Ärger auf dem Trödelmarkt
Rathaus will auf Rastro härter durchgreifen – Viele Händler halten Neuware-Anteil für zu hoch
Calp – ms. Zerlesene Bücher und Second-Hand-Kleidung, nagelneue Bikinis in Neonfarben und ein breites Angebot an Sonnenbrillen: Auf dem Calper Rastro ist ein bunter Mix aus privatem Trödel und gewerblicher Neuware zu haben. „Mit einem richtigen Rastro hat das schon lange nichts mehr zu tun“, kritisiert Ingo Martala, der seit gut zehn Jahren einmal pro Woche in Calps Avenida País Valencià hinter dem Verkaufstisch steht. Zu viel Neues, findet der Deutsche, werde hier angeboten.
Derselben Meinung sind viele der Händler, die hier jeden Mittwoch ihr Lager aufschlagen. Kontrolle gebe es fast keine. Genau aus diesem Grund will das Rathaus, das den Markt veranstaltet und auch für die Verkaufslizenzen zuständig ist, jetzt härter durchgreifen.
„Man wollte, dass wir unsere Namen mit Passfoto am Stand anbringen, um uns zu kontrollieren“, sagt Ingrid Martala kopfschüttelnd, „auf anderen Märkten läuft das nicht so“.
Neuware ohne Erlaubnis
Das zuständige Stadtamt für Handel verdächtigt einige Verkäufer, die eigentlich nur eine Erlaubnis zum Anbieten von Trödel haben, auch Neuware feilzubieten. „Ich habe mich selbst davon überzeugt“, sagt Handelsstadtrat Matías Torres. Er habe zum Beispiel einen Verkäufer dabei erwischt, wie er Brillen anbot – „in einer Menge, die niemals aus privatem Besitz sein kann“, sagt er.
Aus diesem Grund ließ das Rathaus kürzlich Flyer an einige Händler verteilen, die sie aufforderten, die drei Monate gültigen Lizenzen für Trödelhändler neu zu beantragen. Bei Berthold Roehl und seiner Frau sorgte das für Verwirrung. Das Ehepaar schwört Stein und Bein, bisher zwar im dreimonatlichen Rhythmus die fälligen 92 Euro bezahlt zu haben, die Trödellizenz aber immer für jeweils ein ganzes Jahr vom Rathaus bekommen zu haben. „Warum ich jetzt alle drei Monate einen neuen Antrag stellen soll, verstehe ich nicht“, sagt Roehl und zeigt auf sein Sortiment. Er habe nichts zu verbergen. „Außer ein paar Batterien sind das alles gebrauchte Dinge oder Sachen, die mir geschenkt wurden“, meint er.
Viele Standbetreiber sind unzufrieden. Einige glauben, dass das Rathaus aus dem eigentlichen Second-Hand-Rastro einen richtigen Markt für Gewerbetreibende machen will. So einen gebe es aber mit dem Calper Samstags-Merca- dillo schon, sagen sie. Und noch ein Aufreger beschäftigt an diesem Mittwoch alle Händler: Kürzlich wurde die Avenida País Valencià frisch asphaltiert, die Straßenmarkierungen für die Stände aber fehlen bisher. „Heute Morgen ist hier deshalb erst einmal das Chaos ausgebrochen“, sagt Roehl.
Wenig Abwechslung
Auch Christoph Römer, der regelmäßig auf Teuladas Sonntags-Rastro für Ordnung sorgt, kritisiert die Organisation in Calp. „Auf anderen Märkten werden leere Stellplätze morgens an die verteilt, die spontan mitmachen wollen, genau das macht einen Rastro attraktiv“, sagt er. „Hier in Calp sind aber immer die gleichen Händler, da überlegen sich die Kunden verständlicherweise zweimal, ob sie kommen oder nicht.“