Ein Paradies für Archäologen und Geographen
sw. Das Gebiet rund um Teba ist nicht nur ein Paradies für Archäologen, sondern auch ein Eldorado für Glücksritter. „Es gibt Leute, die mit Metalldetektoren unterwegs sind“, weiß David. Einer seiner Freunde habe einen großen Schatz von seinem Vater geerbt, darunter zwei uralte, sehr wertvolle Goldmünzen. „Der bräuchte nicht mehr arbeiten, wenn er das alles verkaufen würde“, mutmaßt David Gálvez.
Und um die historische Wichtigkeit seiner Heimat unter Beweis zu stellen, lotst er uns zum Tajo de Teba, wo sich die Cueva de las Palomas (dt.: Höhle der Tauben) befindet. Diese beeindruckende und riesige Höhle, in der früher Menschen lebten, war lange ein Abenteuerspielplatz für die Kinder der Umgebung, heute ist sie durch ein robustes Gitter versperrt. Dennoch ist das Bergareal immer noch bei Kletterern beliebt – und bei Archäologen. Zufällig treffen wir bei dieser Erkundungstour auf eine deutsche Forschertruppe, die an einem Felsvorsprung ihr Ausgrabungslager aufgeschlagen und im Schatten eine Pause eingelegt hat. Die leitende Archäologin Yvonne Tafelmaier ist mit ihrem Team am Tag zuvor angereist. Gemeinsam mit dem Geographie-Doktoranden Daniel und den Studentinnen Taylor und Kristina wird sie sich einen Monat lang im Rahmen eines deutsch-spanischen Forschungsprojektes sorgsam durch die Erde buddeln. Dank einer Zusammenarbeit der Universitäten Köln und Cádiz waren die Forscher schon im vergangenen Sommer vor Ort. Neben der Höhle der Tauben studieren sie auch die prähistorische Höhle von Ardales. An ihrem ersten Tag haben Tafelmaier & Team in der Cueva de las Palomas nur winzige Knochenreste gefunden, sowie Splitter von Feuersteinen, die einst zur Herstellung von Steinwerkzeugen dienten. Doch die Forscher sind von einer weitaus größeren Hoffnung und Vision getrieben: „Wir suchen nach ersten Belegen des anatomischen Menschen, der den Neandertaler in Europa abgelöst hat“, gibt Yvonne Tafelmaier preis. „An dieser Stelle hat sich jemand irgendwann einige Meter tief runtergegraben“, sagt Tafelmaier und blickt in einen dunklen Höhlenschacht, der nur über eine Leiter zugänglich ist. Fotos von der Ausgrabungsstätte könne sie noch nicht autorisieren, aber von innen könne man die Sedimente der unterschiedlichen Kulturschichten erkennen.
Ganz oben würde man nur Keramikscherben oder Reste von Getreidemahlsteinen finden, aber je tiefer man gehe, umso mehr nähere man sich Sedimentschichten, die 20.000 bis 30.000 Jahre alt seien. Oder gar noch älter. „An diesem Ort gibt es eine lange Sequenz des Mittelpaläolithikums, also des mittleren Abschnitts der Altsteinzeit, der 40.000 bis 200.000 Jahre zurückliegt“, resümiert Tafelmaier.
Nur ein Beweis mehr für die faszinierende Geschichte Andalusiens und der Provinz Málaga im Besonderen. Derzeit wird in der Cueva de las Palomas gegraben. Yvonne Tafelmaier und Team hoffen auf spannende Entdeckungen.