Familienfrieden ist dahin
Cava-Produzent Freixenet steht vor dem Verkauf – Henkell-Gruppe macht Angebot
Sant Sadurní d’Anoia – tl. Eine prickelnde Wirtschaftsgeschichte: Es sieht danach aus, als könnte einer der berühmtesten und größten Cava-Produzenten Spaniens in deutsche Hände fallen. Für Freixenet liegt ein Kaufangebot der Henkell-Gruppe aus Wiesbaden vor. Auf der Hauptversammlung des katalanischen Familienunternehmens am Mittwoch sollte die Entscheidung fallen. Wegen eines Todesfalls in einer der Eignerfamilie vertagte man sich aber.
Um Freixenet, in der spanischen Cava-Metropole Sant Sadurní de’Anoia bei Barcelona beheimatet, steht es derzeit nicht zum Besten. Im vergangenen September, just zum Auftakt der Weinernte, konnte noch in letzter Minute ein Streik der Arbeiter verhindert werden. Drei Prozent mehr Lohn für die Jahre 2015 und 2016 mussten zugesagt werden, um das Unheil abzuwenden.
Auch die Geschäfte liefen schon einmal besser. Die Umsatz ging im vergangenen Jahr um 5,6 Prozent auf 500 Millionen Euro zurück. Der Gewinn betrug nur noch 2,2 Millionen Euro – ein Minus von 71 Prozent. Der Schuldenberg, so die Zeitung „El País“, wuchs auf 150 Millionen Euro an.
Freixenet, das ist alter spanischer Cava-Adel: Gegründet wurde das Unternehmen 1861. Seit 1914 wird Cava hergestellt. Der Name Freixenet ergab sich aus dem Umstand, dass das Weingut von Hainen voller Eschen (Katalanisch Freixe) umgeben war. Der Eigentümer Pedro Ferrer Bosch wurde daher von der lokalen Bevölkerung „El Freixenet“genannt.
Über die Jahrzehnte teilten sich drei Familien, die auf die Gründer zurückgehen, einvernehmlich die Geschäfte und die Anteile des Unternehmens. Die Familie Ferrer hält 42 Prozent und stellt stets den geschäftsführenden Vorstand. Die Familie Bonet besitzt 29 Prozent und stellt jeweils den Präsidenten. Die Familie Hevia Ferrer hält ebenfalls 29 Prozent am Unternehmen. Aus ihren Reihen kommt immer der Finanzvorstand.
Doch mit dem Einvernehmen unter den Familien ist es vorbei, seit es nicht mehr so gut läuft. Vor allem die Geschäftsführung der Ferrers steht in der Kritik. Deren Begründung, die globale Finanz- und Wirtschaftskrise sei schuld an den schlechten Zahlen, lassen die anderen beiden Familien so nicht gelten. Ihnen ist die Erklärung zu einfach.
Wie „El País“weiter berichtet, existiert wohl ein Ultimatum. Entweder vollziehe die Familie Ferrer einen Kurswechsel in der Geschäftsführung oder bestelle einen externen Geschäftsführer. Anderenfalls drohen die Familien Bonet und Hevia Ferrer mit Verkauf ihrer zusammen 58 Prozent. Damit würde die Kontrolle über Freixenet in fremde Hände fallen.
Ein Kaufangebot von Henkell liegt nach übereinstimmenden Presseberichten vor. Rund 500 Millionen Euro, so die Zeitung „La Vanguardia“, wolle das deutsche Sekt-Imperium, das zum Oetker-Konzern gehört, locker machen, um die Mehrheit bei Freixenet zu erhalten. Henkell besitzt in Spanien seit 2012 die Kellerei Cavas Hill. Auch kennen sich beide Unternehmen: Freixenet und Henkell kooperieren in einer Reihe von Ländern im Vertrieb.
Laut „La Vangaurdia“stößt Henkell durchaus auf Wohlwollen. Das Angebot sei das beste, um die Kontinuität von Freixenet zu gewährleisten. Auch involvierte Finanzkreise würden das so sehen.
Über Jahrzehnte teilten sich drei Familien einvernehmlich die Geschäfte