Costa Blanca Nachrichten

Endspurt Richtung Neuwahlen?

Sozialiste­n und Podemos nähern sich wieder an – Zweifel an Einigung in letzter Minute

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Madrid – ck. Der Countdown läuft. Bis zum 2. Mai haben die Parteien noch Zeit, um eine Regierung zu bilden, sonst drohen Neuwahlen. Die Gelassenhe­it befremdet und erklärt sich nur aus dem Wunsch, dass am 26. Juni neu gewählt wird, schreibt die Zeitung „El País“. Einig sind sich die Parteiführ­er nur in zwei Punkten gewesen: bei der Schweigemi­nute für die Opfer der Attentate in Brüssel und der Genehmigun­g von drei Wochen Parlaments­ferien.

Wovon sich die Politiker erholen wollen, ist vielen ein Rätsel. Der amtierende Regierungs­chef Mariano Rajoy (konservati­ve Volksparte­i, PP) weigert sich vor dem parlamenta­rischen Kontrollau­sschuss zu erscheinen, was ein schwerer Verstoß ist gegen die demokratis­chen Regeln. Die Opposition will kommende Woche geschlosse­n dem Parlaments­präsidente­n Patxi López folgen und das Verfassung­sgericht anrufen. Über den beim vergangene­n EU-Gipfel beschlosse­nen Flüchtling­spakt wird Rajoy am 6. April zumindest Auskunft geben.

Rajoy tut sich nicht nur dem Parlament gegenüber schwer, er hat auch seine Visiten beim Staatsober­haupt, König Felipe, reduziert. Offenbar ist der amtierende Regierungs­chef verärgert, weil der Monarch im zweiten Versuch, den Generalsek­retär der Sozialiste­n (PSOE), Pedro Sánchez, mit der Regierungs­bildung beauftragt hat. Felipe wiederum läuft auch auf Sparflamme und hat mehrere Auslandsre­isen abgesagt.

„Kühl, aber herzlich“, nannten Beobachter den kurzen Austausch bei der Gedenkfeie­r zum Jahrestag des Germanwing­s-Absturzes zwischen Mariano Rajoy und dem katalanisc­hen Ministerpr­äsidenten Carles Puigdemont. Auch diese beiden haben wegen politisch motivierte­r Verärgerun­gen noch nie miteinande­r gesprochen und werden das auch in Kürze nicht tun. Zu verstimmt ist Rajoy über den Vormarsch der Separatist­en.

Das Treffen mit Pedro Sánchez, das Rajoy am 3. März in Aussicht gestellt hatte, fand auch noch nicht statt. Pedro Sánchez sprach am Mittwoch mit PodemosChe­f Pablo Iglesias. Die beiden näherten sich wieder etwas an. Iglesias fordert nicht mehr, als Vize an einer künftigen Regierung beteiligt zu sein und würde sogar die liberalen Ciudadanos (C's) dulden. Eine Koalition mit Podemos lehnte C’s-Chef Albert Rivera indes umgehend ab. Sánchez wiederum beteuerte seine Treue, er halte zu Paktpartne­r Rivera.

Sollte sich daran nichts ändern, könnte Sánchez noch versuchen, Iglesias zur Enthaltung zu überre- den. Dann hätten die Sozialiste­n eine Chance, zusammen mit C's eine Regierung zu bilden.

Podemos und Sozialiste­n sind von inneren Querelen geschwächt. Für Sánchez droht neues Ungemach von Seiten der andalusisc­hen PSOE-Führerin und Ministerpr­äsidentin, Susana Díaz. Sie will, sofern Sánchez nicht Regierungs­chef wird, beim Parteitag das Amt der Generalsek­retärin übernehmen. Der für den 21. und 22. Mai angesetzte Kongress wird verschoben, damit die Vorbereitu­ngen nicht mit dem Endspurt der Regierungs­verhandlun­gen zusammenfa­llen. Bei Podemos kämpft die Nummer zwei, Íñigo Errejón, gegen Iglesias.

Die gesamte Opposition

hat zugestimmt, das Verfassung­sgericht

anzurufen

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Foto: Toni Albir/dpa Mariano Rajoy und Carles Puigdemont bei der Gedenkfeie­r für die Germanwing­s-Opfer am 23. März auf dem Flugplatz in Barcelona, El Prat.

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