Eine heikle Aufgabe für Sauquillo
„Das ist schon eine sehr heiße Kartoffel“, sagt Francisca Sauquillo über ihren neuen Job in Madrid. Als Vorsitzende der städtischen Kommission zur Historischen Erinnerung, die aus sechs Experten besteht, soll sie aus dem Straßenbild der Hauptstadt alle Elemente beseitigen, die an die Franco-Diktatur erinnern. Die 72-Jährige ist sich der heiklen Aufgabe bewusst. Denn das Vorhaben ist keineswegs unumstritten und wird in konservativen Kreisen heftig kritisiert. Der Konflikt schwelt schon seit Wochen. Und Bürgermeisterin Manuela Carmena (Ahora Madrid) will ihn endlich vom Tisch haben.
„Geschichte ist eine eher objektive Sache, Erinnerung dagegen eine sehr subjektive, jeder hat seine eigene“, sagt Sauquillo im Gespräch mit der Zeitung „El País“. Beides in Einklang zu bringen, sei eine komplexe Angelegenheit. Dennoch will sich die ehemalige PSOE-Landtagsabgeordnete und Senatorin nur ein Jahr Zeit geben, um eine sogenannte erste Phase zum Abschluss zu bringen. Dies beinhaltet die Umbenennung von Straßen in der Hauptstadt. Hier will Sauquillo abwägend und unter Einbeziehung der Anwohner vorgehen. Schwieriger dürfte es mit der Beseitigung von Monumenten aus der Diktatur werden. Viele stehen unter Denkmalschutz. Zudem bedarf es der Zustimmung der örtlichen Kommission für das historische Erbe, die wiederum der PP-geführten Regionalregierung untersteht.
Dass Sauquillo ihre Aufgabe mit Ernsthaftigkeit und Fingerspitzengefühl angehen wird, liegt wohl auch in ihrer Biographie begründet, die von Schicksalsschlägen geprägt ist. Ihr Bru- der war einer der fünf Anwälte, die beim sogenannten Blutbad von Atocha im Januar 1977 von Rechtsterroristen erschossen wurden. Ihr Sohn, der an Anorexie litt, starb an Unterzuckerung. Ihren Mann verlor sie 2005.
Zurück geht das Vorhaben in Madrid auf das 2007 verabschiedete Gesetz zur Historischen Erinnerung (Ley de la Memoria Histórica), mit dem die FrancoDiktatur aufgearbeitet werden sollte. Das Gesetz sieht unter anderem die Entfernung franquistischer Symbole von öffentlichen Gebäuden und Plätzen vor. (tl)