Was alles passieren kann
Bis zur letzten Sekunde konnten sich die Fernsehanstalten im Land des EM-Titelverteidigers nicht einigen, wer die Spiele nun überträgt. Zu groß war die Angst vor schlechten Quoten, die davon abhängen, wie die Spanier abschneiden. Schließlich geht es um rund 45 Millionen Euro. Die berechnet der UEFA-Verband für das Großereignis. Last Minute dann doch Einigung. Puh! Zumindest die Spanien- und weitere Topspiele werden ausgestrahlt. Überhaupt hat man den Eindruck, dass Fußball hierzulande dann doch nicht so wichtig ist. Auch nicht als Instrument zur Kundengewinnung und -bindung von so mancher Bar.
„Selbstverständlich könne man das Deutschlandspiel hier schauen.“– Herzliche Begrüßung durch den Kellner auf unsere Nachfrage hin. Vorfreudig nehmen wir Platz. Schon einige Minuten nach dem Anpfiff: starkes Ruckeln des Fernsehbildes, ausbleibender Ton, immer wieder Aufflackern, Verzerrung. Kaum erkennbar, welcher Spieler gerade am Ball sein soll. Wenn hier gerade ein Match läuft, dann höchstens mal ein paar Sekunden Ameisenfußball. „Schwaches oder gar kein Signal“, sagt der schwarze Bildschirm.
Man könne nichts machen, habe schon alles versucht, versichert der Verspre- cher-Kellner. „Ach ja?“Ein mit ihm befreundeter Kunde opfert sich später auf, seinen Laptop anzuschließen. Der Ball rollt flüssiger als je zuvor, endlich! Mittlerweile ist die Verzögerung, die wir erreicht haben, jedoch so groß, dass uns die Push-Nachricht zum 2:0 übers Handy schneller erreicht als das, was wir eigentlich simultan auf dem nun funktionierenden Fernsehbild sehen sollten. Mal wieder ist die Technik schuld.
Wie schon damals beim Champions-League-Finale, als sich der private Receiver nach eineinhalb Stunden automatisch abschaltete. Natürlich genau während des Elfmeterschießens. Bei der WM im Sommer 1990 war es der Fernseher selbst, der im ungünstigsten Moment in der Dachwohnung in Madrid bei 40 Grad nahezu zu schmelzen begann. Der sofortige Neukauf im nächstbesten Laden hat sich ausgezahlt: Deutschland wurde Weltmeister.