Die Sache mit dem Geschäft
Es könnte aus einer karnevalistischen Büttenrede sein – aber es ist eine deutsche DIN-Norm, die sich mit der zulässigen Wassermenge von Klosettspülungen befasst. Sie sagt aus, dass sechs Liter Wasser für eine WC-Spülung völlig ausreichend sind. Die Diskussion hierüber beschäftigt Fachleute schon seit 30 Jahren. Man zeigte sich verärgert darüber, dass sich die handelsüblichen Spülkästen mit neun bis zehn Litern Inhalt auch beim „kleinen Geschäft“völlig entleeren.
Auf der Suche nach Verbesserung beauftragte das Wirtschaftsministerium ein Institut damit, dieses Problem zu untersuchen. Zunächst erfand man eine Masse, die dem menschlichen Stuhlgang ähnlich war. Dies ist verständlich, da sich die Suche nach Probanden, für eine derartige Versuchsreihe als äußerst schwierig erwies. Allein das Erfinden dieser Masse verschlang fast eine halbe Million Euro.
Das Institut kam zu dem Ergebnis, dass eine Norm-Spülung, in einem Norm-WC und mit einem Norm-Spülkasten bei einem Norm-Stuhlgang mit bis zu 3,6 Blatt Toilettenpapier tatsächlich nur sechs Liter Spülwasser benötigt. Diese Erkenntnis hat der Normenausschuss übernommen und die WC-Spülmengen auf sechs Liter Wasser festgelegt. An diesem Punkt angekommen entschied ich mich, der Norm nicht mehr zu folgen und gab mich meinen eigenen, philosophischen Betrachtungen zum Thema hin. Offensichtlich wurde übersehen, dass die menschliche Notdurft nicht genormt sein kann.
Die individuellen Essgewohnheiten ergeben ein Restprodukt, das in Aussehen, Größe, Gewicht, Dichte und Charakter wesentliche Unterschiede aufweist. Die Größe einer WC-Papierrolle ist im Wesentlichen genormt, die Anzahl der zu verwendenden Blätter beim Säuberungsvorgang Gott sei Dank nicht. Und der Sechs-Liter-Spülkasten wird mit den menschlichen Unzulänglichkeiten nur sel- ten fertig. Zum Glück gab es einen klugen Menschen, der den Spülkasten mit zwei Tasten erfand. Eine für das „kleine Geschäft“mit drei Litern und eine für das „große Geschäft“mit bis zu zehn Litern Spülmenge. Nun ist die Welt wieder in Ordnung. Die Wassereinsparung ist optimal und den menschlichen Bedürfnissen sind keine Grenzen mehr gesetzt. In diesem Sinne, eine gute Verrichtung!