Es tröpfelt nur noch
Anwohner in Porta de Orba kämpfen seit Jahren mit niedrigem Wasserdruck – Oft fließt es gar nicht
Niedriger Wasserdruck: In Porta de Orba kommt oft nur ein dünner Strahl aus dem Hahn
Orba – at. Die morgendliche Dusche ist für Heiner Kunze ein Risiko, muss er doch damit rechnen, dass plötzlich kein Wasser mehr aus dem Duschkopf fließt. „Es ist einem gar nicht bewusst, wie oft am Tag man kurz seine Hände unter den Wasserhahn hält“, sagt Ilse Kunze, die sich dabei immer wieder mit einem hauchdünnen Strahl begnügen muss. Bei den Kunzes stehen Probleme wie diese auf der Tagesordnung. „Wir haben überall Fünf-LiterKanister mit Wasser stehen, für den Fall der Fälle“, sagt der Deutsche.
Er und seine Frau leben seit 2002 in Orbas Urbanisation Porta de Orba. An einem Ort, an dem das Wasser oft gar nicht oder nur mit sehr niedrigem Druck ankommt. „Das Problem besteht seit Jahren, einmal standen wir im Hochsommer elf Tage lang ohne Wasser da“, sagt Kunze, für den die Schmerzgrenze mittlerweile überschritten ist.
Zu viel Rosarot
Seit Januar dieses Jahres führt er eine Statistik. „Rot“steht da für „kein Wasser“, Rosa für Wasser mit einem niedrigerem Druck als ein bis 1,5 bar. Gerade zu den Stoßzeiten, also morgens und mittags, häufen sich die rosa und roten Markierungen. Duschen, Wäsche waschen oder Ähnliches ist dann nicht drin. „Schauen Sie hier“, sagt er und zeigt auf den 13. und 14. Juni. Am 13. Juni gab es ab 16 Uhr nur noch Wasser mit niedrigem Druck, von 20 Uhr bis um 23 Uhr am Folgetag saßen die Kunzes fast durchgängig sogar völlig auf dem Trockenen.
Für die Wasserversorgung in Orba ist seit über drei Jahren das Unternehmen Acciona zuständig. Das Problem in Porta de Orba ist aber schon wesentlich älter. „Das Wasserleitungssystem in der Urbanisation ist einfach schlecht gemacht“, sagt Ignasi Cervera (Compromís), seit vergangenem Jahr Bürgermeister von Orba. So sei die Pumpstation in die Mitte der Urbanisation gesetzt worden und könne nicht alle Teile mit dem nötigen Druck versorgen. Gebaut wurde die Urbanisation bereits 2001.
Auch Acciona gibt zu, dass das Wasser in Porta de Orba schwächelt. „Die Urbanisation liegt am Ende der Gemeinde“, sagt Pressesprecherin Elena Reina, „außerdem gibt es eine sehr große Steigung. Deshalb kommt es mit zu niedrigem Druck an“. Es seien um die 20 Häuser betroffen. Den Druck erhöhen könne man nicht, weil dann die Leitungen von anderen Häusern platzen würden.
Das Problem ist also bekannt. Gelöst wird es trotzdem nicht. „Es müsste eine neue Leitung gebaut werden, um das Wasser schneller nach oben zu befördern“, sagt Reina. Man habe dem Rathaus bereits eine Lösung vorgeschlagen. Dort jedoch heißt es, dass man noch auf einen konkreten Vorschlag warte. „Wenn Acciona sich nicht an den Vertrag hält, laut dem es die Wasserversorgung mit einem Mindestdruck gewährleisten muss, dann muss es dieses Problem beheben“, sagt Cervera.
Das Rathaus stehe zurzeit in Verhandlungen mit dem Unternehmen, auch ein Anwalt sei eingeschaltet und prüfe, wer wofür zuständig sei. Denn genau das scheint nicht klar zu sein, wie es auch die Kunzes erfahren mussten. „Bei Acciona nennt man uns Gründe wie ein Leck, Schäden oder dass der Wasserspeicher kaputt sei. Aber all das interessiert mich nicht. Ich will einfach zuverlässig Wasser haben“, sagt Heiner Kunze. Man habe ihm empfohlen, einen eigenen Wasserspeicher anzulegen, „aber das sehe ich nicht ein“. Der Bürgermeister wiederum sei zwar gesprächsbereit, aber letztlich schiebe man sich gegenseitig die Verantwortung zu.
„Dabei hat Orba qualitativ sehr gutes Wasser“, sagt der Deutsche und fügt noch eine kleine Kuriosität hinzu. „Wissen Sie, was der Name Orba bedeutet?“Er könnte vom iberischen Ur-Obia stammen, heiße es auf Wikipedia. Und das bedeutet „Ort am Fuß eines Berges, an dem Wasser entspringt“.
Wo auch immer es entspringt, bei den Kunzes kommt es nicht an.
Es scheint nicht klar zu sein, wer wofür zuständig ist