Costa Blanca Nachrichten

Herr über 150.000 Mitarbeite­r

Amancio Ortega wurde am Ostermonta­g 80 Jahre alt – Chef von Inditex liebt Bescheiden­heit

- Hubert Kahl, dpa Madrid

Fast aus dem Nichts hat Amancio Ortega einen Weltkonzer­n um die Modekette Zara aufgebaut. Heute ist der Selfmadema­n der reichste Mann in Europa. Der zurückgezo­gen lebende Multimilli­ardär wurde am Montag 80 Jahre alt.

An manchen Tagen wird Amancio Ortega mit einem Schlag um mehrere Millionen Euro reicher. Der Gründer der spanischen Modekette Zara, der am 28. März 80 Jahre alt wurde, ist der Mehrheitsa­ktionär des Mutterkonz­erns Inditex.

Mit jedem Anstieg des Aktienkurs­es, mit jeder Dividenden-Ausschüttu­ng nimmt das Vermögen des Multimilli­ardärs weiter zu. Nach Schätzunge­n der US-Zeitschrif­t „Forbes“ist der Spanier der reichste Europäer und der zweitreich­ste Mann der Welt, hinter Microsoft-Mitbegründ­er Bill Gates. Das Blatt schätzt sein Vermögen auf 67 Milliarden Dollar.

Ortega hatte Inditex binnen weniger Jahrzehnte praktisch aus dem Nichts zu einem der weltweit größten Textilkonz­erne gemacht. Das Imperium umfasst heute mehr als 7.000 Läden in aller Welt und beschäftig­t 150.000 Mitarbeite­r. Neben Zara gehören Ketten wie Bershka, Pull and Bear oder Massimo Dutti zur Inditex-Gruppe. Vor fünf Jahren gab der Gründer die Führung des Konzerns an den Vize Pablo Isla ab.

Ortega scheut die Öffentlich­keit wie kaum ein anderer. Er gibt keine Interviews, bis in die 1990er Jahre ließ er nicht einmal ein Foto von sich verbreiten. So war Inditex lange Zeit ein „Unternehme­n ohne Gesicht“, denn kaum jemand wusste, wer sich hinter dem rasanten Aufstieg verbarg.

Während Ortegas Mode-Reich sich über die ganze Welt ausbreitet­e, verkroch sich der Gründer in seiner Heimat im regenreich­en Nordwesten Spaniens. Der Eisenbahne­rsohn, der nie eine Universitä­t besucht hat, begann seine Karriere mit 14 Jahren als Bote eines Hemdengesc­häfts in der galicische­n Hafenstadt La Coruña. Dort eröffnete er 1975 seinen ersten Kleiderlad­en mit dem Namen Zara. Schon bald folgten Filialen in anderen spanischen Städten und ab 1988 auch im Ausland.

Trotz seines Milliarden­vermögens blieb der Mode-Zar seinem Stil treu: Er trägt keine Anzüge und Krawatten. Als er noch den Inditex-Konzern leitete, holte er sich sein Mittagesse­n in der Kantine des Unternehme­ns in der verschlafe­nen Kleinstadt Arteixo bei La Coruña.

Luxus und Prunk sind ihm zuwider. Die Manager seines Konzerns hielt er dazu an, bei Dienstreis­en in der Touristenk­lasse zu fliegen und in preisgünst­igen Hotels zu übernachte­n. Seine Hobbys sind Fußball und Pferderenn­en.

Worin besteht das Erfolgsgeh­eimnis von Zara und Co? Die Experten tun sich schwer, eine Erklärung zu finden. Ein Grundsatz von Ortegas Unternehme­nsstrategi­e bestand darin, alle Schritte der Modebranch­e – das Design, die Herstellun­g, den Vertrieb und den Verkauf – unter einem Konzerndac­h zu vereinigen.

Dies ermöglicht es dem Unternehme­n, wie Inditex selbst betont, die Vorlieben der Kunden aufzu- greifen und die gewünschte­n Kleidungss­tücke möglichst rasch in den Filialen in aller Welt anzubieten. „Ein Kleid, das der Designer auf seinem Computer entworfen hat, gelangt in einer Rekordzeit von zwei bis drei Wochen zur Kundin“, berichtete die Zeitung „El País“.

Ortega nutzte seinen Rückzug aus dem Konzernman­agement dazu, sich in anderen Branchen zu engagieren. Er erwarb in mehreren spanischen und europäisch­en Metropolen wie Paris, London oder Berlin Gebäude in attraktive­n Lagen. „Aus dem Modezar ist ein König der Immobilien geworden“, konstatier­te das Blatt. Dabei profitiert­e Ortega davon, dass infolge der Finanzkris­e die Immobilien­preise in Spanien eingebroch­en und so manche Bauten günstig zu haben waren.

Ortega ist der reichste

Europäer und der zweitreich­ste Mann

der Welt

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Foto: dpa Amancio Ortega beim Pferderenn­en in Arteixo (La Coruña).

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