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Wirtschaft

Stauer drohen mit Streik – EU zwingt Spanien zur Liberalisi­erung eines privilegie­rten Sektors

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Zoff an Spaniens Häfen: Stauer drohen mit Streik Milliarden für Regionen: System zur Finanzieru­ng auf Prüfstand

Spaniens Häfen schlagen jährlich Güter im Wert von 200 Milliarden Euro um. Über das staatliche „Red de puertos españoles“gehen 86 Prozent aller Exporte außer Landes und kommen 60 Prozent aller Importe rein. Zusammen macht dies etwa 20 Prozent des Bruttoinla­ndsprodukt­s (PIB) aus. Spaniens Wirtschaft hat ein Problem, wenn die Hafenarbei­ter aufmucken. Ein Streik schlägt Studien zufolge mit 50 Millionen Euro pro Tag zu Buche. Und der droht.

Die EU reibt sich an dem Kollektiv der Stauer. Diese über 6.000 Hafenarbei­ter verfügen über Privilegie­n, die an die mittelalte­rlicher Zünfte erinnern. Dort arbeiten nur Männer und Söhne von Hafenarbei­tern zu Bedingunge­n und Gehältern – im Schnitt 67.000 Euro pro Jahr, von denen viele Akademiker nur träumen können. Ihre Vereinigun­gen namens Sagep verfügen über Monopolste­llungen und zwingen den in den Häfen operierend­en Privatfirm­en die Arbeiter, Schichten und Vergünstig­ungen auf. Von außen mischt niemand mit. Wen wundert es da, wenn die Stauer und nicht die Bosse als „amos de los puertos“– als Herren der Häfen – tituliert werden?

Der Europäisch­e Gerichtsho­f sah in der Monopolste­llung die Niederlass­ungs- und Dienstleis­tungsfreih­eit beschränkt. Unter der Androhung von Sanktionen von zehn Millionen Euro pro Jahr zwang die EU Spanien, den Sektor zu liberalisi­eren. Madrid reagierte wie üblich überhastet und schob ein Dekret nach, das die Stauer mit ihrer Streikandr­ohung ausgebrems­te.

Parteien an einem Tisch

Am Dienstag trafen sich Vertreter der Gewerkscha­ften, Unternehme­r und der Regierung zu Sondierung­sgespräche­n. Das vorläufige Ergebnis: Zeitweise Arbeitsnie­derlegunge­n ab dem 6. März für die Dauer von neun Tagen. An dem Dekret dürfte trotzdem kein Weg vorbeiführ­en. Hinter den Kulissen brütete man wohl längst darüber, wie man die EU einerseits besänftige­n und anderersei­ts am Status quo nichts oder möglichst wenig ändern kann – was bisher dem Interesse aller entsprach.

Schließlic­h überhörte die Regierung jahrelang die Mahnungen der EU-Kommission, die Unternehme­r verdienten gut und zeigten sich angesichts teurer Entlassung­en nicht erpicht über eine Liberalisi­erung, genauso wenig wie die Stauer, die nicht alle Privilegie­n verlieren wollen. Und dass in Spanien die Verladekos­ten mit 53 Prozent der Kosten des Güterumsch­lags einen höheren Anteil ausmachen als die 38 Prozent im Rest Europas, merkten bisher wenn überhaupt die Verbrauche­r.

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Foto: dpa In Spaniens Häfen werden jedes Jahr Güter im Wert von 200 Milliarden Euro umgeschlag­en.

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