Umfrage aus dem Gemüseladen
Nach spanischem Gesetz ist es seit vergangenem Dienstag untersagt, die Ergebnisse von Meinungsumfragen zum voraussichtlichen Ausgang der anstehenden Parlamentswahl am Sonntag zu veröffentlichen. Einige Medien haben vor der Neuwahl am kommenden Sonntag jedoch Wege gefunden, dieses Verbot zu umgehen. Die in Barcelona erscheinende Zeitung „El Periódico“verbreitet täglich aktuelle Umfragewerte auf der Internetseite ihres Schwesterblatts im benachbarten Kleinstaat Andorra. Diese Berichte in „El Periò- dic d’Andorra“können auch von Spanien aus im Internet gelesen werden.
Die Madrider Zeitung „El Mundo“griff die dort verbreiteten Zahlen auf, zeichnete sie aber nicht als Umfragewerte aus, sondern als die „Preise in einem Obst- und Gemüseladen in Andorra“. „Es ist nicht verboten, die Lebensmittelpreise in Andorra zu veröffentlichen“, schrieb das Blatt in seiner Online-Ausgabe. „Es ist reiner Zufall, dass die Preise exakt mit den Umfragewerten aus ‚El Periòdic d’Andorra‘ übereinstimmen.“Dabei nennt „El Mundo“keine Namen von Parteien. Aber die Leser wissen, dass der Preis für das Wasser dem voraussichtlichen Prozentsatz der Volkspartei von Ministerpräsident Mariano Rajoy entspricht, weil Blau die Farbe der Konservativen ist.
Die Erdbeeren stehen für die Sozialisten (rot), die Auberginen für die Linkspartei Podemos (Wir können/violett) und die Apfelsinen wiederum für die liberalen Ciudadanos (Bürger/ orange). dpa