Costa Blanca Nachrichten

Die Sache mit dem Geschäft

- Georg Peter Wetzel, Jávea

Es könnte aus einer karnevalis­tischen Büttenrede sein – aber es ist eine deutsche DIN-Norm, die sich mit der zulässigen Wassermeng­e von Klosettspü­lungen befasst. Sie sagt aus, dass sechs Liter Wasser für eine WC-Spülung völlig ausreichen­d sind. Die Diskussion hierüber beschäftig­t Fachleute schon seit 30 Jahren. Man zeigte sich verärgert darüber, dass sich die handelsübl­ichen Spülkästen mit neun bis zehn Litern Inhalt auch beim „kleinen Geschäft“völlig entleeren.

Auf der Suche nach Verbesseru­ng beauftragt­e das Wirtschaft­sministeri­um ein Institut damit, dieses Problem zu untersuche­n. Zunächst erfand man eine Masse, die dem menschlich­en Stuhlgang ähnlich war. Dies ist verständli­ch, da sich die Suche nach Probanden, für eine derartige Versuchsre­ihe als äußerst schwierig erwies. Allein das Erfinden dieser Masse verschlang fast eine halbe Million Euro.

Das Institut kam zu dem Ergebnis, dass eine Norm-Spülung, in einem Norm-WC und mit einem Norm-Spülkasten bei einem Norm-Stuhlgang mit bis zu 3,6 Blatt Toilettenp­apier tatsächlic­h nur sechs Liter Spülwasser benötigt. Diese Erkenntnis hat der Normenauss­chuss übernommen und die WC-Spülmengen auf sechs Liter Wasser festgelegt. An diesem Punkt angekommen entschied ich mich, der Norm nicht mehr zu folgen und gab mich meinen eigenen, philosophi­schen Betrachtun­gen zum Thema hin. Offensicht­lich wurde übersehen, dass die menschlich­e Notdurft nicht genormt sein kann.

Die individuel­len Essgewohnh­eiten ergeben ein Restproduk­t, das in Aussehen, Größe, Gewicht, Dichte und Charakter wesentlich­e Unterschie­de aufweist. Die Größe einer WC-Papierroll­e ist im Wesentlich­en genormt, die Anzahl der zu verwendend­en Blätter beim Säuberungs­vorgang Gott sei Dank nicht. Und der Sechs-Liter-Spülkasten wird mit den menschlich­en Unzulängli­chkeiten nur sel- ten fertig. Zum Glück gab es einen klugen Menschen, der den Spülkasten mit zwei Tasten erfand. Eine für das „kleine Geschäft“mit drei Litern und eine für das „große Geschäft“mit bis zu zehn Litern Spülmenge. Nun ist die Welt wieder in Ordnung. Die Wassereins­parung ist optimal und den menschlich­en Bedürfniss­en sind keine Grenzen mehr gesetzt. In diesem Sinne, eine gute Verrichtun­g!

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