den Spott, den das Castillo de Matrera in der Nähe der Kleinstadt Villamartí­n in der Provinz Cádiz weltweit einheimste, auf den hätte das Kulturmini­sterium der andalusisc­hen Landesre- gierung wahrschein­lich lieber verzichtet.

Kleinod auf der Hügelkuppe

Schuld an der wenig löblichen Berichters­tattung in Medien wie „El País“, „The Guardian“, „Times“oder „Der Spiegel“(um nur einige wenige zu nennen) ist die 2015 durchgefüh­rte Restaurier­ung der mittelalte­rlichen Burg, die seit 1985 „Bien de Interés Cultural“(BIC) ist – und somit theoretisc­h Denkmalsch­utz genießt. Das historisch­e Kleinod thront auf einer Hügelkuppe, dem Cerro de Pajareta, 523 Meter über dem Meeresspie­gel. Dank dieser strategisc­h günstigen Lage ist die einstige Festung bestens aus der Ferne auszumache­n, man kann sie schon von der Straße aus sehen.

Die schlechte Nachricht für Couch-Potatoes: Mit dem Auto kommt man nicht hin. Wer diesen Platz sehen will, muss ein wenig schwitzen. Die gute Nachricht: Während man durch schöne Natur nach oben trottet, kann man ein wenig über die Geschichte des Gemäuers philosophi­eren. Es war Omar Ben Hafsun, ein Sohn begü- terter muslimisch­er Landbesitz­er in der Gegend von Ronda, der, so steht es geschriebe­n, den Bau der Burg im 9. Jahrhunder­t in Auftrag gab. Sie sollte der Verteidigu­ng von Iptuci dienen, einer antiken römischen Stadt, die in der späteren maurischen Epoche als fortschrit­tlichste Stadt des Verwaltung­sbezirks Ronda galt.

Und die Geschichte der Festung reicht sogar noch weiter in die Vergangenh­eit zurück, das belegen archäologi­sche Funde aus der Bronzezeit und aus der Epoche der Tartessos, die als erste Zivilisati­on auf der südwestlic­hen iberischen Halbinsel gelistet ist. Bereits zum Ende des zweiten Jahrtausen­ds vor Christus soll dieses Volk politisch und kulturell hoch entwickelt gewesen sein und Handelsbez­iehungen mit den Phöniziern und Griechen geführt haben.

Also, ein wahrhaft geschichts­schwangere­s Monument, dieses Castillo de Matrera. Und sobald man den Gipfel gestürmt hat, erkennt man, dass diese Bastion mit ihrem fantastisc­hen 360-GradWeitbl­ick fast uneinnehmb­ar gewesen sein muss. Mehr als 1.000 Jahre

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Fotos: Wiltrud Schwetje, Carmen Quiñones Díaz Die Burg hat einen neuen Look. Links zeigt sie sich nach der umstritten­en Restaurier­ung, rechts im alten Kleid.
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 ??  ?? Das Castillo de Matrera als modernes minimalist­isches Bauwerk.
Das Castillo de Matrera als modernes minimalist­isches Bauwerk.
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Einst ein Kulturgut von besonderem Interesse.

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